Konkurrenz für GPS
SPIEGEL ONLINE - 15. Mai 2005, 14:57
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,355753,00.html
Konkurrenz für GPS
Ortungssystem basiert auf Fernsehsignalen
Eine amerikanische Hightech-Firma entwickelt ein Ortungssystem, das völlig ohne Satelliten auskommt. Die Konkurrenz für das Global Positioning System basiert auf dem Abgleich von Fernsehsignalen - denn die dringen, anders als GPS, auch durch Betonwände. Einer der Investoren ist die CIA.
www.rosum.com
Kein verspäteter Aprilscherz: Der Fernseher als GPS-Ersatz
Auch wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird: Perfekt sind die Möglichkeiten zur Überwachung von Menschen bislang nicht. Zwar erlauben Mobiltelefone und das Satelliten-Navigationssystem GPS es, Menschen zu orten, die entsprechende Geräte bei sich tragen. Die Ortung per Handy aber ist ungenau, und GPS funktioniert nur, wenn nach oben relativ freie Sicht herrscht: In dichten Wäldern, in Hochhausschluchten oder gar innerhalb von Gebäuden ist man für GPS unsichtbar.
Diesem Mangel will ein US-Unternehmen namens Rosum nun abhelfen - und sich dabei des guten alten Fernsehens bedienen. Fernsehsignale haben zwei entscheidende Vorteile: Es gibt sie fast überall - zumindest an Orten, an denen auch Menschen leben - und sie dringen auch durch dicke Betonwände. Das Ortungssystem, an dem Rosum im Augenblick arbeitet, macht sich diese Vorteile zunutze: Statt per Satellit sollen Menschen mit geeigneten Empfängern nun aufgrund ihrer Entfernung vom nächsten Fernsehsender geortet werden können.
"Im GPS-System gibt es immense schwarze Löcher, und wir können diese Lücke füllen", sagte John Metzler von Rosum gegenüber dem Branchen-Informationsdienst Siliconvalley.com.
Ein Merkmal des TV-Signals wird zur Ortung benutzt
Das System nutzt ein bestimmtes Merkmal, das analoge und digitale Fernsehsignale haben - es dient eigentlich dazu, bei älteren Fernsehgeräten dafür zu sorgen, dass das Bild nicht flackert. Bei Rosum hat man einen Funkempfänger gebaut, der diese Synchronisations-Information erfassen und daraus errechnen, kann, wie weit der Empfänger vom Sender entfernt ist. Diese Daten werden anschließend mit anderen abgeglichen, die von eigens installierten "Monitor-Einheiten" ermittelt werden.
Aus der Kombination der Signale kann die Position des Funkempfängers errechnet werden. Die Kommunikation zwischen dem dazu notwendigen Server und dem Empfänger soll über SMS und den Mobilfunkstandard GPRS ablaufen - was nach aktuellem Stand der Technik die Einsatzmöglichkeiten doch wieder einschränken würde, denn auch Handy-Empfang gibt es nicht überall.
Bislang sind die Empfänger-Module etwa so groß wie Streichholzschachteln, sie sollen aber noch schrumpfen, und der Herstellungspreis von etwa 40 Dollar pro Stück könne bei Massenproduktion gesenkt werden, so Rosum gegenüber Siliconvalley.com. Das Hauptproblem bei der Konstruktion dieser Geräte ist offenbar, dass Störsignale, beispielsweise Reflexionen von anderen Objekten, ausgefiltert werden müssen.
"Ein Schritt Richtung Überwachungsgesellschaft"
Nicht alle sind von der Entwicklung begeistert. Kurt Opsahl von der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation etwa kommentierte: "Das ist ein weiterer Schritt in die Richtung einer Überwachungsgesellschaft."
Sollte sich das System als funktionsfähig erweisen, ist es ein heißer Kandidat für eine Aufgabe, die Präsident Bush im Dezember persönlich formulierte: Ein im Notfall verfügbarer Ersatz für das GPS-System, von dem auch das US-Militär und die Geheimdienste kräftig Gebrauch machen, soll gefunden werden. Bei Rosum hofft man, die eigene Technologie komme dafür in Frage.
Die Chancen dafür stehen vermutlich gut. Denn wer besonderes Interesse an den Entwicklungen von Rosum hat, lässt sich auch an der Liste derer ablesen, die in das neue System investiert haben. Dazu gehört neben den Wagniskapital-Abteilungen verschiedener Unternehmen auch In-Q-Tel - die Hightech-Investitionsabteilung der CIA.
