Donnerstag, 10. März 2005

Blogging als Boeing Marketing Strategie

SPIEGEL ONLINE - 10. März 2005, 09:14
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,344735,00.html
Boeings Ab-Blogger

Mr. Anti-Airbus missioniert im Web

Von Matthias Streitz

Von Airbus bedrängt, experimentiert Boeing mit neuen Methoden zur Eigenwerbung: Der Marketingchef des Konzerns führt neuerdings ein Web-Tagebuch, ein Blog, um die Vorzüge von Flugzeugen wie "Dreamliner" und "Worldliner" anzupreisen. Die Resonanz in der nichtkommerziellen Blogosphäre ist verheerend.



Baselers Blog: "Vielleicht schreibe ich mal über meine Erfahrungen mit deutschem Bier"
Frankfurt am Main - Beim Schreiben gibt sich Randy Baseler gern leidenschaftlich. Seine Prosa peppt er mit kräftigen Adjektiven auf. In Randys Welt ist dann fast alles "toll", "fantastisch", "großartig" oder "wundervoll" - zumindest wenn es mit seinem Arbeitgeber oder dessen Kunden zu tun hat. Leseprobe: "Nun, es hat wirklich gute Nachrichten gegeben, während ich vergangene Woche unterwegs war. Großartige Nachrichten aus China ..."

Der wirkliche Randy Baseler trägt einen dunkelblauen Anzug, eine randlose Brille - Typ Musterschüler - und sprüht nicht eben vor Leidenschaft, als er vergangene Woche in Frankfurt auftritt. Baseler ist Marketingchef für Passagierjets beim US-Flugzeugkonzern Boeing und hat ein paar aufreibende Monate hinter sich. Besonders bewegt war die dritte Woche im Januar: Da ließ Boeing-Widersacher Airbus seinen neuen Jet-Koloss A380 bei einer Riesenfete von der versammelten Elite Europas beklatschen.

Seit eben jener Woche - ein Zufall? - führt Baseler unter www.boeing.com/randy ein Weblog, kumpelhaft "Randy's Journal" genannt. Am 18. Januar schreibt er da: "Ich gebe TV-Interviews darüber, was Boeing zu der großen Feier sagt. Die A380 ist ohne Frage eine großartige Leistung. Die Leute, die sie entwickelt haben, sollten stolz sein." Dann schlägt der Ton um: "Die A380 ist ein Produkt einer vergangenen Ära. Ein sehr großes Flugzeug für einen kleinen Markt." In den Wochen seitdem hat Baseler elf weitere Einträge verfasst, ein neuer erscheint alle paar Tage.

Freaks und Missionare



AP
Feier zur Präsentation des "Worldliner" von Boeing: Statt Selbstkritik ein Dauerwerbeprogramm
Boeings Flugzeugverkäufer gehört zu einer Spezies, die sich kräftig vermehrt: zu den US-Managern, die das "Bloggen" entdeckt haben. Lange war diese Art der Eigen-PR nur einigen wenigen Führungskräften von Tech-Firmen vorbehalten. Jonathan Schwarz, der bezopfte Vize von Sun Microsystems, philosophierte in seinem Web-Tagebuch über das Betriebssystem Solaris und Erfahrungen beim Verzehr von Kängurufleisch. Robert Scoble, Ober-Missionar bei Microsoft, fiebert im "Scobleizer"-Blog der nächsten Xbox entgegen und schreibt, um Glaubwürdigkeit bemüht, auch mal Selbstkritisches über das Marketing seines Arbeitsgebers.

Jetzt hat der Trend auch die Schwergewichte der Old Economy erreicht: Seit Januar etwa ist Bob Lutz von General Motors mit seinem "Fastlane Blog" unter die Schreiber gegangen. Etwa zur selben Zeit wies ein Kollege den Boeing-Mann Baseler darauf hin, "dass sich diese Sache mit den Blogs wirklich ausbreitet." Baseler biss sofort an - schon seit langem wurmte ihn, "dass ich nicht mit jedem und oft genug darüber reden konnte, was in unserer Firma und Branche passiert. Entweder bin ich in einem Meeting oder in einer anderen Zeitzone". Sein Blog kann er theoretisch auch aus dem Ausland befüttern.

"Dieses Blog braucht Hilfe"



Microsoft-Blog von Bob Scoble: Den verhassten Konzern sympathisch gemacht
"Die meisten meiner Leser kommen aus den USA, auf Platz zwei aber kommt Frankreich", sagt Baseler im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Seine Einträge, folgert er, würden auch beim Konkurrenten in Toulouse mit Neugier gelesen. Kein Wunder - fast in jedem Eintrag drischt Baseler auf Airbus-Produkte ein. "Die A320", schreibt er am 4. Februar, "ist eine veraltende Produktreihe." Die modernisierte Boeing 737 sei effizienter, jünger und leichter - und eben drum bei Ryanair & Co. so beliebt. Oder, am 18. Februar: Die neue 777 habe "breitere Sitze, breitere Gänge und mehr Komfort, als Airbus anbieten kann".

"Vielleicht schreibe ich auch mal über meine Erfahrungen mit deutschem Bier", sagt Baseler höflich, und meint es offenkundig nicht so. Persönliche gefärbte Einträge mag es bei den Sun- oder Microsoft-Bloggern geben. Baseler spart Privates ebenso aus wie alle für Boeing unangenehmen Themen - selbst die, über die sämtliche Zeitungen schreiben. Der Konzern will sparen und verkauft drei seiner Werke? Kein Kommentar Boeings Boss Harry Stonecipher wird wegen einer Affäre mit einer Kollegin schmählich gefeuert? Bei Baseler auch drei volle Tage später kein Wort dazu - dem Marketingmann sind Fragen der großen Konzernpolitik offenkundig zu heiß.

"Tut mir leid, ich glaube Ihnen nicht"

"Dieses Blog hat fast nichts von dem, was ein Blog zum Blog macht", schimpft eine Kritikerin aus der nicht-kommerziellen Blogosphäre. Dort hat sich rasch herumgesprochen, dass nun auch Boeing mit dem Format experimentiert. Besonders allergisch reagiert die Szene auf eines: Baseler gibt Lesern keine Möglichkeit, Kommentare zu veröffentlichen.

Sogar General Motors ist da mutiger - im Blog des Vize-Chefs Lutz finden sich auch kritische Leserstimmen. Eine fängt an: "Lieber Mr. Lutz - tut mir leid, aber ich glaube Ihnen nicht." Lutz spricht offen auch Kontroverses an - etwa die Frage, ob der neue Saab, auf einer US-Plattform gebaut, noch Saab-haft genug ist. Der Microsoft-Blogger Scoble hat durch seine Ehrlichkeit das fast Unmögliche geschafft: dem angefeindeten Mega-Konzern ein sympathisches Gesicht und ein Stück Glaubwürdigkeit zu geben.

