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Noch hat sich die Internettelefonie nicht durchgesetzt.
Internet
„Skype wird den Telefonie-Markt durcheinanderwirbeln”
31. Januar 2005 Das Breitband-Internet hat in Deutschland Fahrt aufgenommen. Die Deutsche Telekom hat bisher rund sechs Millionen schnelle DSL-Anschlüsse an das Internet freigeschaltet. Ein Breitband-Anschluß ermöglicht aber nicht nur schnelleres Surfen im Internet, sondern wird vor allem die Telefonie über das Netz vorantreiben. "Die Internet-Telefonie wird nicht über-, sondern noch unterschätzt", ist sich Arno Wilfert vom Beratungsunternehmen Arthur D. Little sicher. Die Vorteile der Internet-Telefonie steigen mit jedem neuen Nutzer überproportional an.
Das Geschäft mit der Internet-Telefonie werden aber nicht nur die etablierten Internet-Zugangsanbieter machen, sondern auch Neueinsteiger wie Skype. "Die Nutzerzahlen von Skype gehen dramatisch hoch. Skype wird den Telefonie-Markt durcheinanderwirbeln", ist sich Wilfert sicher. In der Folge werden die Margen der traditionellen Telefongesellschaften sinken. Die Unternehmen müssen sich neue Geschäftsfelder suchen, um den Umsatzausfall im klassischen Geschäft auszugleichen.
Hinter Skype stecken die Kazaa-Gründer
Skype setzt auf den Peer-to-peer-Gedanken der Musiktauschbörsen auf: Nutzer, die sich in dem Netzwerk angemeldet haben, können ohne Zusatzkosten miteinander telefonieren. Die Sprache wird über das Internet übertragen. Skype läßt sich zwar auch mit einer Analog- oder ISDN-Verbindung nutzen, doch eine gute Sprachqualität erfordert einen Breitband-Anschluß.
Die Verwandtschaft mit den Tauschbörsen ist kein Zufall, denn die Gründer von Skype, Niklas Zennström und Janus Friis, haben einst die populäre Tauschbörse Kazaa ins Leben gerufen. Heute gehören bereits mehr als 15 Millionen Menschen in aller Welt zu den Skype-Nutzern; täglich laden sich rund 120.000 Internet-Nutzer die Software aus dem Netz. Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Evalueserve werden im Jahr 2008 rund 250 Millionen Menschen in aller Welt Skype nutzen.
Test für den professionellen Einsatz
Vor allem in Ländern mit hohen Telefontarifen breitet sich Skype zur Zeit sehr rasch aus. "Das Telefon ist eine 100 Jahre alte Technik. Es ist Zeit für einen Wandel. Für ein Telefongespräch hat man im vergangenen Jahrhundert bezahlt", sagt Zennström. Besonders häufig führen die Internet-Nutzer heute Auslandsgespräche mit Hilfe der neuen Technik.
"Skype bedroht aber nicht nur die Festnetztelefonie, sondern auch den Mobilfunk", sagt Wilfert voraus. Drahtlose Internet-Zugänge wie die lokalen Funknetze (W-Lan) oder deren Nachfolgegeneration Wimax machen Skype mobil. Die Sprachübertragung im Internet ist nicht nur für Privatnutzer interessant: "Einige Unternehmen testen Skype bereits für den professionellen Einsatz", sagt Wilfert. Besonders der Kontakt zu Mitarbeitern, die auf Reisen oder im Ausland sind, wird günstiger.
Internet-Telefonie in Deutschland noch am Anfang
Skype ist aber nur ein Treiber für die Internet-Telefonie. In Deutschland forcieren DSL-Zugangsanbieter wie United Internet und Freenet oder spezialisierte Internet-Telefonieanbieter wie Indigo Networks (Sipgate) das Geschäft. "Internet-Telefonie ist heute schon so gut wie ISDN - und billiger. Morgen wird Telefonie dann nichts mehr kosten", sagt auch Ralph Dommermuth, Chef des größten T-Online-Konkurrenten United Internet, voraus.
