Donnerstag, 19. Mai 2005

NRW: Web-Wahlkampf - Wer manipulierte Rüttger's Wiki-Einträge?

SPIEGEL ONLINE - 19. Mai 2005, 14:19
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,356570,00.html
Web-Wahlkampf

Wer manipuliert Rüttgers' Wiki-Einträge?

Die NRW-Wahl steht vor der Tür, es geht ums Ganze. Die Schlacht wird an allen Fronten ausgefochten. Selbst im Lexikon: Seit Tagen erfahren die Einträge der Spitzenkandidaten Jürgen Rüttgers und Peer Steinbrück ungewöhnlich viele Änderungen.



REUTERS
Wahlkämpfer Steinbrück, Rüttgers: Wer manipuliert ihre Wiki-Einträge?
Das Originelle am Online-Lexikon Wikipedia ist die Möglichkeit, dass ein jeder, der sich berufen glaubt und für besserwissend hält, Einträge verändern beziehungsweise erweitern kann.

Leider zieht das anscheinend nicht nur kluge Menschen, sondern auch solche mit niederen Interessen an. Der Artikel über den CDU-Spitzenmann Jürgen Rüttgers erfuhr zumindest in den letzten Tagen ungewöhnlich viele Änderungen.

Fand der geneigte Leser noch bis zur Mittagszeit des 17. Mai einen Hinweis auf die seinerzeit umstrittene "Kinder statt Inder"-Debatte, war dieser plötzlich verschwunden. Außerdem fehlte zeitgleich die Angabe der Ehrenamtlichkeit der aufgelisteten Nebentätigkeiten des NRW-Ministerpräsidenten Peer Steinbrück. Schon eine Woche zuvor war aus dem Rüttgers-Eintrag vorübergehend der komplette Abschnitt über die kontroverse Katholizismus-Äußerung des Politikers verschwunden.

Das dumme dabei: Die Wikipedia-Einträge umfassen auch die Historie sämtlicher vorgenommener Veränderungen und ihrer jeweiligen Urheber. Und da erscheint in der Liste der erwähnten Streichungen eine IP-Nummer, die zum Deutschen Bundestag verweist. Ein Schelm, der Böses dabei denkt?

Waren es nun die Rüttgers-Mannen, die die Online-Vita des Kandidaten heller strahlen lassen wollten? Oder gab es die Absicht roter Kanalarbeiter, den NRW-Landeschef als Opfer finsterer Ranküne darzustellen?

Auf Seiten der NRW-SPD fällt das feurige Urteil nicht schwer: Die CDU war's! Im Weblog der Landespartei schreibt "Fabian" unbekümmert von "CDU-Zensur" und nimmt den "tapferen Unterstützer in irgendeinem Bundestagsbüro im fernen Berlin" aufs Korn.

Angesichts 600 Bundestagsabgeordneter neben Tausender von Mitarbeitern scheint die eindeutige parteibezogene Zuordnung allerdings zumindest schwierig.

Aufgeflogene Manipulation

Einmal mehr kommt damit wieder die Frage nach der Manipulierbarkeit von Informationsseiten im Internet auf. Jedoch scheint - anders als beim Wahl-o-Mat (Spiegel Online berichtete) - die korrigierende "Selbstreinigung" bei Wikipedia zu funktionieren.

Denn auch wenn jeder jeden Artikel ohne "Anmeldung, Erlaubnis oder dergleichen" (so Wikipedia) verändern kann, ist das nicht gleichbedeutend mit inhaltlicher Anarchie. Nicht nur die große Zahl der Lexikon-Autoren gewährleistet eine grundsätzliche Ausgewogenheit. Auch die Administratoren wirken im Falle extremer Ausreißer mäßigend ein.

Strittige Artikel werden eigens in einer "Baustellen"-Abteilung aufgelistet und den Wikipedianern zur schnellen Verbesserung ans Herz gelegt. Überdies weist auch jeder Eintrag eine eigene Kategorie "Diskussion" auf, in der teilweise heftig über Gründe und Berechtigung von Änderungen debattiert wird.

