Montag, 21. März 2005

iTunes auch ohne DRM

Original-URL des Artikels: http://www.golem.de/0503/37049.html Veröffentlicht: 21.03.2005 09:48

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iTunes auch ohne DRM
Alternativer iTunes-Client PyMusique

Der Erfolg von Apples Musik-Download-Dienst iTunes wird vor allem in dessen recht freizügigem DRM-System gesehen, das Nutzern von Beginn an die Nutzung auf mehreren Rechnern und auch das Brennen auf CD erlaubte. Dennoch zeigt sich wiederholt, dass auch diese Einschränkungen einigen zu viel sind, allen voran John Lech Johanson, der mit PyMusique jetzt ein alternatives Download-Interface vorstellte, das es erlaubt, bei iTunes Titel ohne DRM zu kaufen.

PyMusique erlaubt eine Vorschau auf Songs, die Registrierung eines Accounts und vor allen den Kauf und das erneute Herunterladen der Titel. Da die Musik erst auf dem PC des Nutzers mit DRM versehen werde, bietet das System eine Angriffsfläche, die PyMusic nutzt.

Die Software von Travis Watkins, Cody Brocious und Jon Lech Johansen stellt einen alternativen iTunes-Client dar, der mit dem Shop auf Seiten von Apple kommuniziert. Die Titel müssen zwar weiterhin bei Apple gekauft und bezahlt werden, sie landen aber letztendlich ohne Kopierschutz auf der Festplatte des Nutzers.

Bereits zuvor hatte Johansen wiederholt Möglichkeiten aufgezeigt, mit denen sich iTunes-Titel von ihren DRM-Beschränkungen befreien lassen, Voraussetzung war immer ein Schlüssel, den Kunden beim Kauf ihrer Titel erhalten. Die neue Software geht nochmals einen Schritt weiter und macht es noch leichter, DRM-freie Titel via iTunes zu erhalten, denn auch ohne entsprechende Werkzeuge lässt sich der Kopierschutz loswerden, schließlich müssen die Titel in aller Regel lediglich auf eine Audio-CD gebrannt und erneut eingelesen werden, nicht nur bei iTunes. (ji)


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Verwandte Artikel:
Patentprobleme für Apples iTunes? (08.03.2005 10:42, http://www.golem.de/0503/36748.html)
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iTunes Music Store nimmt nun PayPal-Zahlungen an (13.12.2004 09:26, http://www.golem.de/0412/35134.html)

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Links zum Artikel:
Apple (.com) - iTunes Music Store: http://www.apple.com/music/
Apple - iTunes: http://www.apple.com/de/itunes

Allofmp3 doch legal?

Original-URL des Artikels: http://www.golem.de/0503/37040.html Veröffentlicht: 18.03.2005 14:22

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Allofmp3 doch legal?
Unterschiedliche Rechtsauffassungen über das russische Download-Angebot

Nach Ansicht der Musikindustrie vertreten durch die IFPI ist das russische Download-Angebot Allofmp3.com zumindest hier zu Lande illegal. Der Radiosender SWR3 kommt nach Recherchen aber nun zu der Ansicht, das Angebot sei in Russland wie auch in Deutschland legal.

Die russische Download-Plattform sei in ihrem Heimatland entgegen anders lautenden Behauptungen der Musikindustrie kein illegales Angebot, so der SWR3. Das russische Urheberrecht ermächtigt Verwertungsgesellschaften dazu, "im Namen aller Rechteinhaber Lizenzen für Online-Angebote von Musik zu erteilen, auch im Namen ausländischer Tonträgerhersteller", so die Argumentation des SWR3.

Da Allofmp3 über eine entsprechende Lizenz verfüge - dies habe die russische Verwertungsgesellschaft ROMS bestätigt -, zahle der Anbieter für das Download-Angebot auch Lizenzgebühren. Daher dürfe Allofmp3 über seine russischen Server auch Tonträger der ausländischen Plattenindustrie zum Download anbieten, berichtet der SWR3 unter Berufung auf ROMS-Justitiar Ivan Andreevic.

Die für die ausländischen Titel anfallenden Gebühren könne ROMS aber nicht an ihre Schwestergesellschaften wie beispielsweise die GVL in Deutschland abführen, da sich die Musikindustrie hier zu Lande dagegen wehre,den Verwertungsgesellschaften die Rechte für Internet-Downloads einzuräumen.

Für Nutzer berge Allofmp3.com aber keine Gefahren, so der SWR3, sie könnten sich auf die Befugnis zur Anfertigung von Privatkopien berufen. In Anbetracht der ROMS-Lizenz von Allofmp3.com könne sogar die Kopiervorlage als legal angesehen werden.

Zu einer gegenteiligen Einschätzung kamen allerdings kürzlich die beiden Juristen Dr. Kerstin Bäcker und Dr. Matthias Lausen, zugleich Geschäftsführer des Instituts für Urheber- und Medienrecht in München, die unter dem Titel Musik-Downloads in der Grauzone in der c't 5/2005 veröffentlicht wurde. Sie sehen zwar noch keine direkte Gefahr dafür, dass Nutzer des Dienstes eine Rechtsverletzung im zivilrechtlichen- oder gar strafrechtlichen Sinn begehen, halten das Angebot an sich aber für illegal. Sie weisen zudem darauf hin, dass sich die Situation mit dem 2. Korb der Urheberrechtsnovelle zu Ungunsten der Nutzer ändern könne. (ji)


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Verwandte Artikel:
Russische Staatsanwaltschaft geht gegen allofmp3 vor (22.02.2005 12:46, http://www.golem.de/0502/36466.html)
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DJ soll 1,4 Mio. Euro wegen MP3s zahlen (18.02.2005 16:58, http://www.golem.de/0502/36417.html)

Mittwoch, 16. März 2005

"Handelsblatt" startet globales Bloggernetzwerk

SPIEGEL ONLINE - 16. März 2005, 18:18
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,346826,00.html
Wirtschaftszeitungen

"Handelsblatt" startet globales Bloggernetzwerk

Von Thomas Hillenbrand

Die Korrespondenten des "Handelsblatts" werden in Zukunft auch als Blogger arbeiten. Auf einer neuen Onlineplattform sollen Reporter aus New York, Mailand oder Shanghai Anekdötchen in Tagebuchform veröffentlichen.



Handelsblatt/ Hansen
Handelsblatt: Zweitjob für die Außenstellen
Hamburg/Düsseldorf - Bloggen ist zurzeit ganz schwer in Mode - nicht einmal das bodenständige "Handelsblatt" kann sich dem Trend entziehen. Noch in dieser Woche wird die Düsseldorfer Wirtschaftszeitung nach Informationen von SPIEGEL ONLINE eine Plattform mit insgesamt 28 Korrespondentenblogs starten. Neben der normalen Berichterstattung sollen die Redakteure regelmäßig über ihre alltäglichen Erlebnisse schreiben, etwa über mailändische Espressokultur oder über die Bedeutung von Visitenkarten in China.

Auf der bereits freigeschalteten Webseite "Handelsblatt global reporting" gelangt der Leser über eine Weltkarte zu den Einträgen der Teilzeitblogger. Ein oder zwei Postings sind in jedem der Tagebücher bereits vorhanden. Dem Blogstil entsprechend kommen die meisten Artikel eher subjektiv-flapsig daher: Indien-Korrespondent Oliver Müller schreibt beispielsweise Bombay in Grund und Boden ("Aus Slumbay wird kein Shanghai"), Reporter Helmut Steuer mokiert sich von Stockholm aus über die derzeitige Sinnkrise der Schweden ("Kein Fisch, kein Saab und kaum noch Schnaps").



Weblog-Overkill: Andere fangen ganz bescheiden mit einem Blog an, das "Handelsblatt" klotzt mit mehr als zwei Dutzend
Ganz und gar unbloggig sind allerdings die Textlängen. Statt der bei Webtagebüchern üblichen, mehrfach verlinkten Sechszeiler schreiben die "Handelsblatt"-Blogger Artikel vom Umfang eines Seite-Eins-Aufmachers. Aus der Redaktion ist zu hören, der Verlag wolle mit dem Superblog vor allem die Größe seines Korrespondentennetzes demonstrieren - und darauf hinweisen, dass der Konkurrent "Financial Times Deutschland" (der auch schon vom Blogvirus infiziert wurde) mit einer kleineren Mannschaft auskommen muss.

Dies Ziel hat das "Handelsblatt" zweifelsohne erreicht. Neben Tagebucheinträgen aus Tokio oder New York findet der Leser sogar Blogs aus dem schönen Brüssel: Und zwar gleich drei Stück von drei verschiedenen Korrespondenten.

Samstag, 12. März 2005

ITB: Alltours fordert Mindest-Reisepreise

Tourismus
Alltours überrascht Reisebranche mit Kerosinsteuer-Forderung


12. März 2005 Der Reiseveranstalter Alltours hat sich als erster großer Flugreisen-Anbieter für eine Kerosinsteuer ausgesprochen und damit die eigene Branche überrascht.


Auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin forderte der viertgrößte deutsche Reiseanbieter zudem staatlich festgelegte Mindestpreise für Flugtickets und ein generelles Subventionsverbot für Billigfluglinien. Der Präsident des Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalterverbandes (DRV), Klaus Laepple, zeigte sich irritiert über den Vorstoß zur Kerosinsteuer. Die Idee eines Mindestflugpreises sei abwegig.

„Die Lockvogelangebote der Billigfluglinien sind umweltpolitisch absolut verantwortungslos und obendrein kaufmännisch unseriös", sagte Alltours-Chef Willi Verhuven am Samstag in Berlin. Beim Urlauber werde jedes Gefühl für Leistung zerstört.

Branche bisher geschlossen gegen Kerosinsteuer

Alltours ist mit jährlich knapp 1,5 Millionen Urlaubern und einem Umsatz von 1,27 Milliarden Euro Deutschlands viertgrößter Reiseveranstalter. Verhuven sagte, er sei sich bewußt, daß er mit seinem Vorstoß die Reise- und Luftfahrtbranche provoziere. Bisher treten die führenden Reisekonzerne, Fluglinien und Verbände geschlossen gegen eine Kerosinsteuer und andere Aufschläge für Flugreisen an. Er habe seinen wichtigsten Flugpartner Air Berlin vorab über seine Initiative informiert, sagte Verhuven.

"In Zeiten der Klimaveränderungen müssen wir sehen, daß wir mit dem Flugzeug schon erheblich zur Umweltverschmutzung beitragen", sagte der Alltours-Chef. „Deshalb muß für Flüge ein angemessener Preis gezahlt werden.”

Ruf nach Subventionsverbot fürBilligflieger

Alltours unterstütze daher die Überlegungen der Bundesregierung und der EU-Kommission zur Einführung einer europaweiten Kerosinsteuer oder einer Flugticket-Abgabe, sagte Verhuven. Auch der EU-Plan, die öffentlichen Beihilfen für Billigfluglinien zu beschneiden, sei richtig. Gegenwärtig bestehe auf Grund einer „absurden” Förderung von Billigflughäfen an vielen Flughäfen in Deutschland ein starkes Überangebot. Auch für Fluglinien müsse, wie seit Jahren bei Reiseveranstaltern vorgeschrieben, eine Konkursversicherung zur Pflicht werden.

Aus Sicht Verhuvens muß sich die Touristik mit den ökologischen Folgen von Massenurlaub auseinandersetzen. In den vergangenen Jahren habe sich in dieser Hinsicht insbesondere bei den Hotels viel getan. Alltours werde jetzt auf Mallorca die von der Regionalregierung geplante grüne Umweltkarte unterstützten und ein bestimmtes Kontinent für seine Gäste übernehmen.

DRV-Präsident - Kerosinsteuer und Mindestpreis falscher Weg

DRV-Präsident Laepple hält den Vorstoß von Alltours in vielen Punkten für unsinnig. „Belastungen durch Lärm und Schadstoffemissionen im Luftverkehr lassen sich nicht über eine Kerosinsteuer verringern", sagte Laepple. „Das kann man nur technisch lösen, in dem die Flugzeuge leiser werden und weniger Treibstoff verbrauchen.” Notwendig seien internationale Umweltvorgaben für Flugzeuge, die sich auf Flughäfen bei den Gebühren niederschlagen könnten. Flugzeuge sollten auch in einen internationalen Emissionshandel einbezogen werden.

Von Mindestpreisen für Flüge hält der DRV gar nichts. „Wir wollen doch nicht zurück in die sozialistische Planwirtschaft", sagte Laepple. Der nächste Schritt seien dann womöglich festgelegte Höchstpreise. Die Einschränkung von staatlichen Hilfen für Billigfluglinien hingegen unterstütze die Touristikbranche bereits. „Aber Reden und Handeln müssen auch übereinstimmen. Denn Alltours fliegt Urlauber mit Billigfliegern vom Flughafen Weeze bei Düsseldorf aus", sagte Laepple.


Text: Reuters
Bildmaterial: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Internet: Hinter den Kulissen von Ebay

Internet
Hinter den Kulissen von Ebay
Von Jörg auf dem Hövel


11. März 2005 Das Internet-Auktionshaus Ebay ist eine der meistbesuchten Seiten im Netz. Die Zahlen sind beeindruckend: In aller Welt stehen ständig etwa 44 Millionen Artikel zum Verkauf, etwa vier Millionen Artikel werden jeden Tag bei Ebay neu eingestellt. Zu Hochzeiten verzeichnen die Seiten am Tag 889 Millionen Aufrufe, 270 Millionen Suchanfragen und 15 Millionen Gebote. Je Sekunde werden dabei Datenmengen von bis zu 12 Gigabit versandt. Zum Vergleich: Der wichtigste Netzknoten Deutschlands, der "Backbone" der Telekom, wurde 2002 auf eine Kapazität von 10 Gigabit je Sekunde ausgebaut. Für Ebay sind die Koordination dieser Daten und die ständige Erreichbarkeit der Seiten überlebenswichtig, die technische Architektur muß dementsprechend solide sein.


Die Datenbank von Ebay ist auf drei Standorte in den Vereinigten Staaten verteilt. Zwei der vier Datencenter stehen in Santa Clara, eines steht in Sacramento, eines in Denver. In diesen Städten ist die wichtige Basis von Ebay auf Hardware von Sun und mit dem Betriebssystem Solaris implementiert. Alle Anfragen der Welt an die Datenbank landen an einem dieser vier Orte. Jedes Datencenter beherbergt rund 50 Sun-Server. Schon die Kapazität eines Ortes reicht damit aus, um Ebay am Laufen zu halten - sieht man von den leistungshungrigen Suchanfragen der Nutzer ab. Die Datenzentralen spiegeln ihre Informationen untereinander aber nicht, sondern dienen der Lastverteilung.


Weltbekannt: Das Ebay-Logo
Ein Blick auf die Kosten läßt die Dimensionen des "Projekts Ebay" erahnen: Die V880-Server von Sun kosten mit Anschaffung und Support um die 100000 Euro je Stück, die ebenfalls bei Ebay eingesetzten V480er etwa 50000 Euro. Damit aber nicht genug. Um den Nutzern das schnelle Suchen und Finden von Produkten zu ermöglichen, stellt das Unternehmen zudem rund 130 Server mit insgesamt 1100 Prozessoren anderen Firmen zur Verfügung. Dazu kommen noch einmal 280 Server für den zwischen Ebay und seinen Kunden laufenden E-Mail-Verkehr. War früher die Zuverlässigkeit der Hardware das Problem, ist die Kunst heute, das Zusammenspiel der komplexen Computerstruktur zu organisieren.

22 Stunden nicht erreichbar

Seit einigen Totalausfällen im Jahr 1999 hat Ebay die Systemarchitektur komplett überdacht. Im Juni 1999 war die Seite für zweiundzwanzig Stunden nicht erreichbar gewesen. Selbst der damals schon massive Hardware-Einsatz konnte das schnelle Wachstum der www.-Seite nicht abfedern. Das Grundproblem lag in der monolithischen Struktur: Eine Applikation beherbergte alle Funktionen von Ebay, alle Transaktionen trafen auf eine gigantische Datenbank. Fiel das System aus, begann stets eine zeitaufwendige Fehlersuche.

Weil das alte, proprietäre, schwer zu wartende und schlecht skalierbare System Ebay Probleme bereitete, suchte man die Lösung in einer lose gekoppelten, schichtweise und modular aufgebauten Struktur, die auf offenen Standards basiert. Ohne es so zu nennen, entwickelte Ebay mit der Gesamtarchitektur ein Beispiel für "Grid-Computing": Aufgaben werden an verschiedene Prozessoren verteilt, die sogar an unterschiedlichen Orten stehen können.

Die Architektur, an der Ebay bis heute arbeitet, ist folgende: Da der Ausfall eines Servers nicht die gesamte Seite zum Einsturz bringen darf, werden die Datensätze und Aufgaben auf verschiedene Maschinen verteilt. So entstand eines der größten "Storage Area Networks" der Welt: ein Netzwerk aus Festplatten, das, über Glasfaser verbunden, effizient zu steuern, enorm schnell ansprechbar und vor allem gegen Ausfälle gefeit ist, weil Daten immer redundant vorhanden sind.