Randy Baseler zeigt bei seinem Auftritt in Frankfurt eine rekordverdächtige PowerPoint-Präsentation - sie zieht sich, mit kurzer Pause, fast zweieinhalb Stunden lang hin. Baslers Blog ist da ähnlich: viele Diagramme, hübsch blau-weiß gestylte Werbebildchen. Dazu Texte, die sich wie Pressemitteilungen lesen würden - wären da nicht die Versuche von Flapsigkeit, die "Tolls" und die "Wundervolls". "Offenbar hat ihm irgendjemand erzählt, dass coole Typen Blogs lesen, und dass er seinen Stil dementsprechend anpassen muss", ätzte Lucy Kellaway, Kolumnistin der "Financial Times", in einem Beitrag über die neue Blogomanie der Bosse.

Kellaway meint: "Das war ein schlechter Rat. Das Ergebnis ist ein schlimmer Fall von 'Papa in der Disco'".

Dienstag, 8. März 2005

Tiere töten im Internet

„Live-Shot”
Tiere töten im Internet
Von Karen Krüger


08. März 2005 Das Internet ist um eine Perversion reicher: Der texanische Unternehmer John Lockwood hat eine Internetseite, www.live-shot.com, ins Leben gerufen, auf der die Nutzer demnächst per Mausklick und ferngesteuerte Schießvorrichtung afrikanische Steinböcke, Antilopen und Wildschweine auf seiner privaten Jagdranch in San Antonio in Echtzeit schießen können - ganz bequem und ohne sich zu Hause aus dem Sessel zu bewegen. Ihre Treffer aber sind echt.


Für eine Aufnahmegebühr von fünfzehn Dollar gibt der Bildschirm dem Nutzer den Blick durch eine steuerbaren Kamera frei, die Bilder vom Gelände des Jagdreviers übermittelt. Gleichzeitig dient die Kamera als Zielfernrohr. Befindet sich ein Tier im Fadenkreuz der Kamera, dann wird per Mausklick ein Gewehr aktiviert, das auf einer Schießvorrichtung im Gelände direkt nebem dem Computer installiert ist und den Bewegungen der Kamera folgt.

Zwanzig Minuten für zehn Schuß

Für zehn Schuß stehen den Online-Jägern maximal zwanzig Minuten zur Verfügung. Um zu verhindern, daß die Nutzer auf Tiere zielen, die nicht im (sicherheitshalber) bebilderten Online-Jagdkatalog von Lockwood aufgeführt sind, überwacht ein Mitarbeiter vor Ort den Schießvorgang.

Beim texanischen Jägerverband „Texas Wildlife Association” stößt die Geschäftsidee auf Widerstand. „Der Gedanke, vom Bildschim aus eine ferngesteuerte Waffe wie bei einem Computerspiel zu bedienen, hat nichts mehr mit der herkömmlichen Jagd zu tun”, äußerte sich Kirby Brown, der Direktor der Organisation gegenüber dem Online-Magazin „Technology.Review”: „Das ist außerhalb jeder ethischen Norm.” Auch die texanische Vereinigung für Wildtiere übt Kritik und bereitet einen Gesetzentwurf vor, der das Jagen von Wildtieren mit ferngesteuerten Waffen verbieten soll.

Übliche Jagdpraxis

John Lockwood, der Betreiber von „Live-Shot”, versteht die Aufregung um seine Seite hingegen nicht. Seiner Ansicht nach unterscheidet sich das Töten der Tiere vom Computerbildschirm aus wenig von der in Texas üblichen Jagdpraxis, das Wild mit mechanisch betriebenen Futtervorrichtungen anzulocken und es dann von einem Hochstand aus zu erschießen.

Außerdem, so Lockwood, ermögliche das Jagen über das Internet auch körperbehinderten Jägern sowie Soldaten im Auslandseinsatz, ihrer Jagdleidenschaft weiterhin nachzugehen. Ist ein Tier geschossen, dann soll das Fleisch dem Jäger per Versand zugeschickt werden. Auch das Präparieren von Jagdtrophäen, wie einem Antilopengeweih, stellt die Internetseite in Aussicht. Was jedoch mit Tieren passiert, die lediglich verletzt und nicht gleich getötet werden, darüber schweigt sich Lockwood aus.

„Geführte Jagdtour”

„Das Jagen über die Homepage meines Jagdreviers ist nichts anderes, als bezahlte man für eine geführte Jagdtour auf meinem Revier. Seit die Menschheit aufgehört hat, bei der Jagd hinter Tieren herzurennen und die Beute mit bloßen Händen zu töten, hat sich das Jagen immer weiter vom Tier distanziert und ist effizienter geworden.” Im Jahr 2001 stellte der Staat Washington das Jagen mit Robo-Duck, einer künstlichen Ente zum Anlocken von Artgenossen, unter Strafe. Der Einsatz der Ente, so das Urteil, verstoße gegen das Gebot der Fairness.

Von solchen Argumenten läßt Lockwood sich nicht beirren. Und träumt statt dessen vom ultimativen Glück eines jeden bewegungsunwilligen Jägers: dem Einsatz von Laserwaffen.


Text: F.A.Z., 08.03.2005, Nr. 56 / Seite 40
Bildmaterial: Live-Shot/F.A.Z.

Montag, 7. März 2005

Gesellschaft: Die Armen sind die Avantgarde

Gesellschaft
Die Armen sind die Avantgarde
Von Georg Diez


07. März 2005 Wenn die Frau aufblickt, dann sieht sie einen Raum mit grauem Teppich, Neonlicht und ein paar blinkenden Automaten. Wenn sie aufblickt, dann sieht sie die sechs anderen Menschen, die hier sitzen und auf etwas warten, auf das Geld oder das Glück oder sonstwas. Wenn sie aufblickt, dann sieht sie die kleine Plastikkuppel, unter der sich etwas entscheidet, das sie nie und nimmer Schicksal nennen würde.


Aber die Frau blickt nicht auf. Sie hat einen lila Pullover an, sie ist Mitte Fünfzig, neben ihr auf dem Boden steht ihre Handtasche. Sie starrt auf den Bildschirm vor ihr, auf dem es schwarze Felder gibt und rote und verschiedene Zahlen. Sie blickt nicht auf, wenn die weiße Kugel unter der Plastikkuppel langsamer wird und in eines der Felder kippt. Sie blickt nicht auf, wenn sie Geld verliert. Und sie blickt nicht auf, wenn sie Geld gewinnt.

Sie blickt nicht mal auf, als sie geht.


Aufstiegstraum: Einzug in den Container
Sie verschwindet einfach, der Stuhl steht da, als wäre sie nie hier gewesen. Sie ist die unsichtbare Frau, sie ist aus der unsichtbaren Schicht, sie war unsichtbar, sogar als sie da war. Sie ist die Frau aus der Unterschicht.