In der Diskussion zum Rüttgers-Eintrag führen die Vorgänge zu grundsätzlichen Erwägungen. So fragt "NB", ob nicht in Wahlkampfzeiten "zur Vermeidung jeglicher Manipulation ... die Artikel der jeweiligen Politiker/Parteien grundsätzlich (zu) sperren" wären. "BerlinJurist" wiederum geht das zu weit, er plädiert dafür, auf solche Artikel ein besonderes Auge zu haben.

Also wird die Wiki-Gemeinde die betreffenden Artikel in den Tagen hüten müssen. Wer nun in NRW wem mit derlei dilettantischen Schönfärbereien dienlich sein wollte, bleibt letztlich ein Rätsel.

Richard Meusers

Microsoft kupfert bei Opera & Firefox ab

SPIEGEL ONLINE - 19. Mai 2005, 08:19
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,356425,00.html
Tabbed Browsing

Microsoft kupfert bei Opera & Firefox ab

Der neue Internet Explorer wird auch das Browsen mit Tabs unterstützen. Es sei ein Fehler gewesen, die Technik nicht schon früher eingeführt zu haben, gestand der zuständige Microsoft-Manager. Opera und Firefox besitzen Tabs schon seit längerem.



Tabbed Browsing mit Mozilla: Ein Fenster, viele Webseiten
Für Jürgen Gallmann, Deutschlandchef von Microsoft, gibt es in Sachen Browser nichts Besseres als den Internet Explorer. Die Open-Source-Alternative Firefox begeistere ihn nicht, sagte er in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE. Die Programmierer bei Microsoft scheinen hingegen Gefallen an dem Gratisbrowser gefunden zu haben. Zumindest wollen sie die Funktion des Tabbed Browsing in den neuen Explorer übernehmen und so das gleichzeitige Öffnen mehrerer Webseiten in einem Browserfenster erlauben. Bislang beherrschen nur Alternativbrowser die Tab-Technik - neben Firefox auch dessen Vorgänger Mozilla sowie Opera, Safari für Mac OS und Konqueror für Linux.

"Generell gesehen, halte ich Tabs für eine großartige Idee", schreibt Dean Hachamovitch in seinem Blog. Hachamovitch arbeitet bei Microsoft als Produktmanager für den Internet Explorer (MSIE). Die Version 7 des MSIE werde über eine Tab-Funktion verfügen, kündigte er an. Bislang kann das Tabbed Browsing nur über Plugins von Drittanbietern im MSIE nachgerüstet werden.

Erstaunlich offen gibt Hachamovitch in der Vergangenheit gemachte Strategiefehler zu. "Einige Leute haben uns gefragt, warum wir Tabs nicht schon viel früher eingeführt haben." Es habe Bedenken wegen der Komplexität der Funktion gegeben. Bei Microsoft befürchtete man, die User mehr durcheinander zu bringen als ihnen zu helfen, schreibt Hachamovitch. Tabs seien in der Windows-Welt sonst nicht zu finden, abgesehen von Excel. "Ich denke, wir haben damals eine falsche Entscheidung getroffen." Jetzt wolle man dies gerade rücken.

Hachamovitch bekannte sich als echter Fan von Tabs. In den neunziger Jahren, als er selbst noch in der Office-Entwicklung arbeitete, habe man sogar kurzzeitig erwogen, Word mit einer Tab-Funktion auszustatten. Doch der Plan wurde nicht umgesetzt. Nur Excel verfügt über die von Hängeregistern abgeschaute Technik, mit der man schnell zwischen den einzelnen Arbeitsblättern einer Mappe hin- und herspringen kann.

Tatsächlich wäre eine Tab-Funktion für Word eine praktische Sache. Ähnlich wie Browserfenster haben auch geöffnete Word-Dateien die Unart, den Desktop bis zur Unkenntlichkeit zuzupflastern. Wer regelmäßig vier, fünf oder mehr Texte parallel bearbeitet, könnte mehr Übersicht dringend gebrauchen.