Java statt Microsoft

Auch die Software wurde komplett ausgetauscht. Lief Ebay früher komplett unter Internet Information Services (IIS) von Microsoft, ist die Architektur heute größtenteils unter dem kryptischen Siegel "J2EE" aufgebaut. Das ist die "Enterprise Edition" der Java-2-Plattform, einer Spezifikation für die Ausführung der Programmiersprache Java. Sie ist speziell für Unternehmensanwendungen gedacht, die unter Java laufen, und stellt einen allgemein akzeptierten Rahmen zur Verfügung, mit dem in modularen Komponenten verteilte, mehrschichtige Anwendungen entwickelt werden können. Ein weiterer Vorteil: Die Anwendungen sind auf verschiedenen Servern lauffähig. In einer arbeitsintensiven Maßnahme wurde dafür der gesamte Code der Ebay-Website von der Programmiersprache C++ in die objektorientierte und plattformunabhängige Sprache Java umgeschrieben. Mittlerweile sind 80 Prozent der Seite in Java programmiert.

Heute dient IBMs Websphere als "Application Server", in ihm läuft der Java- Code. Die Architektur von J2EE erlaubt es, die Anwendungen in mehrere Schichten zu unterteilen: die Präsentationsschicht, die Geschäftslogik und die Datenhaltung. Insgesamt ergibt sich somit ein dreiteiliger Aufbau der IT-Architektur von Ebay: eine Oracle-Datenbank auf Sun, die mit der J2EE-Websphere-Middleware kommuniziert, welche wiederum das IIS-Frontend bedient. Die Nutzer überall auf der Welt bekommen von diesem Zusammenspiel nur die vom IIS gelieferten Websites zu sehen.

Hackers Liebling

Ebay läßt keine Informationen aus dem sensiblen Bereich des IT-Aufbaus nach außen dringen. Zu oft haben Hacker schon versucht, die Seite zu manipulieren oder den Zugriff auf sie mit "Denial of Service"-Attacken zu verhindern. Daß Ebay zwischen 2000 und 2002 immer wieder einmal für Stunden nicht zu erreichen war, lag aber nicht an Angriffen von außen, sondern an dem maroden Systemaufbau, der die immer größer werdenden Datenmengen nicht bewältigen konnte. Seit dem Umbau hat die Seite keine größeren Probleme dieser Art mehr, wohl aber andere. Nicht nur war über einfaches Javascript lange ein Paßwortklau möglich, auch haben sich die Betrugsfälle gemehrt: Nach wie vor besteht Ebay nicht auf der korrekten Identifizierung seiner Nutzer. "Identitätsdiebstähle" führen zu illegalen Auktionen. Unbekannte ersteigerten so im Namen des Bundestagsabgeordneten Uwe Göllner ein Solarium im Wert von 30.000 Euro.

Ein weiterer Schwachpunkt ist nach wie vor die technische Sicherheitsinfrastruktur. Obwohl Ebay es nicht bestätigen will, läßt sich über das Online-Angebot der Meßstation Netcraft (http://uptime.netcraft.com/) einfach eruieren, welches Web-Frontend installiert ist. Nahezu alle Länderseiten laufen weiterhin auf Microsofts IIS in der Version 6.0. Daß Ebay trotz der notorischen Unsicherheit des Web-Servers weiterhin IIS nutzt, stößt in Sicherheitskreisen auf Unverständnis. Nicht nur deshalb experimentiert man mit AMD-basierten Sun-Servern mit einer Linux-Variante.

Rekorde in Folge

Deutschland ist nach den Vereinigten Staaten der wichtigste Umschlagplatz für Ebay. Rund die Hälfte des internationalen Umsatzes von 759 Millionen Dollar wird in Deutschland erzielt. Monatlich frequentieren rund 17 Millionen unterschiedliche Besucher allein die deutsche Ebay-Seite unter www.ebay.de.

Mehr und mehr Bürger ersteigern und verkaufen hier. Es vergeht kaum ein Monat ohne neue Rekordergebnisse. Waren es 2000 noch 1,1 Millionen registrierte Nutzer, sind heute mehr als 16 Millionen Deutsche bei Ebay eingetragen. Über Ebay Deutschland wechselt alle drei Minuten ein Auto den Besitzer. Seit 2003 ist es das erfolgreichste E-Commerce-Unternehmen Europas.

Daten bleiben im Land

Bei einem Aufruf einer regionalen Ebay-Seite wird nur ein sehr kleiner Teil der Anfrage an eines der Datencenter in den Vereinigten Staaten weitergeleitet. Der Großteil der angeforderten Seite wird von einem Server in der Nähe des Nutzers bereitgestellt. Das Unternehmen Akamai betreibt in 65 Ländern mehr als 14.000 Server, Ebay hat dort reichlich Volumen gemietet. Hier liegt unter anderem der statische Inhalt der Ebay-Website. Logos, andere Bilder und der HTML-Code müssen somit nicht aus den Vereinigten Staaten in die Welt verschickt werden. Daher landen nur rund fünf Prozent des Datenvolumens einer Anfrage überhaupt in Amerika. Der große Rest kommt aus den 28 Ebay-Ländern, in denen der Konzern eine eigene Domain angemeldet hat. So lädt sich die Ebay-Website in Frankreich, Deutschland oder den Philippinen genauso schnell wie in den Vereinigten Staaten.

Die stete Erreichbarkeit der Seiten läßt Ebay von zwei Unternehmen überprüfen. Gomez ist dabei für die Performanz (das Zeitverhalten) beim Heimanwender zuständig, indem es auf die Ebay-Seiten von mehr als 50 Orten der Welt zugreift, während das Unternehmen Keynote an den großen Knotenrechnern im Internet kontrolliert, wie schnell und sicher die großen Internet-Provider in der Lage sind, Daten auszuliefern. Zusätzlich betreibt Ebay selbst ein internes System, das in mehr als 40 auf dem Globus verteilten Städten die Zugriffs-Fehlerraten überprüft und zugleich Hacker-Angriffe registriert.


Text: F.A.Z., 08.03.2005, Nr. 56 / Seite T6
Bildmaterial: , picture-alliance / dpa/dpaweb

Freitag, 11. März 2005

Gesetzentwurf: Rot-Grün zwingt Manager zur Veröffentlichung ihrer Gehälter

SPIEGEL ONLINE - 11. März 2005, 13:32
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,345859,00.html
Gesetzentwurf

Rot-Grün zwingt Manager zur Veröffentlichung ihres Gehalts

In Deutschland müssen alle börsennotierten Unternehmen künftig einmal pro Jahr die genauen Gehälter der Vorstände nennen. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries legte am Freitag in Berlin einen entsprechenden Gesetzentwurf vor.

Börsenplatz Frankfurt: Vorstände geraten unter gesetzlichen Druck
Berlin - Die rot-grüne Bundesregierung zieht damit die Konsequenz aus der Weigerung mehrerer großer Unternehmen wie DaimlerChrysler , BMW oder BASF , die Gehälter der Top-Manager freiwillig anzugeben. Zypries verwies darauf, dass von den 30 DAX-Unternehmen nur etwa 70 Prozent genaue Angaben machen.

Die Ministerin bedauerte, dass die Unternehmen ihrer "freiwilligen Selbstverpflichtung" zur Offenlegung der Gehälter nicht nachgekommen seien. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass börsennotierte Aktiengesellschaften künftig im Anhang zum Jahresabschluss für jedes einzelne Vorstandsmitglied die gesamten Bezüge angeben. Dabei ist zu unterscheiden nach erfolgsunabhängigen oder erfolgsbezogenen Bestandteilen sowie nach Bestandteilen mit "langfristiger Anreizwirkung". Gesetze gibt es bereits in den USA und Kanada aber auch in Großbritannien, Frankreich und Italien.


Das geplante Gesetz wird von der Regierungskommission für gute Unternehmensführung, der Deutschen Corporate Governance Kommission, unterstützt. "Die Entscheidung der Bundesjustizministerin, Eckpunkte eines Gesetzentwurfs vorzulegen, nach dem die Managergehälter individualisiert offen zu legen sind, ist konsequent", sagte der Vorsitzende der Kommission, Gerhard Cromme.

Die Chance auf eine Selbstregulierung sei von der Wirtschaft in diesem Punkte verspielt worden, sagte Cromme, der aber insgesamt ein durchweg positives Fazit der Wirkung des Kodexes zog: "Der Kodex ist nach drei Jahren auf Erfolgskurs." Im Durchschnitt würden nach einer jüngsten Erhebung 70 der 72 Empfehlungen von den 30 Dax-Firmen befolgt, sagte Cromme. Auch bei den Firmen des MDax und des SDax, in denen kleinere Firmen notiert sind, sei die Entwicklung positiv

Diskussionsbedarf in der Kommission gebe es angesichts von EU-Regelungen insbesondere in den Punkten Unabhängigkeit der Aufsichtsratsmitglieder und der Formulierung von Unabhängigkeitskriterien. Auch die strittige Frage, ob ehemalige Vorstandschefs gleich nach Ausscheiden aus dem Vorstand als Aufsichtsratschefs bestellt werden sollten, sei noch zu diskutieren.

Beobachter unterstützen Zypries' Vorstoß. "Solche Regelungen sind in den meisten entwickelten Kapitalmärkten der Normalfall. Das Gesetz ist richtig", sagte der Corporate-Governance-Experte Theodor Baus gegenüber SPIEGEL ONLINE.

