Tiere töten im Internet
„Live-Shot”
Tiere töten im Internet
Von Karen Krüger
08. März 2005 Das Internet ist um eine Perversion reicher: Der texanische Unternehmer John Lockwood hat eine Internetseite, www.live-shot.com, ins Leben gerufen, auf der die Nutzer demnächst per Mausklick und ferngesteuerte Schießvorrichtung afrikanische Steinböcke, Antilopen und Wildschweine auf seiner privaten Jagdranch in San Antonio in Echtzeit schießen können - ganz bequem und ohne sich zu Hause aus dem Sessel zu bewegen. Ihre Treffer aber sind echt.
Für eine Aufnahmegebühr von fünfzehn Dollar gibt der Bildschirm dem Nutzer den Blick durch eine steuerbaren Kamera frei, die Bilder vom Gelände des Jagdreviers übermittelt. Gleichzeitig dient die Kamera als Zielfernrohr. Befindet sich ein Tier im Fadenkreuz der Kamera, dann wird per Mausklick ein Gewehr aktiviert, das auf einer Schießvorrichtung im Gelände direkt nebem dem Computer installiert ist und den Bewegungen der Kamera folgt.
Zwanzig Minuten für zehn Schuß
Für zehn Schuß stehen den Online-Jägern maximal zwanzig Minuten zur Verfügung. Um zu verhindern, daß die Nutzer auf Tiere zielen, die nicht im (sicherheitshalber) bebilderten Online-Jagdkatalog von Lockwood aufgeführt sind, überwacht ein Mitarbeiter vor Ort den Schießvorgang.
Beim texanischen Jägerverband „Texas Wildlife Association” stößt die Geschäftsidee auf Widerstand. „Der Gedanke, vom Bildschim aus eine ferngesteuerte Waffe wie bei einem Computerspiel zu bedienen, hat nichts mehr mit der herkömmlichen Jagd zu tun”, äußerte sich Kirby Brown, der Direktor der Organisation gegenüber dem Online-Magazin „Technology.Review”: „Das ist außerhalb jeder ethischen Norm.” Auch die texanische Vereinigung für Wildtiere übt Kritik und bereitet einen Gesetzentwurf vor, der das Jagen von Wildtieren mit ferngesteuerten Waffen verbieten soll.
Übliche Jagdpraxis
John Lockwood, der Betreiber von „Live-Shot”, versteht die Aufregung um seine Seite hingegen nicht. Seiner Ansicht nach unterscheidet sich das Töten der Tiere vom Computerbildschirm aus wenig von der in Texas üblichen Jagdpraxis, das Wild mit mechanisch betriebenen Futtervorrichtungen anzulocken und es dann von einem Hochstand aus zu erschießen.
Außerdem, so Lockwood, ermögliche das Jagen über das Internet auch körperbehinderten Jägern sowie Soldaten im Auslandseinsatz, ihrer Jagdleidenschaft weiterhin nachzugehen. Ist ein Tier geschossen, dann soll das Fleisch dem Jäger per Versand zugeschickt werden. Auch das Präparieren von Jagdtrophäen, wie einem Antilopengeweih, stellt die Internetseite in Aussicht. Was jedoch mit Tieren passiert, die lediglich verletzt und nicht gleich getötet werden, darüber schweigt sich Lockwood aus.
„Geführte Jagdtour”
„Das Jagen über die Homepage meines Jagdreviers ist nichts anderes, als bezahlte man für eine geführte Jagdtour auf meinem Revier. Seit die Menschheit aufgehört hat, bei der Jagd hinter Tieren herzurennen und die Beute mit bloßen Händen zu töten, hat sich das Jagen immer weiter vom Tier distanziert und ist effizienter geworden.” Im Jahr 2001 stellte der Staat Washington das Jagen mit Robo-Duck, einer künstlichen Ente zum Anlocken von Artgenossen, unter Strafe. Der Einsatz der Ente, so das Urteil, verstoße gegen das Gebot der Fairness.
Von solchen Argumenten läßt Lockwood sich nicht beirren. Und träumt statt dessen vom ultimativen Glück eines jeden bewegungsunwilligen Jägers: dem Einsatz von Laserwaffen.
Text: F.A.Z., 08.03.2005, Nr. 56 / Seite 40
Bildmaterial: Live-Shot/F.A.Z.