Gute Idee: Tabs für Word

Tabbed Browsing hat jedoch nicht nur Vorteile. Schon mehrfach sind Sicherheitslücken aufgetaucht, die entweder nur Firefox und Mozilla oder sogar Tabbed Browsing generell betrafen. So konnte der Security Manager der Mozilla-Engine durch das Ziehen eines Javascript-Links auf ein Tab umgangen werden - der Fehler wurde schnell korrigiert.

Dass Microsoft den MSIE schnellstmöglich sicherer machen und benutzerfreundlicher gestalten muss, liegt auf der Hand. Der Marktanteil des Explorers ist in den vergangenen Monaten stetig gesunken, bei SPIEGEL ONLINE liegt MSIE aktuell bei nur noch 63 Prozent. Firefox hat inzwischen 30 Prozent erreicht. Opera kommt im aktuellen Ranking auf knapp drei Prozent. Der tatsächliche Anteil von Opera dürfte noch etwas größer sein, denn der Browser gibt sich vorzugsweise als Internet Explorer aus, tarnt sich aber auch als Browser anderer Marken.

Vor allem der überraschende Erfolg von Firefox dürfte Microsoft dazu bewogen haben, das Erscheinen von MSIE7 vorzuziehen. Ursprünglich sollte der neue Browser als Teil von Longhorn auf den Markt kommen, dem Windows-XP-Nachfolger. Longhorn soll 2006 fertig sein. Doch nun wird MSIE7 noch in diesem Jahr herausgebracht - allerdings ausschließlich für Windows XP.

Holger Dambeck

Sonntag, 15. Mai 2005

Konkurrenz für GPS

SPIEGEL ONLINE - 15. Mai 2005, 14:57
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,355753,00.html
Konkurrenz für GPS

Ortungssystem basiert auf Fernsehsignalen

Eine amerikanische Hightech-Firma entwickelt ein Ortungssystem, das völlig ohne Satelliten auskommt. Die Konkurrenz für das Global Positioning System basiert auf dem Abgleich von Fernsehsignalen - denn die dringen, anders als GPS, auch durch Betonwände. Einer der Investoren ist die CIA.



www.rosum.com
Kein verspäteter Aprilscherz: Der Fernseher als GPS-Ersatz
Auch wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird: Perfekt sind die Möglichkeiten zur Überwachung von Menschen bislang nicht. Zwar erlauben Mobiltelefone und das Satelliten-Navigationssystem GPS es, Menschen zu orten, die entsprechende Geräte bei sich tragen. Die Ortung per Handy aber ist ungenau, und GPS funktioniert nur, wenn nach oben relativ freie Sicht herrscht: In dichten Wäldern, in Hochhausschluchten oder gar innerhalb von Gebäuden ist man für GPS unsichtbar.

Diesem Mangel will ein US-Unternehmen namens Rosum nun abhelfen - und sich dabei des guten alten Fernsehens bedienen. Fernsehsignale haben zwei entscheidende Vorteile: Es gibt sie fast überall - zumindest an Orten, an denen auch Menschen leben - und sie dringen auch durch dicke Betonwände. Das Ortungssystem, an dem Rosum im Augenblick arbeitet, macht sich diese Vorteile zunutze: Statt per Satellit sollen Menschen mit geeigneten Empfängern nun aufgrund ihrer Entfernung vom nächsten Fernsehsender geortet werden können.

"Im GPS-System gibt es immense schwarze Löcher, und wir können diese Lücke füllen", sagte John Metzler von Rosum gegenüber dem Branchen-Informationsdienst Siliconvalley.com.