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,355753,00.html
Konkurrenz für GPS
Ortungssystem basiert auf Fernsehsignalen
Eine amerikanische Hightech-Firma entwickelt ein Ortungssystem, das völlig ohne Satelliten auskommt. Die Konkurrenz für das Global Positioning System basiert auf dem Abgleich von Fernsehsignalen - denn die dringen, anders als GPS, auch durch Betonwände. Einer der Investoren ist die CIA.
www.rosum.com
Kein verspäteter Aprilscherz: Der Fernseher als GPS-Ersatz
Auch wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird: Perfekt sind die Möglichkeiten zur Überwachung von Menschen bislang nicht. Zwar erlauben Mobiltelefone und das Satelliten-Navigationssystem GPS es, Menschen zu orten, die entsprechende Geräte bei sich tragen. Die Ortung per Handy aber ist ungenau, und GPS funktioniert nur, wenn nach oben relativ freie Sicht herrscht: In dichten Wäldern, in Hochhausschluchten oder gar innerhalb von Gebäuden ist man für GPS unsichtbar.
Diesem Mangel will ein US-Unternehmen namens Rosum nun abhelfen - und sich dabei des guten alten Fernsehens bedienen. Fernsehsignale haben zwei entscheidende Vorteile: Es gibt sie fast überall - zumindest an Orten, an denen auch Menschen leben - und sie dringen auch durch dicke Betonwände. Das Ortungssystem, an dem Rosum im Augenblick arbeitet, macht sich diese Vorteile zunutze: Statt per Satellit sollen Menschen mit geeigneten Empfängern nun aufgrund ihrer Entfernung vom nächsten Fernsehsender geortet werden können.
"Im GPS-System gibt es immense schwarze Löcher, und wir können diese Lücke füllen", sagte John Metzler von Rosum gegenüber dem Branchen-Informationsdienst Siliconvalley.com.
Ein Merkmal des TV-Signals wird zur Ortung benutzt
Das System nutzt ein bestimmtes Merkmal, das analoge und digitale Fernsehsignale haben - es dient eigentlich dazu, bei älteren Fernsehgeräten dafür zu sorgen, dass das Bild nicht flackert. Bei Rosum hat man einen Funkempfänger gebaut, der diese Synchronisations-Information erfassen und daraus errechnen, kann, wie weit der Empfänger vom Sender entfernt ist. Diese Daten werden anschließend mit anderen abgeglichen, die von eigens installierten "Monitor-Einheiten" ermittelt werden.
Aus der Kombination der Signale kann die Position des Funkempfängers errechnet werden. Die Kommunikation zwischen dem dazu notwendigen Server und dem Empfänger soll über SMS und den Mobilfunkstandard GPRS ablaufen - was nach aktuellem Stand der Technik die Einsatzmöglichkeiten doch wieder einschränken würde, denn auch Handy-Empfang gibt es nicht überall.
Bislang sind die Empfänger-Module etwa so groß wie Streichholzschachteln, sie sollen aber noch schrumpfen, und der Herstellungspreis von etwa 40 Dollar pro Stück könne bei Massenproduktion gesenkt werden, so Rosum gegenüber Siliconvalley.com. Das Hauptproblem bei der Konstruktion dieser Geräte ist offenbar, dass Störsignale, beispielsweise Reflexionen von anderen Objekten, ausgefiltert werden müssen.
"Ein Schritt Richtung Überwachungsgesellschaft"
Nicht alle sind von der Entwicklung begeistert. Kurt Opsahl von der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation etwa kommentierte: "Das ist ein weiterer Schritt in die Richtung einer Überwachungsgesellschaft."
Sollte sich das System als funktionsfähig erweisen, ist es ein heißer Kandidat für eine Aufgabe, die Präsident Bush im Dezember persönlich formulierte: Ein im Notfall verfügbarer Ersatz für das GPS-System, von dem auch das US-Militär und die Geheimdienste kräftig Gebrauch machen, soll gefunden werden. Bei Rosum hofft man, die eigene Technologie komme dafür in Frage.
Die Chancen dafür stehen vermutlich gut. Denn wer besonderes Interesse an den Entwicklungen von Rosum hat, lässt sich auch an der Liste derer ablesen, die in das neue System investiert haben. Dazu gehört neben den Wagniskapital-Abteilungen verschiedener Unternehmen auch In-Q-Tel - die Hightech-Investitionsabteilung der CIA.
junge - 15. Mai, 16:43
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