Tiere töten im Internet
Von Karen Krüger
08. März 2005 Das Internet ist um eine Perversion reicher: Der texanische Unternehmer John Lockwood hat eine Internetseite, www.live-shot.com, ins Leben gerufen, auf der die Nutzer demnächst per Mausklick und ferngesteuerte Schießvorrichtung afrikanische Steinböcke, Antilopen und Wildschweine auf seiner privaten Jagdranch in San Antonio in Echtzeit schießen können - ganz bequem und ohne sich zu Hause aus dem Sessel zu bewegen. Ihre Treffer aber sind echt.
Für eine Aufnahmegebühr von fünfzehn Dollar gibt der Bildschirm dem Nutzer den Blick durch eine steuerbaren Kamera frei, die Bilder vom Gelände des Jagdreviers übermittelt. Gleichzeitig dient die Kamera als Zielfernrohr. Befindet sich ein Tier im Fadenkreuz der Kamera, dann wird per Mausklick ein Gewehr aktiviert, das auf einer Schießvorrichtung im Gelände direkt nebem dem Computer installiert ist und den Bewegungen der Kamera folgt.
Zwanzig Minuten für zehn Schuß
Für zehn Schuß stehen den Online-Jägern maximal zwanzig Minuten zur Verfügung. Um zu verhindern, daß die Nutzer auf Tiere zielen, die nicht im (sicherheitshalber) bebilderten Online-Jagdkatalog von Lockwood aufgeführt sind, überwacht ein Mitarbeiter vor Ort den Schießvorgang.
Beim texanischen Jägerverband „Texas Wildlife Association” stößt die Geschäftsidee auf Widerstand. „Der Gedanke, vom Bildschim aus eine ferngesteuerte Waffe wie bei einem Computerspiel zu bedienen, hat nichts mehr mit der herkömmlichen Jagd zu tun”, äußerte sich Kirby Brown, der Direktor der Organisation gegenüber dem Online-Magazin „Technology.Review”: „Das ist außerhalb jeder ethischen Norm.” Auch die texanische Vereinigung für Wildtiere übt Kritik und bereitet einen Gesetzentwurf vor, der das Jagen von Wildtieren mit ferngesteuerten Waffen verbieten soll.
Übliche Jagdpraxis
John Lockwood, der Betreiber von „Live-Shot”, versteht die Aufregung um seine Seite hingegen nicht. Seiner Ansicht nach unterscheidet sich das Töten der Tiere vom Computerbildschirm aus wenig von der in Texas üblichen Jagdpraxis, das Wild mit mechanisch betriebenen Futtervorrichtungen anzulocken und es dann von einem Hochstand aus zu erschießen.
Außerdem, so Lockwood, ermögliche das Jagen über das Internet auch körperbehinderten Jägern sowie Soldaten im Auslandseinsatz, ihrer Jagdleidenschaft weiterhin nachzugehen. Ist ein Tier geschossen, dann soll das Fleisch dem Jäger per Versand zugeschickt werden. Auch das Präparieren von Jagdtrophäen, wie einem Antilopengeweih, stellt die Internetseite in Aussicht. Was jedoch mit Tieren passiert, die lediglich verletzt und nicht gleich getötet werden, darüber schweigt sich Lockwood aus.
„Geführte Jagdtour”
„Das Jagen über die Homepage meines Jagdreviers ist nichts anderes, als bezahlte man für eine geführte Jagdtour auf meinem Revier. Seit die Menschheit aufgehört hat, bei der Jagd hinter Tieren herzurennen und die Beute mit bloßen Händen zu töten, hat sich das Jagen immer weiter vom Tier distanziert und ist effizienter geworden.” Im Jahr 2001 stellte der Staat Washington das Jagen mit Robo-Duck, einer künstlichen Ente zum Anlocken von Artgenossen, unter Strafe. Der Einsatz der Ente, so das Urteil, verstoße gegen das Gebot der Fairness.
Von solchen Argumenten läßt Lockwood sich nicht beirren. Und träumt statt dessen vom ultimativen Glück eines jeden bewegungsunwilligen Jägers: dem Einsatz von Laserwaffen.
Text: F.A.Z., 08.03.2005, Nr. 56 / Seite 40
Bildmaterial: Live-Shot/F.A.Z.
junge - 8. Mär, 15:29
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