Ein Merkmal des TV-Signals wird zur Ortung benutzt

Das System nutzt ein bestimmtes Merkmal, das analoge und digitale Fernsehsignale haben - es dient eigentlich dazu, bei älteren Fernsehgeräten dafür zu sorgen, dass das Bild nicht flackert. Bei Rosum hat man einen Funkempfänger gebaut, der diese Synchronisations-Information erfassen und daraus errechnen, kann, wie weit der Empfänger vom Sender entfernt ist. Diese Daten werden anschließend mit anderen abgeglichen, die von eigens installierten "Monitor-Einheiten" ermittelt werden.

Aus der Kombination der Signale kann die Position des Funkempfängers errechnet werden. Die Kommunikation zwischen dem dazu notwendigen Server und dem Empfänger soll über SMS und den Mobilfunkstandard GPRS ablaufen - was nach aktuellem Stand der Technik die Einsatzmöglichkeiten doch wieder einschränken würde, denn auch Handy-Empfang gibt es nicht überall.

Bislang sind die Empfänger-Module etwa so groß wie Streichholzschachteln, sie sollen aber noch schrumpfen, und der Herstellungspreis von etwa 40 Dollar pro Stück könne bei Massenproduktion gesenkt werden, so Rosum gegenüber Siliconvalley.com. Das Hauptproblem bei der Konstruktion dieser Geräte ist offenbar, dass Störsignale, beispielsweise Reflexionen von anderen Objekten, ausgefiltert werden müssen.

"Ein Schritt Richtung Überwachungsgesellschaft"

Nicht alle sind von der Entwicklung begeistert. Kurt Opsahl von der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation etwa kommentierte: "Das ist ein weiterer Schritt in die Richtung einer Überwachungsgesellschaft."

Sollte sich das System als funktionsfähig erweisen, ist es ein heißer Kandidat für eine Aufgabe, die Präsident Bush im Dezember persönlich formulierte: Ein im Notfall verfügbarer Ersatz für das GPS-System, von dem auch das US-Militär und die Geheimdienste kräftig Gebrauch machen, soll gefunden werden. Bei Rosum hofft man, die eigene Technologie komme dafür in Frage.

Die Chancen dafür stehen vermutlich gut. Denn wer besonderes Interesse an den Entwicklungen von Rosum hat, lässt sich auch an der Liste derer ablesen, die in das neue System investiert haben. Dazu gehört neben den Wagniskapital-Abteilungen verschiedener Unternehmen auch In-Q-Tel - die Hightech-Investitionsabteilung der CIA.

Samstag, 14. Mai 2005

MP3.com und andere

SPIEGEL ONLINE - 14. Mai 2005, 10:24
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,355733,00.html
MP3s im Netz

Hier spielt die Musik

Von Frank Patalong

Das MP3-Format ist nicht nur eine Bedrohung für die Musikindustrie, es eröffnete auch neue Möglichkeiten. MP3-Dateien machten es für Bands und Musiker möglich, über das Web neue Hörer zu gewinnen. Den Anfang machte 1997 die legendäre Website MP3.com. Auf ihren Spuren wandeln zahlreiche Erben.



DPA
Karlheinz Brandenburg: Von der Musikbranche gehassliebter Innovator
Es war eine Revolution mit Anlauf und Husten. Sie kam weit weniger schnell und plötzlich, als das in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Eigentlich lag die grundlegende Technik für MP3- und P2P-Seiten längst bereit, bevor noch Tim Berners-Lee und seine Partner das WWW-Protokoll für die Öffentlichkeit freigaben. Dass die WWW-Zeit nicht sofort mit der "MP3-Revolution" einherging, lag vor allem an mangelnden Bandbreiten. Kaum zu glauben, aber vor etwas mehr als zehn Jahren fiepte man vornehmlich mit 9600-Baud-Modems durchs Web: Selbst die heute als lahm empfundenen 56k-Modems sind da gut sechsmal schneller.