Im internationalen Vergleich steht die Internet-Telefonie in Deutschland aber noch am Anfang. Nicht nur in Japan, Hongkong und Taiwan, sondern auch in Italien, Großbritannien, Österreich und den Niederlanden haben die Gespräche über das Netz schon einen weit höheren Stellenwert erreicht als in Deutschland, hat Arthur D. Little herausgefunden. Bis zum Jahr 2010 werden dann drei Viertel aller Breitband-Haushalte Gespräche über das Internet führen, erwartet Wilfert.
Kaum Gewinne mit Internet-Telefonie
Viele Anbieter betrachten die Internet-Telefonie heute als Argument, um sich im Wettbewerb um die DSL-Kunden von der Konkurrenz abzuheben. Gewinne lassen sich mit der Internet-Telefonie bisher kaum erzielen.
Ähnliches gilt für die Inhalte-Angebote, mit denen die Unternehmen um die Gunst der Nutzer werben. "Die Internet-Zugangsdienste werden Inhalte nutzen, um die Nachfrage nach höheren Bandbreiten anzukurbeln. Das Geld verdienen die Unternehmen aber dann mit Internet-Anschlüssen und der Datenübertragung", sagt Wilfert. Ein gutes Beispiel für diese These sei Fernsehen im Internet: "Die Übertragung von Fernsehprogrammen über das Breitband-Internet ist kein Geschäftsmodell. In Deutschland gibt es sehr viele frei verfügbare Fernsehkanäle. Die Neigung der Menschen, zusätzlich für Fernsehen zu zahlen, ist daher sehr gering. Nur in Nischenmärkten wird das Modell funktionieren", sagt der Berater. Das Geschäft mit dem Breitband-Internet werde auf absehbare Zeit mit dem physischen Netzzugang gemacht. "Geld verdienen die Unternehmen, die eine eigene Infrastruktur haben. Die anderen Unternehmen müssen mit einer kleinen Marge auskommen", sagt Wilfert.
Wachstumsraten von 20 Prozent im Jahr
Zur Zeit schneiden sich fast alle Anbieter im Markt eine Scheibe vom starken Wachstum ab. Bis zum Jahr 2010 werden dann rund 40 Prozent aller Haushalte in Europa über Breitband-Anschlüsse mit dem Internet vernetzt sein, hat das Marktforschungsunternehmen Forrester Research herausgefunden. Nach Ansicht von Forrester-Analyst Lars Godell ist die Zahl der Haushalte mit Breitband-Anschlüssen im Jahr 2003 um 81 Prozent gestiegen. In den ersten sechs Monaten 2004 nahm die Zahl der Anschlüsse um weitere 28 Prozent zu. Godell erwartet, daß sich dieser Trend fortsetzt.
Das Breitband-Geschäft hat vielen Anbietern kräftige Umsatzsprünge gebracht. Nach Schätzungen von Arthur D. Little hatte der Breitband-Markt im vergangenen Jahr 50 Milliarden Dollar Umsatzvolumen. Der Markt, der im Jahr 2003 um rund 80 Prozent und im vergangenen Jahr um rund 40 Prozent zugelegt hat, wird sich in den kommenden Jahren auf Wachstumsraten von jeweils 20 Prozent einpendeln. Bis zum Jahr 2010 werden die Umsätze in aller Welt auf 140 Milliarden Dollar steigen, erwarten die Berater.
Breitband-Internet auch in der Provinz
Der nächste Entwicklungsschritt ist schon abzusehen: Die Funktechnik Wimax hat das Potential, das Breitband-Internet auch in schwach besiedelten Regionen anzukurbeln. "Die Wimax-Entwicklung ist noch in einem frühen Stadium. In Nischenmärkten wird Wimax das Festnetz ersetzen, aber eine Flächendeckung ist in Deutschland in den nächsten Jahren nicht zu erwarten", sagt Wilfert.