Die Angst ist eine Zahl

All die Jahre ist sie unsichtbar gewesen, all die Jahre, in denen es Deutschland erst immer besser ging und dann nicht mehr ganz so gut und schließlich deutlich weniger gut - aber so schlecht wie heute, schreit es einen dauernd an, so schlecht ging es uns schon lange nicht mehr. Anfang der Woche kam die Nachricht aus Nürnberg, und seitdem ist die Angst eine Zahl: 5,2, fünfkommazwei.

Und auf einmal ist da wieder jemand.

Die Frau, die vor der Plastikkuppel sitzt, unter der sich das Rouletterad dreht. Der junge Mann, der sein Arbeitslosengeld sofort ins Tattoostudio trägt. Die Frau von dreißig Jahren, die die Treppe zum Sonnenstudio hochsteigt, blaß wie sie ist. Der Mann, der um elf Uhr vormittags sein drittes Pils trinkt und dafür recht elegant die Bowlingkugel auf die Bahn bringt. Sie alle sind da, auf einmal und wie abgesprochen, in den Zeitungen, in der Politik und im Soziologieseminar von Paul Nolte oder Harald Schmidt.

Sie sind die Unterschicht, und wer wissen will, wohin sich dieses Land entwickelt, der sollte ernst nehmen, was diese Schicht bewegt.

Der sollte sich dafür interessieren, welche Musik sie hören und wann sie zuletzt ein Buch gelesen haben und welches Handy sie besitzen und wie lange sie im Internet surfen und welche Fernsehprogramme sie sehen. Der sollte mit ihnen zum Einkaufen gehen und sich an Tankstellen treffen und in der Küche sitzen. Der sollte die Kultur der Unterschicht kennen.

Sie wurde immer präsenter

Denn, seltsames Paradox des kulturellen Austauschs: Während die Unterschicht gesellschaftlich, politisch, ökonomisch immer unsichtbarer wurde und langsam verschwand, war sie ästhetisch immer vorhanden, wurde sie in den letzten Jahren sogar noch präsenter, wird sie das nächste Jahrzehnt bestimmen. Nicht nur durch das, was Harald Schmidt „Unterschichtenfernsehen” nannte. Sondern durch Bildwelten, Sprachveränderungen, Mediennutzung, Körperkult, Zeitvertreib. Durch eine kulturelle Praxis, die das vorwegnimmt, was die Gesellschaft in ein paar Jahren bewegen wird.

Es ist dieser in der Kultur des 20. Jahrhunderts immer wieder zu beobachtende Kreislauf, bei dem sich die Mehrheitskultur ihre Inspiration, ihre Kraft, ihre Neudefinition genau bei denen sucht, die sie sonst nicht sehen will. Mit anderen Worten: Was die Unterschicht heute denkt und tut, das erreicht morgen die Mittelschicht. Das einfachste Beispiel dafür ist das mit den Tattoos.

Einst Hafentradition, nun Kunst am Körper

Ein Vormittag in Neukölln, an der Grenze zu Kreuzberg. Melanie ist 32, sie hat grellblond gefärbte Haare und sehr kräftige Arme, um die sich Drachen ranken. Sie war im Heim, sie hat Drogen genommen, sie hat es geschafft. „Früher”, sagt sie, „sind die Proleten gekommen.” Heute kommen die Hausfrauen, die Bankangestellten, die Krankenschwestern. „Vor zwanzig Jahren”, sagt sie, „war das noch Hafentradition.” Heute ist es Kunst am Körper.

Seit etwas mehr als einem Jahr führt Melanie ihre eigene Tätowierstube, ein schmaler Raum, die Wände rot gestrichen, der Tresen mit Leopardenfell verkleidet. Vor kurzem war die Sängerin Bintia da, die sanften R'n'B macht, wie sie es hier gern mögen, und hat sich eine große Rose auf den Rücken stechen lassen. „Früher war Tätowieren vielleicht mal asozial”, sagt Melanie, die viel zu stolz ist, auf das, was sie geschafft hat, als daß es sie interessieren würde, ob Feuilletonisten sie als White Trash bezeichnen.

Fixierung auf den Körper

Diese Körperkultur, wie sie Melanie praktiziert, ist ein fast schon klassisches Beispiel für die ästhetische Durchlässigkeit zwischen Unterschicht und Mittelschicht. Das ist bei den Sonnenstudios so, das ist bei den Fitneßstudios so, das ist letztlich auch bei Spike so, dem Go-Go-Tänzer in der Diskothek „Palace” in Wedding, der eigentlich Steuerangestellter gelernt hat und jetzt im String-Tanga tanzt oder sich im Separee für vier Strip-Dollar auszieht - diese Fixierung auf den Körper als kulturelle Praxis ist auch im Rest der Gesellschaft schon so selbstverständlich geworden, daß gar nicht mehr deutlich ist, wo sie eigentlich herkommt.

Schwieriger ist es mit einem anderen Faktor, der immer stärker ins Bewußtsein der Unterschichtenkultur drängt: mit der Zeit und, damit verbunden, der Einsamkeit. „Papa, warum bist du den ganzen Tag zu Hause?” hat am Mittwoch der 10jährige Markus seinen Vater gefragt, in der „Bild”, auf der ersten Seite, ganz groß und ganz traurig. 24,6 Prozent ist die Arbeitslosigkeit in Neukölln, 25,3 Prozent in Friedrichshain-Kreuzberg.

Am Rand der bürgerlichen Kultur

In dem Shopping Center am Hermannplatz mit der Leuchtreklame „Neue Welt” ist die Bowlingbahn gut besucht, auch der Bauhaus-Heimwerkermarkt, auch die Spielbank Berlin mit ihren Automatenspielen. Dort starren die Menschen auf die Erdbeeren und Sterne, die sich vor ihnen drehen, wie postindustrielle Existenzen, ganz zurückgeworfen auf sich selbst, am äußeren Rand der bürgerlichen Kultur.

Wenn man davon ausgeht, daß in der bürgerlichen Kultur die Zeit gefaßt wird, gerafft, gebündelt, dann geht es in der unterbürgerlichen Kultur geradezu darum, die Zeit zu vernichten. Die Mittelschicht kennt vielleicht die Angst. Die Unterschicht lebt mit den Konsequenzen.

Und die Veränderungen sind rasant. Die Auflösung ganzer Milieuformen sieht etwa Wolfgang Kaschuba, Professor für Europäische Ethnologie an der Berliner Humboldt-Universität. Er spricht von der Individualisierung, die die Unterschicht besonders hart trifft, weil mit dem Verschwinden der klassischen Organisationsformen wie Verein oder Arbeit das Wir-Gefühl verlorengeht. Ein Drittel der Gesellschaft zählt er zur Unterschicht, nach Kriterien wie Arbeitslosigkeit, Bildung, Einkommen, Milieu.