Microsoft and GROOVE !

Microsoft and GROOVE!!!

Microsoft plans to add Groove's products to its Office product line. Ozzie, a recognized visionary who helped found Lotus Software, will become Microsoft's chief technology officer, according to a statement from Microsoft.

Groove makes a wide range of software and development tools that allow geographically dispersed workers to collaborate over the Internet. The company's Virtual Office product allows workers to communicate and securely share information such as files, calendars, sketch pads, task lists, Web links and photos over the Internet.

Virtual Office maximizes Internet bandwidth and is tightly integrated with Microsoft's Outlook e-mail application and Office suite of products, according to Groove.

Groove's technology is expected to complement Microsoft's collaboration products, such as Microsoft Office SharePoint Portal Server and Windows SharePoint Services, as well as the newly announced Microsoft Office Communicator 2005, Microsoft Office Live Communications Server and Microsoft Office Live Meeting, according to a statement from Jeff Raikes, group vice president of Microsoft's information worker business

Acquiring Groove will give Microsoft a way to reach out to the growing number of companies with mobile workers and remote offices. In particular, Groove's technology for creating ad hoc workspaces will extend the reach of Microsoft's collaboration technology, allowing workers to communicate securely over the Internet and work in decentralized environments outside of the corporate network, Raikes said.

[Read More] - http://www.groove.net/home/index.cfm

Quelle: Weblog

Donnerstag, 10. März 2005

Blogging als Boeing Marketing Strategie

SPIEGEL ONLINE - 10. März 2005, 09:14
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,344735,00.html
Boeings Ab-Blogger

Mr. Anti-Airbus missioniert im Web

Von Matthias Streitz

Von Airbus bedrängt, experimentiert Boeing mit neuen Methoden zur Eigenwerbung: Der Marketingchef des Konzerns führt neuerdings ein Web-Tagebuch, ein Blog, um die Vorzüge von Flugzeugen wie "Dreamliner" und "Worldliner" anzupreisen. Die Resonanz in der nichtkommerziellen Blogosphäre ist verheerend.



Baselers Blog: "Vielleicht schreibe ich mal über meine Erfahrungen mit deutschem Bier"
Frankfurt am Main - Beim Schreiben gibt sich Randy Baseler gern leidenschaftlich. Seine Prosa peppt er mit kräftigen Adjektiven auf. In Randys Welt ist dann fast alles "toll", "fantastisch", "großartig" oder "wundervoll" - zumindest wenn es mit seinem Arbeitgeber oder dessen Kunden zu tun hat. Leseprobe: "Nun, es hat wirklich gute Nachrichten gegeben, während ich vergangene Woche unterwegs war. Großartige Nachrichten aus China ..."

Der wirkliche Randy Baseler trägt einen dunkelblauen Anzug, eine randlose Brille - Typ Musterschüler - und sprüht nicht eben vor Leidenschaft, als er vergangene Woche in Frankfurt auftritt. Baseler ist Marketingchef für Passagierjets beim US-Flugzeugkonzern Boeing und hat ein paar aufreibende Monate hinter sich. Besonders bewegt war die dritte Woche im Januar: Da ließ Boeing-Widersacher Airbus seinen neuen Jet-Koloss A380 bei einer Riesenfete von der versammelten Elite Europas beklatschen.

Seit eben jener Woche - ein Zufall? - führt Baseler unter www.boeing.com/randy ein Weblog, kumpelhaft "Randy's Journal" genannt. Am 18. Januar schreibt er da: "Ich gebe TV-Interviews darüber, was Boeing zu der großen Feier sagt. Die A380 ist ohne Frage eine großartige Leistung. Die Leute, die sie entwickelt haben, sollten stolz sein." Dann schlägt der Ton um: "Die A380 ist ein Produkt einer vergangenen Ära. Ein sehr großes Flugzeug für einen kleinen Markt." In den Wochen seitdem hat Baseler elf weitere Einträge verfasst, ein neuer erscheint alle paar Tage.

Freaks und Missionare



AP
Feier zur Präsentation des "Worldliner" von Boeing: Statt Selbstkritik ein Dauerwerbeprogramm
Boeings Flugzeugverkäufer gehört zu einer Spezies, die sich kräftig vermehrt: zu den US-Managern, die das "Bloggen" entdeckt haben. Lange war diese Art der Eigen-PR nur einigen wenigen Führungskräften von Tech-Firmen vorbehalten. Jonathan Schwarz, der bezopfte Vize von Sun Microsystems, philosophierte in seinem Web-Tagebuch über das Betriebssystem Solaris und Erfahrungen beim Verzehr von Kängurufleisch. Robert Scoble, Ober-Missionar bei Microsoft, fiebert im "Scobleizer"-Blog der nächsten Xbox entgegen und schreibt, um Glaubwürdigkeit bemüht, auch mal Selbstkritisches über das Marketing seines Arbeitsgebers.

Jetzt hat der Trend auch die Schwergewichte der Old Economy erreicht: Seit Januar etwa ist Bob Lutz von General Motors mit seinem "Fastlane Blog" unter die Schreiber gegangen. Etwa zur selben Zeit wies ein Kollege den Boeing-Mann Baseler darauf hin, "dass sich diese Sache mit den Blogs wirklich ausbreitet." Baseler biss sofort an - schon seit langem wurmte ihn, "dass ich nicht mit jedem und oft genug darüber reden konnte, was in unserer Firma und Branche passiert. Entweder bin ich in einem Meeting oder in einer anderen Zeitzone". Sein Blog kann er theoretisch auch aus dem Ausland befüttern.

"Dieses Blog braucht Hilfe"



Microsoft-Blog von Bob Scoble: Den verhassten Konzern sympathisch gemacht
"Die meisten meiner Leser kommen aus den USA, auf Platz zwei aber kommt Frankreich", sagt Baseler im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Seine Einträge, folgert er, würden auch beim Konkurrenten in Toulouse mit Neugier gelesen. Kein Wunder - fast in jedem Eintrag drischt Baseler auf Airbus-Produkte ein. "Die A320", schreibt er am 4. Februar, "ist eine veraltende Produktreihe." Die modernisierte Boeing 737 sei effizienter, jünger und leichter - und eben drum bei Ryanair & Co. so beliebt. Oder, am 18. Februar: Die neue 777 habe "breitere Sitze, breitere Gänge und mehr Komfort, als Airbus anbieten kann".

"Vielleicht schreibe ich auch mal über meine Erfahrungen mit deutschem Bier", sagt Baseler höflich, und meint es offenkundig nicht so. Persönliche gefärbte Einträge mag es bei den Sun- oder Microsoft-Bloggern geben. Baseler spart Privates ebenso aus wie alle für Boeing unangenehmen Themen - selbst die, über die sämtliche Zeitungen schreiben. Der Konzern will sparen und verkauft drei seiner Werke? Kein Kommentar Boeings Boss Harry Stonecipher wird wegen einer Affäre mit einer Kollegin schmählich gefeuert? Bei Baseler auch drei volle Tage später kein Wort dazu - dem Marketingmann sind Fragen der großen Konzernpolitik offenkundig zu heiß.

"Tut mir leid, ich glaube Ihnen nicht"

"Dieses Blog hat fast nichts von dem, was ein Blog zum Blog macht", schimpft eine Kritikerin aus der nicht-kommerziellen Blogosphäre. Dort hat sich rasch herumgesprochen, dass nun auch Boeing mit dem Format experimentiert. Besonders allergisch reagiert die Szene auf eines: Baseler gibt Lesern keine Möglichkeit, Kommentare zu veröffentlichen.

Sogar General Motors ist da mutiger - im Blog des Vize-Chefs Lutz finden sich auch kritische Leserstimmen. Eine fängt an: "Lieber Mr. Lutz - tut mir leid, aber ich glaube Ihnen nicht." Lutz spricht offen auch Kontroverses an - etwa die Frage, ob der neue Saab, auf einer US-Plattform gebaut, noch Saab-haft genug ist. Der Microsoft-Blogger Scoble hat durch seine Ehrlichkeit das fast Unmögliche geschafft: dem angefeindeten Mega-Konzern ein sympathisches Gesicht und ein Stück Glaubwürdigkeit zu geben.

Randy Baseler zeigt bei seinem Auftritt in Frankfurt eine rekordverdächtige PowerPoint-Präsentation - sie zieht sich, mit kurzer Pause, fast zweieinhalb Stunden lang hin. Baslers Blog ist da ähnlich: viele Diagramme, hübsch blau-weiß gestylte Werbebildchen. Dazu Texte, die sich wie Pressemitteilungen lesen würden - wären da nicht die Versuche von Flapsigkeit, die "Tolls" und die "Wundervolls". "Offenbar hat ihm irgendjemand erzählt, dass coole Typen Blogs lesen, und dass er seinen Stil dementsprechend anpassen muss", ätzte Lucy Kellaway, Kolumnistin der "Financial Times", in einem Beitrag über die neue Blogomanie der Bosse.