Text: ht., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.01.2005, Nr. 25 / Seite 19
Bildmaterial: dpa, F.A.Z.
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Noch hat sich die Internettelefonie nicht durchgesetzt.
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„Skype wird den Telefonie-Markt durcheinanderwirbeln”
31. Januar 2005 Das Breitband-Internet hat in Deutschland Fahrt aufgenommen. Die Deutsche Telekom hat bisher rund sechs Millionen schnelle DSL-Anschlüsse an das Internet freigeschaltet. Ein Breitband-Anschluß ermöglicht aber nicht nur schnelleres Surfen im Internet, sondern wird vor allem die Telefonie über das Netz vorantreiben. "Die Internet-Telefonie wird nicht über-, sondern noch unterschätzt", ist sich Arno Wilfert vom Beratungsunternehmen Arthur D. Little sicher. Die Vorteile der Internet-Telefonie steigen mit jedem neuen Nutzer überproportional an.
Das Geschäft mit der Internet-Telefonie werden aber nicht nur die etablierten Internet-Zugangsanbieter machen, sondern auch Neueinsteiger wie Skype. "Die Nutzerzahlen von Skype gehen dramatisch hoch. Skype wird den Telefonie-Markt durcheinanderwirbeln", ist sich Wilfert sicher. In der Folge werden die Margen der traditionellen Telefongesellschaften sinken. Die Unternehmen müssen sich neue Geschäftsfelder suchen, um den Umsatzausfall im klassischen Geschäft auszugleichen.
Hinter Skype stecken die Kazaa-Gründer
Skype setzt auf den Peer-to-peer-Gedanken der Musiktauschbörsen auf: Nutzer, die sich in dem Netzwerk angemeldet haben, können ohne Zusatzkosten miteinander telefonieren. Die Sprache wird über das Internet übertragen. Skype läßt sich zwar auch mit einer Analog- oder ISDN-Verbindung nutzen, doch eine gute Sprachqualität erfordert einen Breitband-Anschluß.
Die Verwandtschaft mit den Tauschbörsen ist kein Zufall, denn die Gründer von Skype, Niklas Zennström und Janus Friis, haben einst die populäre Tauschbörse Kazaa ins Leben gerufen. Heute gehören bereits mehr als 15 Millionen Menschen in aller Welt zu den Skype-Nutzern; täglich laden sich rund 120.000 Internet-Nutzer die Software aus dem Netz. Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Evalueserve werden im Jahr 2008 rund 250 Millionen Menschen in aller Welt Skype nutzen.
Test für den professionellen Einsatz
Vor allem in Ländern mit hohen Telefontarifen breitet sich Skype zur Zeit sehr rasch aus. "Das Telefon ist eine 100 Jahre alte Technik. Es ist Zeit für einen Wandel. Für ein Telefongespräch hat man im vergangenen Jahrhundert bezahlt", sagt Zennström. Besonders häufig führen die Internet-Nutzer heute Auslandsgespräche mit Hilfe der neuen Technik.
"Skype bedroht aber nicht nur die Festnetztelefonie, sondern auch den Mobilfunk", sagt Wilfert voraus. Drahtlose Internet-Zugänge wie die lokalen Funknetze (W-Lan) oder deren Nachfolgegeneration Wimax machen Skype mobil. Die Sprachübertragung im Internet ist nicht nur für Privatnutzer interessant: "Einige Unternehmen testen Skype bereits für den professionellen Einsatz", sagt Wilfert. Besonders der Kontakt zu Mitarbeitern, die auf Reisen oder im Ausland sind, wird günstiger.
Internet-Telefonie in Deutschland noch am Anfang
Skype ist aber nur ein Treiber für die Internet-Telefonie. In Deutschland forcieren DSL-Zugangsanbieter wie United Internet und Freenet oder spezialisierte Internet-Telefonieanbieter wie Indigo Networks (Sipgate) das Geschäft. "Internet-Telefonie ist heute schon so gut wie ISDN - und billiger. Morgen wird Telefonie dann nichts mehr kosten", sagt auch Ralph Dommermuth, Chef des größten T-Online-Konkurrenten United Internet, voraus.