Wachsende Vereinzelung

Es gibt immer weniger kinderreiche Unterschichtsfamilien, es gibt mehr Singles, mehr Getrennte. Die Vereinzelung führt zu neuen Formen der Organisation, von der Wiederkehr der Eckkneipe, in der sie die Bundesliga auf „Premiere” zeigen, bis zur Tankstelle, die vor allem in ländlichen Gegenden eine Mischung aus Jugendtreff, Disco und Kneipe ist. Das wichtigste Feld der kulturellen Selbstdefinition dieser Schicht allerdings, sagt Kaschuba, das ist ganz klar das Shopping.

Und was Shopping unter den Bedingungen sinkender Wirtschaftskraft bedeutet, das kann man zum Beispiel in den Gropius-Passagen in Neukölln beobachten, Berlins größtem Einkaufszentrum, ein verschachteltes Gebäude voller Kunstlicht-Schneisen. Thai Nippon, Holsteiner Räucherkate, Drospa, Ihr Punkt, Life Club, Barmer Zahnärzte. Falsche Musik und falsche Natur. Früher hätte man gesagt: Entfremdet. Heute kann man fragen: Wovon?

Shopping trägt zum Selbstbild bei

Hier gibt es zwei riesige Elektromärkte, weil es ohne Dolby-Surround-System eben gar nicht mehr geht; hier verkaufen sie Fernseher, für die sich ganze Familien verschulden; hier gibt es Kaufhäuser und Eisdielen und Tiergeschäfte; hier wird Shopping als eine kulturelle Disziplin definiert, wie man Zeit verbringen kann, sogar ohne etwas zu kaufen. Shopping, wie es hier praktiziert wird, faßt den Konsum als etwas auf, das wesentlich zum Selbstbild beitragen kann. Shopping kann aber auch heißen, daß man nur dabei ist, wenn andere kaufen.

Wie weit diese konsumistische Kulturdefinition geht, die die Mittelschichten noch nicht mit voller Härte erreicht hat, das sieht man daran, daß die Bewohner der umliegenden Hochhäuser auf die Frage nach ihrem Lieblingsort im Viertel recht häufig den eigenen Balkon nannten, aber auch die identitätsstiftenden Wandelhallen der Gropius-Passagen.

Was tun die Frauen?

Viele Fragen sind in diesem Zusammenhang aber noch offen, meint Wolfgang Kaschuba. Was tun etwa die jungen Frauen der sehr männlich dominierten Unterschicht? Welche Entwürfe gibt es für eine Jugendkultur? Vor allem aber welche Rolle spielen die neuen Medien?

Und in diesem Punkt sieht man, wer mit welchem Blick auf dieses Phänomen blickt. Da gibt es jemanden wie den Philologen Norbert Dittmar von der Freien Universität Berlin, der in einer Studie belegen will, daß die sprachlichen Fähigkeiten der Unterschichten seit den siebziger Jahren zurückgegangen seien.

1906 seien die Statistiken zum Analphabetentum in Deutschland abgeschafft worden, weil der Prozentsatz verschwindend gering war, heute gebe es vier Millionen Menschen, die nicht lesen und schreiben können. Ob sich die Verschlechterung der Sprachfähigkeit allerdings, wie Dittmar meint, durch die neuen Medien erklärt, diesen Schluß würde Wolfgang Kaschuba zum Beispiel nicht mitmachen. Gerade Handys, die ja so wichtig sind für diese Schicht, oder auch das Internet würden ganz neue Möglichkeiten eröffnen, meint Kaschuba.

Nichts. Gar nichts

So ist das mit Tassilo. Wenn Professor Dittmar ihn besuchen würde in der engen Wohnung in Wedding, wo seine Mutter wohnt und die beiden Katzen, dann würde er wohl einen dicken, blassen Jungen von zwanzig Jahren sehen, für Dittmar Zeichen der Unterschicht, die in Gestik und Mimik weitgehend undifferenziert ist und deren Körpersprache oft glatte Ablehnung ausdrückt. Tassilo hält die Arme eine ganze Stunde vor der Brust verschränkt, und auf die Frage, was er macht, sagt er „gar nix”.

Für den Professorenkollegen Kaschuba allerdings wäre Tassilo ein gutes Beispiel dafür, wie abgekoppelt, aber auch adaptionsfähig diese Schicht tatsächlich ist. Tassilo geht praktisch nie aus dem Haus, er schaut kein Fernsehen, er hat noch nie ein Buch zu Ende gelesen, er kauft sich keine Musik, er geht nicht ins Kino. Er lebt im Internet. Er lädt sich alles herunter, die Musik, die er hört, Hip-Hop, Trance und Andrea Bocelli, die Kinofilme, die er schaut, zuletzt „Meine Frau, meine Schwiegermutter und ich”. Und vor ihm auf dem Tisch liegt ein Nokia-Handy für 450 Euro.

Eine unsichtbare Existenz

Das Telefon braucht er im Grunde nicht, er kommuniziert nur über das Internet. Er verdient auch ein bißchen Geld im Internet, indem er Webspace vermietet. Er liest viel, sagt er, zusammengenommen sind die ganzen Websites in einem Jahr wohl soviel wie hundert Bücher. „Ich versuche mir da, eine Existenz aufzubauen”, sagt er. Eine unsichtbare Existenz, unsichtbar wie die Frau vor dem Spielautomaten, unsichtbar wie der Mann in der Bowlingbahn, unsichtbar wie die Frau im Sonnenstudio, unsichtbar wie der Mann im Tattoo-Studio.

„Die junge Unterschicht”, sagt Wolfgang Kaschuba, „ist dabei, sich ganz eigene Kompetenzen anzueignen durch den Umgang mit der Technik.” Es ist eine zutiefst verunsicherte Schicht, die sich in solchen Momenten zeigt, eine Schicht, die uns stark prägen wird.

Man kann fast sagen, daß die Unterschicht eine Avantgarde ist. Sie zeigen uns, wie viele von uns in Zukunft leben werden.


Mitarbeit: Mareen van Marwyck, Daniel Boese


Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 06.03.2005, Nr. 9 / Seite 25
Bildmaterial: AP, dpa/dpaweb

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Quelle: Internet World

Sonntag, 6. März 2005

Preiswert Reisen: 7 Tips für die Reiseplanung

Preiswert Reisen
Sieben Tips für die preiswerte Reiseplanung


06. März 2005 Wie Urlauber bei der Buchung sparen können. Sieben Tips.


1. All inclusive oder a la carte speisen?

„All inclusive boomt ohne Ende”, sagt Professor Roland Conrady, Dekan des Fachbereichs Touristik und Verkehrswesen an der Fachhochschule Worms. Warum? Weil das Preis-Leistungs-Verhältnis häufig unschlagbar günstig ist. Und weil Urlauber mit knappem Reisebudget Planungssicherheit schätzen. Sie greifen lieber einmal tief in die Tasche, als am Ende des Urlaubs eine böse Überraschung zu erleben, wenn sich die vielen Biere, das Eis für die Kinder und der Kaffee am Nachmittag zu einem Riesenbetrag addieren.