Kellaway meint: "Das war ein schlechter Rat. Das Ergebnis ist ein schlimmer Fall von 'Papa in der Disco'".

Dienstag, 8. März 2005

Tiere töten im Internet

„Live-Shot”
Tiere töten im Internet
Von Karen Krüger


08. März 2005 Das Internet ist um eine Perversion reicher: Der texanische Unternehmer John Lockwood hat eine Internetseite, www.live-shot.com, ins Leben gerufen, auf der die Nutzer demnächst per Mausklick und ferngesteuerte Schießvorrichtung afrikanische Steinböcke, Antilopen und Wildschweine auf seiner privaten Jagdranch in San Antonio in Echtzeit schießen können - ganz bequem und ohne sich zu Hause aus dem Sessel zu bewegen. Ihre Treffer aber sind echt.


Für eine Aufnahmegebühr von fünfzehn Dollar gibt der Bildschirm dem Nutzer den Blick durch eine steuerbaren Kamera frei, die Bilder vom Gelände des Jagdreviers übermittelt. Gleichzeitig dient die Kamera als Zielfernrohr. Befindet sich ein Tier im Fadenkreuz der Kamera, dann wird per Mausklick ein Gewehr aktiviert, das auf einer Schießvorrichtung im Gelände direkt nebem dem Computer installiert ist und den Bewegungen der Kamera folgt.

Zwanzig Minuten für zehn Schuß

Für zehn Schuß stehen den Online-Jägern maximal zwanzig Minuten zur Verfügung. Um zu verhindern, daß die Nutzer auf Tiere zielen, die nicht im (sicherheitshalber) bebilderten Online-Jagdkatalog von Lockwood aufgeführt sind, überwacht ein Mitarbeiter vor Ort den Schießvorgang.

Beim texanischen Jägerverband „Texas Wildlife Association” stößt die Geschäftsidee auf Widerstand. „Der Gedanke, vom Bildschim aus eine ferngesteuerte Waffe wie bei einem Computerspiel zu bedienen, hat nichts mehr mit der herkömmlichen Jagd zu tun”, äußerte sich Kirby Brown, der Direktor der Organisation gegenüber dem Online-Magazin „Technology.Review”: „Das ist außerhalb jeder ethischen Norm.” Auch die texanische Vereinigung für Wildtiere übt Kritik und bereitet einen Gesetzentwurf vor, der das Jagen von Wildtieren mit ferngesteuerten Waffen verbieten soll.

Übliche Jagdpraxis

John Lockwood, der Betreiber von „Live-Shot”, versteht die Aufregung um seine Seite hingegen nicht. Seiner Ansicht nach unterscheidet sich das Töten der Tiere vom Computerbildschirm aus wenig von der in Texas üblichen Jagdpraxis, das Wild mit mechanisch betriebenen Futtervorrichtungen anzulocken und es dann von einem Hochstand aus zu erschießen.

Außerdem, so Lockwood, ermögliche das Jagen über das Internet auch körperbehinderten Jägern sowie Soldaten im Auslandseinsatz, ihrer Jagdleidenschaft weiterhin nachzugehen. Ist ein Tier geschossen, dann soll das Fleisch dem Jäger per Versand zugeschickt werden. Auch das Präparieren von Jagdtrophäen, wie einem Antilopengeweih, stellt die Internetseite in Aussicht. Was jedoch mit Tieren passiert, die lediglich verletzt und nicht gleich getötet werden, darüber schweigt sich Lockwood aus.

„Geführte Jagdtour”

„Das Jagen über die Homepage meines Jagdreviers ist nichts anderes, als bezahlte man für eine geführte Jagdtour auf meinem Revier. Seit die Menschheit aufgehört hat, bei der Jagd hinter Tieren herzurennen und die Beute mit bloßen Händen zu töten, hat sich das Jagen immer weiter vom Tier distanziert und ist effizienter geworden.” Im Jahr 2001 stellte der Staat Washington das Jagen mit Robo-Duck, einer künstlichen Ente zum Anlocken von Artgenossen, unter Strafe. Der Einsatz der Ente, so das Urteil, verstoße gegen das Gebot der Fairness.

Von solchen Argumenten läßt Lockwood sich nicht beirren. Und träumt statt dessen vom ultimativen Glück eines jeden bewegungsunwilligen Jägers: dem Einsatz von Laserwaffen.


Text: F.A.Z., 08.03.2005, Nr. 56 / Seite 40
Bildmaterial: Live-Shot/F.A.Z.

Montag, 7. März 2005

Gesellschaft: Die Armen sind die Avantgarde

Gesellschaft
Die Armen sind die Avantgarde
Von Georg Diez


07. März 2005 Wenn die Frau aufblickt, dann sieht sie einen Raum mit grauem Teppich, Neonlicht und ein paar blinkenden Automaten. Wenn sie aufblickt, dann sieht sie die sechs anderen Menschen, die hier sitzen und auf etwas warten, auf das Geld oder das Glück oder sonstwas. Wenn sie aufblickt, dann sieht sie die kleine Plastikkuppel, unter der sich etwas entscheidet, das sie nie und nimmer Schicksal nennen würde.


Aber die Frau blickt nicht auf. Sie hat einen lila Pullover an, sie ist Mitte Fünfzig, neben ihr auf dem Boden steht ihre Handtasche. Sie starrt auf den Bildschirm vor ihr, auf dem es schwarze Felder gibt und rote und verschiedene Zahlen. Sie blickt nicht auf, wenn die weiße Kugel unter der Plastikkuppel langsamer wird und in eines der Felder kippt. Sie blickt nicht auf, wenn sie Geld verliert. Und sie blickt nicht auf, wenn sie Geld gewinnt.

Sie blickt nicht mal auf, als sie geht.


Aufstiegstraum: Einzug in den Container
Sie verschwindet einfach, der Stuhl steht da, als wäre sie nie hier gewesen. Sie ist die unsichtbare Frau, sie ist aus der unsichtbaren Schicht, sie war unsichtbar, sogar als sie da war. Sie ist die Frau aus der Unterschicht.

Die Angst ist eine Zahl

All die Jahre ist sie unsichtbar gewesen, all die Jahre, in denen es Deutschland erst immer besser ging und dann nicht mehr ganz so gut und schließlich deutlich weniger gut - aber so schlecht wie heute, schreit es einen dauernd an, so schlecht ging es uns schon lange nicht mehr. Anfang der Woche kam die Nachricht aus Nürnberg, und seitdem ist die Angst eine Zahl: 5,2, fünfkommazwei.

Und auf einmal ist da wieder jemand.

Die Frau, die vor der Plastikkuppel sitzt, unter der sich das Rouletterad dreht. Der junge Mann, der sein Arbeitslosengeld sofort ins Tattoostudio trägt. Die Frau von dreißig Jahren, die die Treppe zum Sonnenstudio hochsteigt, blaß wie sie ist. Der Mann, der um elf Uhr vormittags sein drittes Pils trinkt und dafür recht elegant die Bowlingkugel auf die Bahn bringt. Sie alle sind da, auf einmal und wie abgesprochen, in den Zeitungen, in der Politik und im Soziologieseminar von Paul Nolte oder Harald Schmidt.

Sie sind die Unterschicht, und wer wissen will, wohin sich dieses Land entwickelt, der sollte ernst nehmen, was diese Schicht bewegt.

Der sollte sich dafür interessieren, welche Musik sie hören und wann sie zuletzt ein Buch gelesen haben und welches Handy sie besitzen und wie lange sie im Internet surfen und welche Fernsehprogramme sie sehen. Der sollte mit ihnen zum Einkaufen gehen und sich an Tankstellen treffen und in der Küche sitzen. Der sollte die Kultur der Unterschicht kennen.

Sie wurde immer präsenter

Denn, seltsames Paradox des kulturellen Austauschs: Während die Unterschicht gesellschaftlich, politisch, ökonomisch immer unsichtbarer wurde und langsam verschwand, war sie ästhetisch immer vorhanden, wurde sie in den letzten Jahren sogar noch präsenter, wird sie das nächste Jahrzehnt bestimmen. Nicht nur durch das, was Harald Schmidt „Unterschichtenfernsehen” nannte. Sondern durch Bildwelten, Sprachveränderungen, Mediennutzung, Körperkult, Zeitvertreib. Durch eine kulturelle Praxis, die das vorwegnimmt, was die Gesellschaft in ein paar Jahren bewegen wird.

Es ist dieser in der Kultur des 20. Jahrhunderts immer wieder zu beobachtende Kreislauf, bei dem sich die Mehrheitskultur ihre Inspiration, ihre Kraft, ihre Neudefinition genau bei denen sucht, die sie sonst nicht sehen will. Mit anderen Worten: Was die Unterschicht heute denkt und tut, das erreicht morgen die Mittelschicht. Das einfachste Beispiel dafür ist das mit den Tattoos.