Nachdem Karlheinz Brandenburg, Harald Popp, Bernhard Grill und ihre Mitarbeiter am heutigen Fraunhofer-Institut für digitale Medientechnik IMDT bereits Ende der Achtziger das MP3-Format definierten, fanden sich sehr schnell Enthusiasten, die darin einen Weg erkannten, Musik über neue Vertriebswege zu verbreiten. Erste - wenn auch wenige - MP3-Seiten entstanden dann auch parallel zum Aufkommen des WWW Mitte der Neunziger Jahre.

Fast umgehend erkannte die Musikindustrie darin eine potenzielle Gefahr für ihr Geschäft. Das brummte gerade kräftiger als je zuvor: Die endgültige Durchsetzung der CD versetzte die Branche in einen wahren Profitrausch, als Musikliebhaber in die Läden strömten, um sich all den alten Käse, den sie als Schallplatten bereits im Schrank stehen hatten, noch einmal zu kaufen. Das stark komprimierte MP3-Format kam da ganz und gar nicht gelegen, machte es doch sogar die Weitergabe von Songs über dürre Telefonleitungen denkbar.

Angst vor der eigenen Courage

Zaghafte Versuche findiger Köpfe innerhalb der Musikindustrie scheiterten an brancheninternen Ängsten und Widerständen. So war die Kölner Filiale des EMI-Konzerns bereits Mitte der Neunziger maßgeblich an der Entwicklung eines Brenn-Kiosk-Systems beteiligt, das von der Konzernzentrale in England letztlich abgeschmettert wurde. Bis zu 5000 Titel, hatten sich die Entwickler vorgestellt, könne man in Brenn-Kiosken an Tankstellen und anderen Orten bereithalten, um dort individuell zusammengestellte CDs brennen zu können. Parallel arbeiteten die Kölner an einem Download-Vertriebssystem, das ebenfalls ausgebremst wurde. Erst fast ein Jahrzehnt später fasste die Industrie den Mut, mit solchen Ideen Ernst zu machen.

Da waren die Musikenthusiasten und net-affinen Tech-Tüftler "außerhalb" der Branche deutlich weiter. Als Michael Robertson 1997 die bereits seit längerem registrierte Domain MP3.com kaufte, ging die Zahl der FTP- und WWW-Seiten, über die MP3-Dateien vertrieben wurden, bereits in die Hunderte. Noch war das nicht sonderlich relevant, denn "Surfer" durften noch als demographische Minderheit gelten, die Suchmöglichkeiten im Web waren vergleichsweise bescheiden, die Log-in-Zahlen von Webseiten mikroskopisch.



AP
Michael Robertson auf einer Pressekonferenz 1999: Nach dreieinhalb Jahren Prozessen verkaufte er MP3.com
Doch das sollte sich schnell ändern. Die Surferzahlen stiegen, der sich ankündigende Dotcom-Boom wie auch die diversen Abwehrreflexe der "Brick and Mortar"-Industrie, die eben mit stofflichen Waren handelte statt mit "Bits and Bytes", sorgten dafür, dass Berichte über das Internet aus den Exotenecken der Medien langsam in den Hauptstrom der Berichterstattung einflossen.

So gab es eine ganze Reihe von Gründen, warum MP3.com nach seiner Gründung als Firma im November 1997 schnell zur weltweit beliebtesten Musik-Webseite aufsteigen konnte.

Zum einen war da das Angebot: Sofort ab Start bot MP3.com mehr als 3000 kostenlose Songs. Fast noch wichtiger aber war die Tatsache, dass sich Branchenanwälte mit Aggressivität und teils amerikanisch überzogenen Schadensersatzforderungen auf die keimende MP3-Szene stürzten. So rief etwa Labelchef David Geffen (damals Geffen Records, Dreamworks) bereits Ende 1997 zur MP3-Hatz. Bis zum Frühjahr 1998 ließen seine Anwälte rund 250 Webseiten schließen und rasierten zeitweilig den zumindest in Teilen illegalen Markt.