2. Im Internet surfen oder ins Reisebüro gehen?



Kluge Urlauber machen beides. Wer gerade beginnt, die Ferien zu planen, findet im Internet viele Anregungen und einen guten Überblick über Ziele und Preise. Ein Mausklick überwindet Ozeane, Anbieter, die man bislang nicht einmal kannte, rücken ins heimatliche Wohnzimmer vor. Das sollten auch alle nutzen, die eine persönliche Beratung schätzen oder vor dem Bezahlen im Internet zurückschrecken.

Eine Rundreise mit vielen Zwischenstopps, Hotels, Flügen und Grenzübertritten läßt sich im Netz aber nur mühsam arrangieren. Die Pauschalreise, der Flug nach Florenz oder der Mietwagen auf Mallorcakönnen dagegen ohne Probleme im Netz gebucht werden. Das kostet Routiniers nur wenige Minuten, und es spart Geld. „Die Bereitschaft zur Internetbuchung wächst ganz gewaltig”, sagt Conrady. Das könnte auch daran liegen, daß es nicht in jedem Reisebüro mit der Beratung weit her ist. So mancher Besitzer speist die wißbegierige Kundschaft mit fünf Kilo Prospekten ab.

3. Den Billigflieger nehmen oder den Linienflug?

Klar, der Service einer Lufthansa, die vom Rhein-Main-Flughafen startet, läßt sich nicht ohne weiteres mit einer Ryanair vergleichen, die im weit entfernten Hahn abhebt. Billigfliegen ist mit vielen Nachteilen verbunden: Die Anreise und die Mitnahme von Surfbrett oder anderem Extragepäck sind oft beschwerlich, umbuchen meist unmöglich. Der Flug ist aber genauso pünktlich und sicher wie bei einer Liniengesellschaft. Die vielbeworbenen 1-Euro-Flüge sichern jedoch nicht immer den Sitzplatz, Steuern und andere Kosten kommen hinzu. Das Kontingent ist oft knapp bemessen und blitzschnell verkauft.

Wer die billigen Tarife der Billiganbieter ergattern will, sollte sich früh entscheiden. Später wird es schnell teuer, so teuer, daß der Linienflieger schon wieder billiger sein kann. Wer rechtzeitig bucht, hat große Chancen, ein günstiges Low-Cost-Angebot zu ergattern, wer spät dran ist, sollte auch bei den Liniengesellschaften suchen, die attraktive Flüge oft kurzfristig verramschen. Einen guten Überblick über die Angebote bekommen Reisende bei billigflieger.de, fliegertarife.de oder billigfliegervergleich.de.

4. Frühbucherrabatt nutzen oder auf Last Minute setzen?

Früher war die Antwort klar: Am Ende ist Last Minute immer billiger. Bei L'tur und anderen gibt es wenige Stunden vor der Reise schon mal einen kräftigen Preisnachlaß - im Extremfall sogar 75 Prozent. Dem wirkt die Reisebranche mit Frühbucherrabatten von bis zu 30 Prozent entgegen. Das macht Schnäppchenjäger die Entscheidung schwer.

Sicher ist allerdings, daß die Last-Minute-Angebote nicht ausgehen, wie so mancher Reiseveranstalter glauben machen will. Es gibt immer noch Unmengen von Hotelbetten und Fluglinien mit Überkapazitäten, also viel Raum für Sparangebote. Da kann sich warten lohnen - aber nicht bei Low-Cost-Anbietern von Flügen oder Mietwagen. Sie ziehen die Preise hoch, je näher der Termin rückt. Früh zugreifen sollte auch, wer unbedingt an einem bestimmten Ort, in einem ausgewählten Hotel übernachten will.

5. Im Hotel oder in der Ferienwohnung leben?

Das ist natürlich vor allem eine Geschmacksfrage. Ansonsten gilt: Die Preise der großen Hotelketten lassen sich im Internet einfach vergleichen und buchen. Von Ferienwohnungen und -häusern läßt sich das nicht behaupten. Der Markt ist intransparent, von kleinen und privaten Anbietern dominiert, die längst nicht alle online präsent sind. Da müssen Reiselustige auch mal im Katalog blättern, in der Zeitung suchen und zum Telefon greifen. Das ist mühselig, ein schaler Nachgeschmack bleibt: Habe ich ein Schnäppchen gemacht, oder hat mich da nicht doch einer über's Ohr gehauen?

6. Pauschalreise oder Flug, Hotel und Wagen einzeln buchen?

Das Ergebnis ist erschreckend: In 70 Prozent der Fälle sind die Fix-und-fertig-Ferien von Tui teurer als der Kauf der einzelnen Reisebausteine im Internet. Das fanden die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs heraus, die in Großbritannien surften. Ganz so groß sei der Vorteil für deutsche Urlauber nicht, glaubt Reisefachmann Conrady, die Tendenz aber stimme. Denn Angebote im Internet sind prinzipiell günstiger als im Reisebüro.

Das sieht man schon bei der Lufthansa, die für den aufwendigeren Ticketkauf im Reisebüro extra abkassiert. Immer öfter machen es auch die Hotelmanager so. Hinzu kommen Bausteinreisen zu tagesaktuellen Preisen, wie sie Expedia oder Flyloco im Netz offerieren. Low-Cost-Carrier und überschüssige Hotelkapazitäten werden da zu einem hübschen Urlaubspaket geschnürt, das günstiger als vergleichbare Katalogangebote ist.

7. Richtung Westen oder in den Osten reisen?

Der Osten Europas hält mehr Natur, Kultur und Schönheit bereit, als dem durchschnittlichen Spanienurlauber bekannt ist. Entscheidender ist für viele Reisende in die neuen EU-Länder aber die hohe Kaufkraft des Euro. Das macht den Urlaub erheblich günstiger als in den klassischen Badezielen Südeuropas.

Das Hotelangebot ist im Osten allerdings noch immer knapp - allein schon, was die nackte Zahl der Betten angeht. Und die Qualität genügt nicht immer den Ansprüchen verwöhnter Pauschalurlauber. Wer für eine Reise ins Baltikum oder die Slowakei aufgeschlossen ist, sollte sich nicht gleich vom ersten Veranstalter frustrieren lassen, der kein passendes Angebot parat hat.