Einst Hafentradition, nun Kunst am Körper

Ein Vormittag in Neukölln, an der Grenze zu Kreuzberg. Melanie ist 32, sie hat grellblond gefärbte Haare und sehr kräftige Arme, um die sich Drachen ranken. Sie war im Heim, sie hat Drogen genommen, sie hat es geschafft. „Früher”, sagt sie, „sind die Proleten gekommen.” Heute kommen die Hausfrauen, die Bankangestellten, die Krankenschwestern. „Vor zwanzig Jahren”, sagt sie, „war das noch Hafentradition.” Heute ist es Kunst am Körper.

Seit etwas mehr als einem Jahr führt Melanie ihre eigene Tätowierstube, ein schmaler Raum, die Wände rot gestrichen, der Tresen mit Leopardenfell verkleidet. Vor kurzem war die Sängerin Bintia da, die sanften R'n'B macht, wie sie es hier gern mögen, und hat sich eine große Rose auf den Rücken stechen lassen. „Früher war Tätowieren vielleicht mal asozial”, sagt Melanie, die viel zu stolz ist, auf das, was sie geschafft hat, als daß es sie interessieren würde, ob Feuilletonisten sie als White Trash bezeichnen.

Fixierung auf den Körper

Diese Körperkultur, wie sie Melanie praktiziert, ist ein fast schon klassisches Beispiel für die ästhetische Durchlässigkeit zwischen Unterschicht und Mittelschicht. Das ist bei den Sonnenstudios so, das ist bei den Fitneßstudios so, das ist letztlich auch bei Spike so, dem Go-Go-Tänzer in der Diskothek „Palace” in Wedding, der eigentlich Steuerangestellter gelernt hat und jetzt im String-Tanga tanzt oder sich im Separee für vier Strip-Dollar auszieht - diese Fixierung auf den Körper als kulturelle Praxis ist auch im Rest der Gesellschaft schon so selbstverständlich geworden, daß gar nicht mehr deutlich ist, wo sie eigentlich herkommt.

Schwieriger ist es mit einem anderen Faktor, der immer stärker ins Bewußtsein der Unterschichtenkultur drängt: mit der Zeit und, damit verbunden, der Einsamkeit. „Papa, warum bist du den ganzen Tag zu Hause?” hat am Mittwoch der 10jährige Markus seinen Vater gefragt, in der „Bild”, auf der ersten Seite, ganz groß und ganz traurig. 24,6 Prozent ist die Arbeitslosigkeit in Neukölln, 25,3 Prozent in Friedrichshain-Kreuzberg.

Am Rand der bürgerlichen Kultur

In dem Shopping Center am Hermannplatz mit der Leuchtreklame „Neue Welt” ist die Bowlingbahn gut besucht, auch der Bauhaus-Heimwerkermarkt, auch die Spielbank Berlin mit ihren Automatenspielen. Dort starren die Menschen auf die Erdbeeren und Sterne, die sich vor ihnen drehen, wie postindustrielle Existenzen, ganz zurückgeworfen auf sich selbst, am äußeren Rand der bürgerlichen Kultur.

Wenn man davon ausgeht, daß in der bürgerlichen Kultur die Zeit gefaßt wird, gerafft, gebündelt, dann geht es in der unterbürgerlichen Kultur geradezu darum, die Zeit zu vernichten. Die Mittelschicht kennt vielleicht die Angst. Die Unterschicht lebt mit den Konsequenzen.

Und die Veränderungen sind rasant. Die Auflösung ganzer Milieuformen sieht etwa Wolfgang Kaschuba, Professor für Europäische Ethnologie an der Berliner Humboldt-Universität. Er spricht von der Individualisierung, die die Unterschicht besonders hart trifft, weil mit dem Verschwinden der klassischen Organisationsformen wie Verein oder Arbeit das Wir-Gefühl verlorengeht. Ein Drittel der Gesellschaft zählt er zur Unterschicht, nach Kriterien wie Arbeitslosigkeit, Bildung, Einkommen, Milieu.

Wachsende Vereinzelung

Es gibt immer weniger kinderreiche Unterschichtsfamilien, es gibt mehr Singles, mehr Getrennte. Die Vereinzelung führt zu neuen Formen der Organisation, von der Wiederkehr der Eckkneipe, in der sie die Bundesliga auf „Premiere” zeigen, bis zur Tankstelle, die vor allem in ländlichen Gegenden eine Mischung aus Jugendtreff, Disco und Kneipe ist. Das wichtigste Feld der kulturellen Selbstdefinition dieser Schicht allerdings, sagt Kaschuba, das ist ganz klar das Shopping.

Und was Shopping unter den Bedingungen sinkender Wirtschaftskraft bedeutet, das kann man zum Beispiel in den Gropius-Passagen in Neukölln beobachten, Berlins größtem Einkaufszentrum, ein verschachteltes Gebäude voller Kunstlicht-Schneisen. Thai Nippon, Holsteiner Räucherkate, Drospa, Ihr Punkt, Life Club, Barmer Zahnärzte. Falsche Musik und falsche Natur. Früher hätte man gesagt: Entfremdet. Heute kann man fragen: Wovon?

Shopping trägt zum Selbstbild bei

Hier gibt es zwei riesige Elektromärkte, weil es ohne Dolby-Surround-System eben gar nicht mehr geht; hier verkaufen sie Fernseher, für die sich ganze Familien verschulden; hier gibt es Kaufhäuser und Eisdielen und Tiergeschäfte; hier wird Shopping als eine kulturelle Disziplin definiert, wie man Zeit verbringen kann, sogar ohne etwas zu kaufen. Shopping, wie es hier praktiziert wird, faßt den Konsum als etwas auf, das wesentlich zum Selbstbild beitragen kann. Shopping kann aber auch heißen, daß man nur dabei ist, wenn andere kaufen.

Wie weit diese konsumistische Kulturdefinition geht, die die Mittelschichten noch nicht mit voller Härte erreicht hat, das sieht man daran, daß die Bewohner der umliegenden Hochhäuser auf die Frage nach ihrem Lieblingsort im Viertel recht häufig den eigenen Balkon nannten, aber auch die identitätsstiftenden Wandelhallen der Gropius-Passagen.

Was tun die Frauen?

Viele Fragen sind in diesem Zusammenhang aber noch offen, meint Wolfgang Kaschuba. Was tun etwa die jungen Frauen der sehr männlich dominierten Unterschicht? Welche Entwürfe gibt es für eine Jugendkultur? Vor allem aber welche Rolle spielen die neuen Medien?

Und in diesem Punkt sieht man, wer mit welchem Blick auf dieses Phänomen blickt. Da gibt es jemanden wie den Philologen Norbert Dittmar von der Freien Universität Berlin, der in einer Studie belegen will, daß die sprachlichen Fähigkeiten der Unterschichten seit den siebziger Jahren zurückgegangen seien.

1906 seien die Statistiken zum Analphabetentum in Deutschland abgeschafft worden, weil der Prozentsatz verschwindend gering war, heute gebe es vier Millionen Menschen, die nicht lesen und schreiben können. Ob sich die Verschlechterung der Sprachfähigkeit allerdings, wie Dittmar meint, durch die neuen Medien erklärt, diesen Schluß würde Wolfgang Kaschuba zum Beispiel nicht mitmachen. Gerade Handys, die ja so wichtig sind für diese Schicht, oder auch das Internet würden ganz neue Möglichkeiten eröffnen, meint Kaschuba.

Nichts. Gar nichts

So ist das mit Tassilo. Wenn Professor Dittmar ihn besuchen würde in der engen Wohnung in Wedding, wo seine Mutter wohnt und die beiden Katzen, dann würde er wohl einen dicken, blassen Jungen von zwanzig Jahren sehen, für Dittmar Zeichen der Unterschicht, die in Gestik und Mimik weitgehend undifferenziert ist und deren Körpersprache oft glatte Ablehnung ausdrückt. Tassilo hält die Arme eine ganze Stunde vor der Brust verschränkt, und auf die Frage, was er macht, sagt er „gar nix”.

Für den Professorenkollegen Kaschuba allerdings wäre Tassilo ein gutes Beispiel dafür, wie abgekoppelt, aber auch adaptionsfähig diese Schicht tatsächlich ist. Tassilo geht praktisch nie aus dem Haus, er schaut kein Fernsehen, er hat noch nie ein Buch zu Ende gelesen, er kauft sich keine Musik, er geht nicht ins Kino. Er lebt im Internet. Er lädt sich alles herunter, die Musik, die er hört, Hip-Hop, Trance und Andrea Bocelli, die Kinofilme, die er schaut, zuletzt „Meine Frau, meine Schwiegermutter und ich”. Und vor ihm auf dem Tisch liegt ein Nokia-Handy für 450 Euro.