Robertson kamen sie zunächst nicht bei, doch die Gerichtsprozesse halfen, die verklagten "Helden" der MP3-Szene zu Robin Hoods einer neuen Zeit zu stilisieren. "MP3.com" wurde für kurze Zeit zum Synonym des Widerstandes gegen eine übermäßig gierig erscheinende Industrie. Anders als die später auftretenden P2P-Börsen konnte MP3.com schließlich mit Leichtigkeit dokumentieren, dass es im Kern ein um Legalität bemühtes Angebot darstellte.

Robertsons Geschäftsmodell setzte nicht primär auf die Weiterverteilung von copyrightgeschützter Musik, wie Shawn Fanning dies im Jahr darauf mit Napster versuchte, sondern auf junge, unbekannte Bands. Zumindest die redaktionell kontrollierten Teile des MP3.com-Angebotes waren weitgehend ohne Makel.

Die Verheißung von MP3.com: Web statt Plattenvertrag?



AFP
Shawn Fanning: Der Napster-Gründer und P2P-Pionier beerbte Robertson als Symbolfigur der MP3-Szene
Der Traum von MP3.com klang aber auch zu gut: Die Webseite sollte zur Plattform für jedermann werden, zum Musikmarkt abseits der Vertriebskanäle der Industrie, und Musikern Chancen bieten, weltweit und ohne großen Aufwand bekannt zu werden - mit oder ohne Plattenvertrag.

Die Firma ging am Ende trotzdem zugrunde: Von Plattenfirmen und ehemaligen Stars auf Millionen Dollar Schadenersatz verklagt ging allein Robertson am Ende als Sieger vom Schlachtfeld, als Vivendi seine Firma im Mai 2001 für stolze 372 Millionen Dollar kaufte. Im Spätherbst 2003 stieß der französische Konzern die Marke wieder ab, die Archive wurden für Monate auf Eis gelegt. Große Teile des Angebotes sind heute über Garageband.com abrufbar - eine der umfangreichsten Quellen für "Independent Music". MP3.com ist heute - abgesehen von einem kleinen Angebot kostenloser Teaser-Downloads - vor allem eine Promotionplattform für "professionelle" Musik.

Die ursprüngliche Idee aber wirkt bis heute fort - und wird längst auch von der Musikindustrie selbst genutzt. Kaum eine Band, kaum eine Plattenfirma, die nicht Teile ihres "Contents" verschenkte - als kraftvolle Werbemaßnahme für Musik, die im Einheitsgedudel des Formatradios sonst vielleicht nie zum Zuge käme.

Wer also Abwechslung sucht vom "Mainstream" des Radios, das uns in Dauerschleife die "Hits der 80er, 90er und von heute" um die Ohren haut, ist im Web bestens aufgehoben (siehe Linkverzeichnis). Wer will, der brennt sich die ganz offiziell freigegebenen Stücke und entdeckt eine Vielfalt an Musik, die heute an großen Teilen des Publikums vorbeigeht. Neben Musikdownloads von zahlreichen kleinen, noch unbekannten Bands bietet das Web dabei auch die Möglichkeit, Gruppen zu entdecken, die den Sprung nach Europa einfach nie geschafft haben.

Musik in der Netzwelt: Profis und Nachwuchstalente - 21 kostenlose, ganz legale Musikdownloads

Wir stöberten einmal in Web und suchten Links zu 21 ungewöhnlichen Songs kreuz und quer durch alle Genres heraus. Alle Songs sind Volldownloads, die man am Rechner hören, auf einen MP3-Player übertragen oder brennen kann.


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Zum Thema:

Zum Thema in SPIEGEL ONLINE: · World Wide Music: 21 kostenlose, ganz legale Downloads (13.05.2005)
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,355774,00.html



Zum Thema im Internet: · Legale kostenfreie Downloads: Tonspion.de
http://www.tonspion.de
· Legale kostenfreie Downloads: Epitonic
http://www.epitonic.com/downloads.html
· Legale kostenfreie Downloads: Garageband
http://www.garageband.com
· Legale kostenfreie Downloads: Purevolume
http://www.purevolume.com/
· Legale kostenfreie Downloads: Cityslang
http://www.cityslang.com
· Legale kostenfreie Downloads: Linkliste Musikblogs
http://wiki.monkeyfilter.com/index.php?title=MP3_Blog_Listing#World
· Legale kostenfreie Downloads: MP3.de
http://www.mp3.de/
· Legale kostenfreie Downloads: Downloadmusik.de
http://www.downloadmusik.de/