Text: chf., Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 06.03.2005, Nr. 9 / Seite 59

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Samstag, 5. März 2005

DVB-H: Neue Technik, alte Sorgen

DVB-H: Neue Technik, alte Sorgen

DVB-H (Digital Video Broadcasting, Handheld), die Technik für Digitalfernsehen auf dem Handy, macht Fortschritte: Auf der gestern zu Ende gegangenen Konferenz DVB World 2005 in Dublin kündigte der Mobilfunkprovider O2 an, einen sechsmonatigen Versuch mit dem Programmanbieter NTL[1] und Nokia zu starten. In Oxford sollen neun Sender 120 Quadratkilometer abdecken und 250 Pilotkunden versorgen, meldet die EE Times. Als Empfangsgerät könnte Nokias 7700[2] dienen.

Jedoch beklagte Mike Short, Vize-Entwicklungschef von mmO2, das akute Fehlen einer einheitlichen Frequenzzuteilung für DVB-H in Europa. Er befürchtet eine verzögerte Markteinführung, die konkurrierenden Verfahren ein Gelegenheitsfenster öffnet und zu einem Systemkampf wie einst bei Videorecordern mit VHS gegen Beta führen könnte. Als Konkurrent könnte sich ein erweiterter DAB-Standard (Digital Audio Broadcast) entpuppen: Digital-Rundfunk hat sich am Markt nicht durchgesetzt[3], die ihm zugeteilten Frequenzen liegen mehr oder weniger brach.

Viele Entwickler halten die bisher vom herkömmlichen Analogfernsehen belegten Frequenzen[4] im Band IV für DVB-H geeignet. David Wood, Abteilungschef Neue Techniken bei der European Broadcasting Union (EBU[5]), zählt noch einen Teil von Band V (Kanäle 40 bis 49) zum bevorzugten Spektrum. Doch muss sich DVB-H diese Blöcke mit dem bereits aktiven DVB-T teilen. In den USA laufen DVB-H-Versuche dagegen im L-Band (1,5 GHz), was hierzulande für DAB reserviert ist.

(ea[6]/c't) (ea/c't)



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URL dieses Artikels:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/57107

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.ntlbroadcast.com/
[2] http://www.heise.de/mobil/newsticker/meldung/48276
[3] http://www.heise.de/newsticker/meldung/53662
[4] http://info.electronicwerkstatt.de/bereiche/fernsehtechnik/frequenzen_und_normen/frequenzverteilung/frequenzverteilung.html
[5] http://www.ebu.ch/
[6] mailto:ea@ct.heise.de

Freitag, 4. März 2005

Netscape 8: IE friedlich mit Firefox vereint

Original-URL des Artikels: http://www.golem.de/0503/36677.html Veröffentlicht: 03.03.2005 17:28

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Netscape 8: Internet Explorer und Firefox friedlich vereint
Nutzt wahlweise Rendering Engine von Mozilla oder vom Internet Explorer

Nachdem der Erscheinungstermin der ersten öffentlichen Beta von Netscape 8 kurzfristig um einige Wochen verschoben wurde, steht die Beta nun für jedermann kostenlos zum Testen bereit. Netscape 8 Beta verwendet Firefox als Basis und kennt somit auch nur die Browser-Funktionen, so dass zu Netscape 8 kein E-Mail-Client gehört. Falls Seiten nicht mit der Mozilla-Rendering-Engine dargestellt werden können, wird stattdessen der Internet Explorer verwendet.

Netscape 8 bietet die Funktionen, die von Firefox bekannt sind, erhielt aber eine komplett andere Oberfläche und wurde von AOL auch in anderen Punkten verändert und erweitert. So wurden Sicherheitsoptionen in den Browser integriert, die an das Zonenmodell vom Internet Explorer erinnern. Webseiten werden dazu in verschiedene Zonen unterteilt und innerhalb einer Zone werden bestimmte Möglichkeiten aktiviert, die eine Webseite ausführen darf.

So lässt sich etwa bestimmen, dass unbekannte Seiten generell keine Cookies ablegen bzw. kein JavaScript- oder ActiveX-Code ausführen dürfen, während dies bekannte Seiten sehr wohl erlaubt ist. Netscape 8 wird bereits mit einer Liste vorkonfigurierter Webseiten ausgeliefert. In regelmäßigen Abständen können zudem White- und Blacklists mit einem Netscape-Server ausgetauscht werden, um diese Listen ständig aktuell zu halten. Damit will man verhindern, dass Nutzer durch den Besuch entsprechender Webseiten Opfer von Dialern, Spyware, Phishing-Angriffen oder anderen Attacken werden. In jedem Browser-Tab informiert eine Markierung, zu welcher Zone eine aufgerufene Webseite gehört.

Wie bereits mehrfach berichtet, haben sich die Vermutungen bestätigt, dass in Netscape 8 zwar die Gecko-Rendering-Engine von Mozilla steckt, aber der Browser auch die Rendering Engine vom Internet Explorer verwenden kann. In der Grundeinstellung wird der Internet Explorer genutzt, wenn eine Seite nicht mit der Gecko-Engine angezeigt werden kann, wie etwa Microsofts Windows-Update, mit dem ausschließlich der Internet Explorer umgehen kann.

In der Toolbar von Netscape 8 befinden sich als kleine Besonderheit fünf Schalter, um darüber bequem zwischen verschiedenen Toolbar-Ansichten zu wechseln. Die fünf Ansichten sind top, News, local, Lesezeichen und ein weiterer Bereich, der selbst mit Daten gefüllt werden kann und in der Standardausführung leer ist.

Neben dem Web-Browser mit Tabbed-Browsing-Funktion umfasst Netscape 8 auch einen RSS-Reader sowie einen Pop-up-Blocker und besitzt eine direkte Abfrage der Netscape-Suche. In den Browser lässt sich außerdem der AOL Instant Messenger integrieren, um aus Netscape heraus mit anderen Nutzern in Kontakt zu treten.

Ansonsten fährt AOL weiterhin zweigleisig: Während der Netscape-Browser von AOL auf einem Mozilla-basierten Browser beruht, stellte AOL jüngst einen neuen Browser-Aufsatz für den Internet Explorer unter dem Namen AOL Browser vor.