Eine unsichtbare Existenz

Das Telefon braucht er im Grunde nicht, er kommuniziert nur über das Internet. Er verdient auch ein bißchen Geld im Internet, indem er Webspace vermietet. Er liest viel, sagt er, zusammengenommen sind die ganzen Websites in einem Jahr wohl soviel wie hundert Bücher. „Ich versuche mir da, eine Existenz aufzubauen”, sagt er. Eine unsichtbare Existenz, unsichtbar wie die Frau vor dem Spielautomaten, unsichtbar wie der Mann in der Bowlingbahn, unsichtbar wie die Frau im Sonnenstudio, unsichtbar wie der Mann im Tattoo-Studio.

„Die junge Unterschicht”, sagt Wolfgang Kaschuba, „ist dabei, sich ganz eigene Kompetenzen anzueignen durch den Umgang mit der Technik.” Es ist eine zutiefst verunsicherte Schicht, die sich in solchen Momenten zeigt, eine Schicht, die uns stark prägen wird.

Man kann fast sagen, daß die Unterschicht eine Avantgarde ist. Sie zeigen uns, wie viele von uns in Zukunft leben werden.


Mitarbeit: Mareen van Marwyck, Daniel Boese


Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 06.03.2005, Nr. 9 / Seite 25
Bildmaterial: AP, dpa/dpaweb

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Quelle: Internet World

Sonntag, 6. März 2005

Preiswert Reisen: 7 Tips für die Reiseplanung

Preiswert Reisen
Sieben Tips für die preiswerte Reiseplanung


06. März 2005 Wie Urlauber bei der Buchung sparen können. Sieben Tips.


1. All inclusive oder a la carte speisen?

„All inclusive boomt ohne Ende”, sagt Professor Roland Conrady, Dekan des Fachbereichs Touristik und Verkehrswesen an der Fachhochschule Worms. Warum? Weil das Preis-Leistungs-Verhältnis häufig unschlagbar günstig ist. Und weil Urlauber mit knappem Reisebudget Planungssicherheit schätzen. Sie greifen lieber einmal tief in die Tasche, als am Ende des Urlaubs eine böse Überraschung zu erleben, wenn sich die vielen Biere, das Eis für die Kinder und der Kaffee am Nachmittag zu einem Riesenbetrag addieren.

2. Im Internet surfen oder ins Reisebüro gehen?



Kluge Urlauber machen beides. Wer gerade beginnt, die Ferien zu planen, findet im Internet viele Anregungen und einen guten Überblick über Ziele und Preise. Ein Mausklick überwindet Ozeane, Anbieter, die man bislang nicht einmal kannte, rücken ins heimatliche Wohnzimmer vor. Das sollten auch alle nutzen, die eine persönliche Beratung schätzen oder vor dem Bezahlen im Internet zurückschrecken.

Eine Rundreise mit vielen Zwischenstopps, Hotels, Flügen und Grenzübertritten läßt sich im Netz aber nur mühsam arrangieren. Die Pauschalreise, der Flug nach Florenz oder der Mietwagen auf Mallorcakönnen dagegen ohne Probleme im Netz gebucht werden. Das kostet Routiniers nur wenige Minuten, und es spart Geld. „Die Bereitschaft zur Internetbuchung wächst ganz gewaltig”, sagt Conrady. Das könnte auch daran liegen, daß es nicht in jedem Reisebüro mit der Beratung weit her ist. So mancher Besitzer speist die wißbegierige Kundschaft mit fünf Kilo Prospekten ab.

3. Den Billigflieger nehmen oder den Linienflug?

Klar, der Service einer Lufthansa, die vom Rhein-Main-Flughafen startet, läßt sich nicht ohne weiteres mit einer Ryanair vergleichen, die im weit entfernten Hahn abhebt. Billigfliegen ist mit vielen Nachteilen verbunden: Die Anreise und die Mitnahme von Surfbrett oder anderem Extragepäck sind oft beschwerlich, umbuchen meist unmöglich. Der Flug ist aber genauso pünktlich und sicher wie bei einer Liniengesellschaft. Die vielbeworbenen 1-Euro-Flüge sichern jedoch nicht immer den Sitzplatz, Steuern und andere Kosten kommen hinzu. Das Kontingent ist oft knapp bemessen und blitzschnell verkauft.

Wer die billigen Tarife der Billiganbieter ergattern will, sollte sich früh entscheiden. Später wird es schnell teuer, so teuer, daß der Linienflieger schon wieder billiger sein kann. Wer rechtzeitig bucht, hat große Chancen, ein günstiges Low-Cost-Angebot zu ergattern, wer spät dran ist, sollte auch bei den Liniengesellschaften suchen, die attraktive Flüge oft kurzfristig verramschen. Einen guten Überblick über die Angebote bekommen Reisende bei billigflieger.de, fliegertarife.de oder billigfliegervergleich.de.

4. Frühbucherrabatt nutzen oder auf Last Minute setzen?

Früher war die Antwort klar: Am Ende ist Last Minute immer billiger. Bei L'tur und anderen gibt es wenige Stunden vor der Reise schon mal einen kräftigen Preisnachlaß - im Extremfall sogar 75 Prozent. Dem wirkt die Reisebranche mit Frühbucherrabatten von bis zu 30 Prozent entgegen. Das macht Schnäppchenjäger die Entscheidung schwer.

Sicher ist allerdings, daß die Last-Minute-Angebote nicht ausgehen, wie so mancher Reiseveranstalter glauben machen will. Es gibt immer noch Unmengen von Hotelbetten und Fluglinien mit Überkapazitäten, also viel Raum für Sparangebote. Da kann sich warten lohnen - aber nicht bei Low-Cost-Anbietern von Flügen oder Mietwagen. Sie ziehen die Preise hoch, je näher der Termin rückt. Früh zugreifen sollte auch, wer unbedingt an einem bestimmten Ort, in einem ausgewählten Hotel übernachten will.

5. Im Hotel oder in der Ferienwohnung leben?

Das ist natürlich vor allem eine Geschmacksfrage. Ansonsten gilt: Die Preise der großen Hotelketten lassen sich im Internet einfach vergleichen und buchen. Von Ferienwohnungen und -häusern läßt sich das nicht behaupten. Der Markt ist intransparent, von kleinen und privaten Anbietern dominiert, die längst nicht alle online präsent sind. Da müssen Reiselustige auch mal im Katalog blättern, in der Zeitung suchen und zum Telefon greifen. Das ist mühselig, ein schaler Nachgeschmack bleibt: Habe ich ein Schnäppchen gemacht, oder hat mich da nicht doch einer über's Ohr gehauen?

6. Pauschalreise oder Flug, Hotel und Wagen einzeln buchen?

Das Ergebnis ist erschreckend: In 70 Prozent der Fälle sind die Fix-und-fertig-Ferien von Tui teurer als der Kauf der einzelnen Reisebausteine im Internet. Das fanden die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs heraus, die in Großbritannien surften. Ganz so groß sei der Vorteil für deutsche Urlauber nicht, glaubt Reisefachmann Conrady, die Tendenz aber stimme. Denn Angebote im Internet sind prinzipiell günstiger als im Reisebüro.

Das sieht man schon bei der Lufthansa, die für den aufwendigeren Ticketkauf im Reisebüro extra abkassiert. Immer öfter machen es auch die Hotelmanager so. Hinzu kommen Bausteinreisen zu tagesaktuellen Preisen, wie sie Expedia oder Flyloco im Netz offerieren. Low-Cost-Carrier und überschüssige Hotelkapazitäten werden da zu einem hübschen Urlaubspaket geschnürt, das günstiger als vergleichbare Katalogangebote ist.

7. Richtung Westen oder in den Osten reisen?

Der Osten Europas hält mehr Natur, Kultur und Schönheit bereit, als dem durchschnittlichen Spanienurlauber bekannt ist. Entscheidender ist für viele Reisende in die neuen EU-Länder aber die hohe Kaufkraft des Euro. Das macht den Urlaub erheblich günstiger als in den klassischen Badezielen Südeuropas.

Das Hotelangebot ist im Osten allerdings noch immer knapp - allein schon, was die nackte Zahl der Betten angeht. Und die Qualität genügt nicht immer den Ansprüchen verwöhnter Pauschalurlauber. Wer für eine Reise ins Baltikum oder die Slowakei aufgeschlossen ist, sollte sich nicht gleich vom ersten Veranstalter frustrieren lassen, der kein passendes Angebot parat hat.


Text: chf., Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 06.03.2005, Nr. 9 / Seite 59

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rospanz20050100001

Samstag, 5. März 2005

DVB-H: Neue Technik, alte Sorgen

DVB-H: Neue Technik, alte Sorgen

DVB-H (Digital Video Broadcasting, Handheld), die Technik für Digitalfernsehen auf dem Handy, macht Fortschritte: Auf der gestern zu Ende gegangenen Konferenz DVB World 2005 in Dublin kündigte der Mobilfunkprovider O2 an, einen sechsmonatigen Versuch mit dem Programmanbieter NTL[1] und Nokia zu starten. In Oxford sollen neun Sender 120 Quadratkilometer abdecken und 250 Pilotkunden versorgen, meldet die EE Times. Als Empfangsgerät könnte Nokias 7700[2] dienen.