Dienstag, 10. Mai 2005

"Und sie fraßen alles, was im Lande wuchs"

DER SPIEGEL 19/2005 - 09. Mai 2005
URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,354979,00.html
Kultur

"Und sie fraßen alles, was im Lande wuchs"

Der Sprachforscher Uwe Pörksen über Franz Münteferings Tiervergleich und den gefährlichen Umgang mit Metaphern


Albert Josef Schmidt
Sprachforscher Pörksen: "Ein Wort kommt nicht aus heiterem Himmel"
Kein Geringerer als der Philosoph Aristoteles bemerkte in seiner "Poetik": "Weitaus am wichtigsten aber ist die richtige Verwendung von Metaphern. Dies allein kann man von keinem anderen lernen, es ist ein Zeichen natürlicher Begabung; denn gute Metaphern erfinden heißt einen guten Blick für Ähnlichkeiten haben."

Hat der SPD-Vorsitzende diesen Blick? Gibt es eine Ähnlichkeit zwischen Heuschreckenschwärmen und dem expandierenden Kapital, genauer: einer bestimmten Gruppe von Kapitalinvestoren, noch spezieller: einer begrenzten Liste von Private-Equity-Gesellschaften, welche die Länder wechseln und in wacklige Unternehmen investieren, um sie aufzumöbeln oder zu zerschlagen und in kurzer Zeit sehr viel Geld zu machen? Die Überschrift in "Bild am Sonntag" vom 17. April - "Manche Finanzinvestoren fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her" - ist in den vergangenen Wochen zu einer Wolke angewachsen, hinter der die Sonne der Aufklärung mehr und mehr verschwindet. Was wurde verglichen, und was ist der Vergleichspunkt, das gemeinsame Dritte zwischen diesem Typus von Investoren und jenem landlebenden Wanderinsekt mit den kauenden Mundwerkzeugen?

Sehr geehrter Herr Müntefering, Sie sind bekannt für Ihre kurzen und klaren Sätze. Sie sprechen anschaulich, Ihr wichtigster Bildspender ist das Fußballfeld. "Eine Partei braucht zwei Flügel, einen rechten und einen linken, aber die Tore werden in der Mitte geschossen", sagen Sie, oder: "Wer nur in der eigenen Hälfte spielt, kann nicht gewinnen." Jetzt haben Sie sich weit in die gegnerische Hälfte vorgewagt, in vollem Bewusstsein, welches Verteidigungs- und Angriffspotential Sie da vor sich haben, und mit unvorstellbarem Echo. Ich weiß nicht, mit wem Sie Ihre Formulierungen diskutieren und wer für Sie schreibt. Gab es keinen, der Sie davor gewarnt hat, es mit einem Tiervergleich zu versuchen?


Uwe Pörksen, 70, Professor für Deutsche Sprache und Ältere Literatur, lebt in Freiburg im Breisgau. Er veröffentlichte zuletzt die Bücher "Die politische Zunge. Eine kurze Kritik der öffentlichen Rede" (Verlag Klett-Cotta, 2002) und "Was ist eine gute Regierungserklärung? Grundriss einer politischen Poetik" (Wallstein Verlag, 2004)
Tiervergleiche können harmlos sein, "Spatz" und "Maus" sind Kosenamen, Löwen und Adler waren Herrschaftszeichen der Kaiser und Könige, und wenn seinerzeit ein Konrad Adenauer als "alter Fuchs" erschien, drückte sich darin humoristischer Respekt aus. Aber die Bundesrepublik hat auch ihr trübes Metaphernkapitel. Interessanterweise waren es in den sechziger und siebziger Jahren (und noch bis in die achtziger) vor allem die Intellektuellen, Schriftsteller, protestierende Studenten, die von führenden Politikern als "kleine Pinscher", "Ratten und Schmeißfliegen" tituliert wurden, einmal sogar als "Tiere, auf die die Anwendung der für Menschen gemachten Gesetze nicht möglich" sei. Oder es hieß krachledern und pompös: "Was wir hier in diesem Land brauchen, sind mutige Bürger, die die roten Ratten dorthin jagen, wo sie hingehören - in ihre Löcher."