Die Beta 1 von Netscape 8 steht ab sofort für die Windows-Plattform in englischer Sprache kostenlos zum Download bereit. (ip)


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Verwandte Artikel:
Kostenloser AOL-Browser-Aufsatz für Internet Explorer (09.02.2005 15:40, http://www.golem.de/0502/36205.html)
Öffentliche Beta-Version von Netscape 8 verschoben (18.02.2005 10:24, http://www.golem.de/0502/36406.html)
Kommende Netscape-Version erhält neue Sicherheitsfunktionen (01.02.2005 11:07, http://www.golem.de/0502/36006.html)
Netscape: Firefox und Internet Explorer unter einem Dach (01.12.2004 11:10, http://www.golem.de/0412/34957.html)
Neue Netscape-Version nutzt Firefox als Basis (17.11.2004 12:38, http://www.golem.de/0411/34755.html)

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Links zum Artikel:
Netscape (.com): http://www.netscape.com

Internet: Blickbewegungsstudie

Im Goldenen Dreieck

In einer Blickbewegungsstudie konnte gezeigt werden, dass die Position eines Suchergebnisses und auch der Werbeeinblendung auf der Ergebnisseite von höchster Wichtigkeit ist.
In der von zwei Marketing-Unternehmen in Auftrag gegebenen Studie dees Marktforschers "Eyetools" wurden 50 Versuchspersonen jeweils mit fünf Szenarien konfrontiert, in denen sie eine Suchmaschine benutzen mussten. Dabei kam ausschließlich Google zum Einsatz. Bei jeder Benutzung der Suchmaschine wurden die Blickbewegungen der Personen aufgezeichnet. Diese Daten dienten der Analyse, welche der gelieferten Ergebnisse besonders häufig gelesen wurden.

Das Ergebnis der Analyse ist eindeutig: Das Blickmuster lässt sich kumuliert als eine Art rechtwinkliges Dreieck beschreiben, dessen Katheten horizontal und vertikal verlaufen (Graphik). Die größte Blickzuwendung erhält das oberste Ergebnis, ab etwa dem fünften Ergebnis wird immer seltener gelesen. In Zahlen ausgedrückt erhält das oberste Ergebnis mit 100 Prozent die höchste Aufmerksamkeit, das fünfte noch 60 Prozent, während das zehnte gerade noch von einem Fünftel der vorüberfliegenden Blicke getroffen wird.

Ähnlich verhält es sich hinsichtlich der Werbung. Die unmittelbar über den Ergebnissen eingeblendeten Werbeblöcke wurden von 80 bis 100 Prozent der Versuchspersonen wahrgenommen. Die am rechten Rand erscheinenden Anzeigen dagegen nur noch von 10 bis 50 Prozent. Und auch bei den rechts erscheinenden Anzeigen ist ein deutliches Nachlassen der Wahrnehmung von oben nach unten festzustellen.

Die Ergebnisse belegen damit, was in SEO-Kreisen rgelmäßig behauptet wird: Nur eine Position unter den ersten fünf Suchergebnissen ist wirklich erfolgreich. Selbst ein Erreichen der ersten Ergebnisseite ist also noch kein Schlüssel zum Erfolg.

Quelle: www.intern.de

Donnerstag, 3. März 2005

Der deutsche Michel :-)

SPIEGEL ONLINE - 03. März 2005, 15:29
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,344570,00.html
Altersvorsorge

Der Deutsche Michel ist zu sorglos

Bislang galten die Deutschen als Sparweltmeister. Doch das hat sich entweder geändert, oder es reichte nie. Denn jetzt schlägt das Deutsche Institut für Altersvorsorge Alarm: Viele Erwerbstätige werden mehr sparen oder deutlich länger arbeiten müssen, wenn sie ihren Lebensstandard im Alter erhalten wollen.



Rentner beim Golfspiel: Die wenigsten sorgen ausreichend vor
Berlin - Das Forschungsinstitut Empirica kam in seiner im Auftrag des DIA erstellten Studie zu dem Ergebnis, dass nur rund ein Viertel der 30 bis 49-Jährigen für eine private oder betriebliche Altersvorsorge spart. Selbst wenn man die Sparquote der Haushalte in Rechnung stellt, reiche die Summe für die Erhaltung des jetzigen Lebensstandards nicht aus, erklärten die Renten-Forscher. Die "Babyboomer" müssten schon seit Jahren rund sechs Prozent ihres Bruttoeinkommens für das Alter zurücklegen, um die künftig niedrigeren Nettorenten ausgleichen zu können. Davon seien die heute unter 50-Jährigen aber weit entfernt. "Offensichtlich entscheiden sich die zukünftigen Rentner für längeres Arbeiten".

Nach dem aktuellen Rentenbarometer des DIA wird auch die so genannte Riester-Rente zu wenig genutzt. Nach dem in einer repräsentativen Umfrage erstellten Rentenbarometer haben nur 19 Prozent einen förderfähigen Altersvorsorge-Vertrag abgeschlossen. Die konstante Verweigerungsrate von 73 Prozent sei ernüchternd, sagten die Experten des DIA. Als Grund gab die große Mehrheit der Befragten an, die Riester-Rente sei zu kompliziert. 20 Prozent meinten, es gebe bessere Möglichkeiten. Ebenso viele gaben an, sie hätten schon ausreichend vorgesorgt. 13 Prozent nannten finanzielle Gründe. Derzeit gibt es demnach 6,1 Millionen Vertragsabschlüsse, eine Steigerung um zwei Prozentpunkte (oder 500.000 Verträge) innerhalb eines Jahres. "Bei rund 33 Millionen förderfähigen Personen ist ein Anstieg um nur zwei Prozentpunkte innerhalb eines Jahres enttäuschend", erklärte das DIA.

Die Union brachte als Alternative zur glücklosen Riester-Rente eine dauerhafte Förderung der Entgeltumwandlung - dabei fließen Teile des Gehalts direkt zum Beispiel in eine Versicherungspolice - ins Gespräch. Nach Einschätzung des Rentenexperten der CDU-Fraktion, Andreas Storm, lasse sich damit schneller eine Kapital gedeckte Altersversorgung aufbauen. Storm schlug vor, die Befreiung von Sozialabgaben der Entgeltumwandlung nicht bereits 2008 auslaufen zu lassen, sondern dauerhaft zu gewähren.

Nach der DIA-Studie wird sich die Zahl der 60- bis 64-jährigen Erwerbspersonen bis 2025 auf knapp vier Millionen vervierfachen. Das Durchschnittsalter der Erwerbstätigen werde deutlich steigen. "Die Folgen für den Arbeitsmarkt sind dramatisch", heißt es. Laut DIA werden die Unternehmen die Praxis aufgeben müssen, Mitarbeiter mit steigendem Alter in höhere Positionen zu befördern und ihnen höhere Gehälter zu zahlen. Vielmehr würden Instrumente wie Leistungszulagen, betriebsbedingte Änderungskündigungen oder Beförderung auf Zeit stärker genutzt werden. Älteren werde eine höhere Mobilität abverlangt, Qualifikation zu erneuern werde zur Routine werden, sagt das DIA voraus.