Jedoch beklagte Mike Short, Vize-Entwicklungschef von mmO2, das akute Fehlen einer einheitlichen Frequenzzuteilung für DVB-H in Europa. Er befürchtet eine verzögerte Markteinführung, die konkurrierenden Verfahren ein Gelegenheitsfenster öffnet und zu einem Systemkampf wie einst bei Videorecordern mit VHS gegen Beta führen könnte. Als Konkurrent könnte sich ein erweiterter DAB-Standard (Digital Audio Broadcast) entpuppen: Digital-Rundfunk hat sich am Markt nicht durchgesetzt[3], die ihm zugeteilten Frequenzen liegen mehr oder weniger brach.

Viele Entwickler halten die bisher vom herkömmlichen Analogfernsehen belegten Frequenzen[4] im Band IV für DVB-H geeignet. David Wood, Abteilungschef Neue Techniken bei der European Broadcasting Union (EBU[5]), zählt noch einen Teil von Band V (Kanäle 40 bis 49) zum bevorzugten Spektrum. Doch muss sich DVB-H diese Blöcke mit dem bereits aktiven DVB-T teilen. In den USA laufen DVB-H-Versuche dagegen im L-Band (1,5 GHz), was hierzulande für DAB reserviert ist.

(ea[6]/c't) (ea/c't)



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URL dieses Artikels:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/57107

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.ntlbroadcast.com/
[2] http://www.heise.de/mobil/newsticker/meldung/48276
[3] http://www.heise.de/newsticker/meldung/53662
[4] http://info.electronicwerkstatt.de/bereiche/fernsehtechnik/frequenzen_und_normen/frequenzverteilung/frequenzverteilung.html
[5] http://www.ebu.ch/
[6] mailto:ea@ct.heise.de

Freitag, 4. März 2005

Netscape 8: IE friedlich mit Firefox vereint

Original-URL des Artikels: http://www.golem.de/0503/36677.html Veröffentlicht: 03.03.2005 17:28

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Netscape 8: Internet Explorer und Firefox friedlich vereint
Nutzt wahlweise Rendering Engine von Mozilla oder vom Internet Explorer

Nachdem der Erscheinungstermin der ersten öffentlichen Beta von Netscape 8 kurzfristig um einige Wochen verschoben wurde, steht die Beta nun für jedermann kostenlos zum Testen bereit. Netscape 8 Beta verwendet Firefox als Basis und kennt somit auch nur die Browser-Funktionen, so dass zu Netscape 8 kein E-Mail-Client gehört. Falls Seiten nicht mit der Mozilla-Rendering-Engine dargestellt werden können, wird stattdessen der Internet Explorer verwendet.

Netscape 8 bietet die Funktionen, die von Firefox bekannt sind, erhielt aber eine komplett andere Oberfläche und wurde von AOL auch in anderen Punkten verändert und erweitert. So wurden Sicherheitsoptionen in den Browser integriert, die an das Zonenmodell vom Internet Explorer erinnern. Webseiten werden dazu in verschiedene Zonen unterteilt und innerhalb einer Zone werden bestimmte Möglichkeiten aktiviert, die eine Webseite ausführen darf.

So lässt sich etwa bestimmen, dass unbekannte Seiten generell keine Cookies ablegen bzw. kein JavaScript- oder ActiveX-Code ausführen dürfen, während dies bekannte Seiten sehr wohl erlaubt ist. Netscape 8 wird bereits mit einer Liste vorkonfigurierter Webseiten ausgeliefert. In regelmäßigen Abständen können zudem White- und Blacklists mit einem Netscape-Server ausgetauscht werden, um diese Listen ständig aktuell zu halten. Damit will man verhindern, dass Nutzer durch den Besuch entsprechender Webseiten Opfer von Dialern, Spyware, Phishing-Angriffen oder anderen Attacken werden. In jedem Browser-Tab informiert eine Markierung, zu welcher Zone eine aufgerufene Webseite gehört.

Wie bereits mehrfach berichtet, haben sich die Vermutungen bestätigt, dass in Netscape 8 zwar die Gecko-Rendering-Engine von Mozilla steckt, aber der Browser auch die Rendering Engine vom Internet Explorer verwenden kann. In der Grundeinstellung wird der Internet Explorer genutzt, wenn eine Seite nicht mit der Gecko-Engine angezeigt werden kann, wie etwa Microsofts Windows-Update, mit dem ausschließlich der Internet Explorer umgehen kann.

In der Toolbar von Netscape 8 befinden sich als kleine Besonderheit fünf Schalter, um darüber bequem zwischen verschiedenen Toolbar-Ansichten zu wechseln. Die fünf Ansichten sind top, News, local, Lesezeichen und ein weiterer Bereich, der selbst mit Daten gefüllt werden kann und in der Standardausführung leer ist.

Neben dem Web-Browser mit Tabbed-Browsing-Funktion umfasst Netscape 8 auch einen RSS-Reader sowie einen Pop-up-Blocker und besitzt eine direkte Abfrage der Netscape-Suche. In den Browser lässt sich außerdem der AOL Instant Messenger integrieren, um aus Netscape heraus mit anderen Nutzern in Kontakt zu treten.

Ansonsten fährt AOL weiterhin zweigleisig: Während der Netscape-Browser von AOL auf einem Mozilla-basierten Browser beruht, stellte AOL jüngst einen neuen Browser-Aufsatz für den Internet Explorer unter dem Namen AOL Browser vor.

Die Beta 1 von Netscape 8 steht ab sofort für die Windows-Plattform in englischer Sprache kostenlos zum Download bereit. (ip)


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Verwandte Artikel:
Kostenloser AOL-Browser-Aufsatz für Internet Explorer (09.02.2005 15:40, http://www.golem.de/0502/36205.html)
Öffentliche Beta-Version von Netscape 8 verschoben (18.02.2005 10:24, http://www.golem.de/0502/36406.html)
Kommende Netscape-Version erhält neue Sicherheitsfunktionen (01.02.2005 11:07, http://www.golem.de/0502/36006.html)
Netscape: Firefox und Internet Explorer unter einem Dach (01.12.2004 11:10, http://www.golem.de/0412/34957.html)
Neue Netscape-Version nutzt Firefox als Basis (17.11.2004 12:38, http://www.golem.de/0411/34755.html)

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Links zum Artikel:
Netscape (.com): http://www.netscape.com

Internet: Blickbewegungsstudie

Im Goldenen Dreieck

In einer Blickbewegungsstudie konnte gezeigt werden, dass die Position eines Suchergebnisses und auch der Werbeeinblendung auf der Ergebnisseite von höchster Wichtigkeit ist.
In der von zwei Marketing-Unternehmen in Auftrag gegebenen Studie dees Marktforschers "Eyetools" wurden 50 Versuchspersonen jeweils mit fünf Szenarien konfrontiert, in denen sie eine Suchmaschine benutzen mussten. Dabei kam ausschließlich Google zum Einsatz. Bei jeder Benutzung der Suchmaschine wurden die Blickbewegungen der Personen aufgezeichnet. Diese Daten dienten der Analyse, welche der gelieferten Ergebnisse besonders häufig gelesen wurden.

Das Ergebnis der Analyse ist eindeutig: Das Blickmuster lässt sich kumuliert als eine Art rechtwinkliges Dreieck beschreiben, dessen Katheten horizontal und vertikal verlaufen (Graphik). Die größte Blickzuwendung erhält das oberste Ergebnis, ab etwa dem fünften Ergebnis wird immer seltener gelesen. In Zahlen ausgedrückt erhält das oberste Ergebnis mit 100 Prozent die höchste Aufmerksamkeit, das fünfte noch 60 Prozent, während das zehnte gerade noch von einem Fünftel der vorüberfliegenden Blicke getroffen wird.

Ähnlich verhält es sich hinsichtlich der Werbung. Die unmittelbar über den Ergebnissen eingeblendeten Werbeblöcke wurden von 80 bis 100 Prozent der Versuchspersonen wahrgenommen. Die am rechten Rand erscheinenden Anzeigen dagegen nur noch von 10 bis 50 Prozent. Und auch bei den rechts erscheinenden Anzeigen ist ein deutliches Nachlassen der Wahrnehmung von oben nach unten festzustellen.

Die Ergebnisse belegen damit, was in SEO-Kreisen rgelmäßig behauptet wird: Nur eine Position unter den ersten fünf Suchergebnissen ist wirklich erfolgreich. Selbst ein Erreichen der ersten Ergebnisseite ist also noch kein Schlüssel zum Erfolg.

Quelle: www.intern.de

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