Im internationalen Vergleich steht die Internet-Telefonie in Deutschland aber noch am Anfang. Nicht nur in Japan, Hongkong und Taiwan, sondern auch in Italien, Großbritannien, Österreich und den Niederlanden haben die Gespräche über das Netz schon einen weit höheren Stellenwert erreicht als in Deutschland, hat Arthur D. Little herausgefunden. Bis zum Jahr 2010 werden dann drei Viertel aller Breitband-Haushalte Gespräche über das Internet führen, erwartet Wilfert.
Kaum Gewinne mit Internet-Telefonie
Viele Anbieter betrachten die Internet-Telefonie heute als Argument, um sich im Wettbewerb um die DSL-Kunden von der Konkurrenz abzuheben. Gewinne lassen sich mit der Internet-Telefonie bisher kaum erzielen.
Ähnliches gilt für die Inhalte-Angebote, mit denen die Unternehmen um die Gunst der Nutzer werben. "Die Internet-Zugangsdienste werden Inhalte nutzen, um die Nachfrage nach höheren Bandbreiten anzukurbeln. Das Geld verdienen die Unternehmen aber dann mit Internet-Anschlüssen und der Datenübertragung", sagt Wilfert. Ein gutes Beispiel für diese These sei Fernsehen im Internet: "Die Übertragung von Fernsehprogrammen über das Breitband-Internet ist kein Geschäftsmodell. In Deutschland gibt es sehr viele frei verfügbare Fernsehkanäle. Die Neigung der Menschen, zusätzlich für Fernsehen zu zahlen, ist daher sehr gering. Nur in Nischenmärkten wird das Modell funktionieren", sagt der Berater. Das Geschäft mit dem Breitband-Internet werde auf absehbare Zeit mit dem physischen Netzzugang gemacht. "Geld verdienen die Unternehmen, die eine eigene Infrastruktur haben. Die anderen Unternehmen müssen mit einer kleinen Marge auskommen", sagt Wilfert.
Wachstumsraten von 20 Prozent im Jahr
Zur Zeit schneiden sich fast alle Anbieter im Markt eine Scheibe vom starken Wachstum ab. Bis zum Jahr 2010 werden dann rund 40 Prozent aller Haushalte in Europa über Breitband-Anschlüsse mit dem Internet vernetzt sein, hat das Marktforschungsunternehmen Forrester Research herausgefunden. Nach Ansicht von Forrester-Analyst Lars Godell ist die Zahl der Haushalte mit Breitband-Anschlüssen im Jahr 2003 um 81 Prozent gestiegen. In den ersten sechs Monaten 2004 nahm die Zahl der Anschlüsse um weitere 28 Prozent zu. Godell erwartet, daß sich dieser Trend fortsetzt.
Das Breitband-Geschäft hat vielen Anbietern kräftige Umsatzsprünge gebracht. Nach Schätzungen von Arthur D. Little hatte der Breitband-Markt im vergangenen Jahr 50 Milliarden Dollar Umsatzvolumen. Der Markt, der im Jahr 2003 um rund 80 Prozent und im vergangenen Jahr um rund 40 Prozent zugelegt hat, wird sich in den kommenden Jahren auf Wachstumsraten von jeweils 20 Prozent einpendeln. Bis zum Jahr 2010 werden die Umsätze in aller Welt auf 140 Milliarden Dollar steigen, erwarten die Berater.
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Der nächste Entwicklungsschritt ist schon abzusehen: Die Funktechnik Wimax hat das Potential, das Breitband-Internet auch in schwach besiedelten Regionen anzukurbeln. "Die Wimax-Entwicklung ist noch in einem frühen Stadium. In Nischenmärkten wird Wimax das Festnetz ersetzen, aber eine Flächendeckung ist in Deutschland in den nächsten Jahren nicht zu erwarten", sagt Wilfert.
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junge - 31. Jan, 20:48
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