Mittwoch, 2. März 2005

Clapton, Beck, May und die Queen

Persönlich
Die Queen rockt nicht

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02. März 2005 Guess, who's coming to dinner? Die Queen hätte am Dienstag abend keine Antwort gewußt, dabei hatte die 78 Jahre alte Monarchin das Haus voll. Sie empfing im Buckingham-Palast britische Popstars - und kannte nicht einen von ihnen.


Brian May, den Gitarristen der Band „Queen” fragte die Queen gelassen: „Und was machen Sie so?” Der 57jährige May erinnerte sie daran, daß er zu ihrem Goldenen Thronjubiläum auf dem Dach des Palastes die Nationalhymne gespielt hatte. „Ach, Sie waren das”, erwiderte das Staatsoberhaupt. „Party at the Palace” nannte sich das damals international im Fernsehen übertragene Spektakel. Elizabeth II. wußte wohl nicht so recht, wie ihr seinerzeit geschah.

„Wir sind alle aus Surrey”


Illustre Runde: Die Queen mit den Rock-Gitarristen Beck, Clapton, Page und May
Eric Clapton (59) stellte sich daraufhin sicherheitshalber gleich mit vollem Namen vor. „Spielen Sie schon länger?” fragte ihn die Queen. „Müssen jetzt so 45 Jahre sein”, erwiderte Clapton und brachte das Thema gleich auf etwas anderes: Er zeigte in die Runde und sagte „Wir sind alle aus Surrey (in Südengland)”. Damit konnte seine Gesprächspartnerin dann mehr anfangen.

„Es war toll, sie zu treffen”, sagte Clapton anschließend dem „Daily Telegraph”. „Und es hat auch überhaupt nichts ausgemacht, daß sie nicht gewußt hat, wer wir sind oder was wir machen. Das hätte ich von ihr auch gar nicht erwartet.” Vielleicht war's für die Stars ja auch mal ganz erfrischend.

Halliwell verstößt gegen das Protokoll


Verzichtet selbst bei der Queen auf einen Schlips: Peter Gabriel
Während die älteren Herren unter den rund 500 Musikern mit der königlichen Umgebung einigermaßen zurecht kamen, leistete sich das frühere „Spice Girl” Geri Halliwell einen herben Fauxpas. 40 Minuten kam zu spät in den Buckingham Palast. Besonders schlimm: Damit verstieß die 32jährige deutlich gegen das Protokoll, demzufolge als letzte die Königin den Saal zu betreten hat. Die Queen wird vorerst wohl nicht erfahren, was Geri „so macht”.


Text: FAZ.NET mit Material von dpa
Bildmaterial: Reuters, AP

Montag, 28. Februar 2005

Werbefinanzierte RSS Feeds

Original-URL des Artikels: http://www.golem.de/0502/36585.html Veröffentlicht: 28.02.2005 15:08

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Kanoodle will fremde RSS-Feeds mit Werbung bestücken
Pendant zu Google AdSense für RSS-Feeds von Kanoodle und Moreover

In Kooperation mit Moreover hat Kanoodle ein einfach zu nutzendes Werbesystem für RSS-Feeds entwickelt. Das auf den Namen "BrightAds RSS" getaufte System soll es RSS-Anbietern erlauben, ohne großen Aufwand mit ihren Feeds Geld zu verdienen und orientiert sich dabei an Googles AdSense.

Vor allem kleine und mittelgroße RSS-Anbieter sollen von BrightAds RSS profitieren können. Das System integriert gesponsorte Links in die RSS-Feeds, wahlweise direkt in die einzelnen Beiträge oder als eigenständigen Beitrag, wie es Morover bereits seit geraumer Zeit tut. Kanoodle will mit seiner Technik dafür sorgen, dass die jeweiligen Anzeigen zu den Beiträgen bzw. RSS-Feeds passen, denn abgerechnet wird per Klick.

Die Feeds der Nutzer von BrightAds RSS werden über die Plattform von Moreover verteilt und auch dort gehostet. Moreover startet in diesem Zusammenhang zugleich mit seinem neuen Dienst namens FeedDirect RSS Ads.

Das Thema Werbung ist RSS-Feeds ist aber nicht ganz neu und auch nicht unumstritten. Neben Moreover hatte beispielsweise auch die Google-Tochter Overture das Thema für sich entdeckt. (ji)


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Verwandte Artikel:
Werbung in RSS-Feeds (18.11.2004 17:15, http://www.golem.de/0411/34780.html)
Google-Anzeigen bald personalisierbar (26.01.2005 09:53, http://www.golem.de/0501/35887.html)
Google verkauft bald auch Banner-Werbung (13.05.2004 09:53, http://www.golem.de/0405/31271.html)
Digital Envoy verklagt Google (30.03.2004 16:00, http://www.golem.de/0403/30587.html)

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Links zum Artikel:
Kanoodle (.com): http://www.kanoodle.com/
Moreover (.com): http://w.moreover.com/

Freitag, 25. Februar 2005

Multimedia: Mit dem Handy von zuhause im Festnetz telefonieren

Multimedia
Vodafone präsentiert Ersatz für das Festnetz


25. Februar 2005 Nach dem Mitbewerber o2 will nun auch Vodafone das Handy zur echten Festnetz-Alternative machen. Auf der Computermesse Cebit im März in Hannover stellt der Mobilfunkanbieter nach eigenen Angaben das Zuhause-Konzept vor, das einen Festnetzanschluß komplett ersetzen soll. Das Angebot richte sich vor allem an Privathaushalte und Nutzer eines Büros in den eignen vier Wänden. Neben vergünstigten Konditionen fürs Telefonieren biete die neue Lösung auch einen vollwertigen Internetzugang über schnelle UMTS-Verbindungen.


Damit tritt Vodafone in Konkurrenz zum kleinsten deutschen Netzbetreiber o2. Das Münchner Unternehmer vermarktet seine homezone, innerhalb derer der Kunde zu günstigeren Tarifen mobil telefonieren kann, bereits seit einigen Jahren erfolgreich. Einen Internetzugang mit Hilfe des neuen, schnelleren UMTS-Netzes hatte o2 bereits auf der Cebit 2004 vorgestellt, die Markteinführung jedoch immer wieder verschoben. Zur Messe im März soll es nun soweit sein.

Damit käme o2 trotz aller Verspätungen Vodafone dennoch zuvor. Die Düsseldorfer Nummer zwei auf dem deutschen Markt hat dem Start seines Zuhause-Angebots für das zweite Quartal angekündigt. verglichen mit einem DSL-Anschluß ist die mobile Lösung jedoch zunächst deutlich langsamer. Mit 384 Kilobit pro Sekunde schafft der UMTS-Internetzugang nur ein Drittel des Datendurchsatzes des Standard-DSL-Schlusses, der sich zudem auf bis zu 3 Megabit pro Sekunde und damit die achtfache Geschwindigkeit gegenüber der Mobilfunklösung beschleunigen läßt.


Text: ddp.

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