Natürlich stand damit fest, dass die Angreiferseite faschistischen Geistes sei. Es war ein elendes, eingespieltes Spiel und vor allem insofern betrachtenswert, als das Gegenüber erstarrter Bilder von der Sache ablenkte, die zu verhandeln gewesen wäre.

Man berief sich dabei gern auf das "Wörterbuch des Unmenschen", das wie eine Art Nazi-Detektor verwendet wurde. Im Ursprung war dies eine Essay-Sammlung von Sternberger, Storz, Süskind über Wörter wie "Menschenbehandlung", "intellektuell", "organisieren", "Betreuung", die in der NS-Zeit eine gefährliche Bedeutung erhalten und das öffentliche Denken vergiftet hatten.



AP
SPD-Vorsitzender Müntefering: Weit in die gegnerische Hälfte vorgewagt
Wenn jemand ein Wort verwendete, das nach dem "Wörterbuch des Unmenschen" aussah oder in der NS-Zeit tatsächlich gebraucht worden war, hielt man ihn für entlarvt. Tatsächlich ist das Wort keine so selbständige Größe, es erhält seine Bedeutung nicht nur aus seiner Geschichte, geschweige aus einer bestimmten epochalen Prägung, sondern ebenso sehr aus seinem aktuellen Gebrauch, durch den Sprecher, der es verwendet, und den Sinn, den er ihm in seinem konkreten Zusammenhang gibt. Es ist plastisch. Die starre Entlarvungstechnik ist Unfug.

Aber auf der anderen Seite gilt: Ein Wort kommt nicht aus heiterem Himmel. Ihm haftet Geschichte an. Münteferings Heuschreckenschwärme sind archaischen Ursprungs, sie stammen aus dem Alten Testament, 2. Buch Mose, Kapitel 10: "Die achte Plage". Als Ägyptens Pharao Mose nicht gestatten wollte, das Volk Israel aus ägyptischer Knechtschaft in das Land der Verheißung zu führen, sandte Jahwe, der Herr, zehn Plagen, unter ihnen Stechmücken, Viehpest, Blattern und eben auch Heuschrecken. Es herrschte Ostwind, und sie kamen, so viele wie nie zuvor. "Denn sie bedeckten den Erdboden so dicht, dass er ganz dunkel wurde. Und sie fraßen alles, was im Lande wuchs, und alle Früchte auf den Bäumen, die der Hagel übrig gelassen hatte, und ließen nichts Grünes übrig an den Bäumen und auf dem Felde in ganz Ägyptenland." - Donnerwetter! Tania Blixen hat die Heimsuchung ihrer Farm in Afrika durch eine Heuschreckenwolke genauso beschrieben.

Ob der Vorsitzende der SPD diesen Ursprung seines Vergleichs vor Augen hatte? Er scheint ihn öfter verwendet zu haben, zuerst wohl schon vor einem halben Jahr. Am 19. November 2004 sagte er gegen Schluss eines öffentlichen Vortrages in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin: "Wir müssen denjenigen Unternehmern, die die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen und die Interessen ihrer Arbeitnehmer im Blick haben, helfen gegen die verantwortungslosen Heuschreckenschwärme, die im Vierteljahrestakt Erfolg messen, Substanz absaugen und Unternehmen kaputtgehen lassen, wenn sie sie abgefressen haben. Kapitalismus ist keine Sache aus dem Museum, sondern brandaktuell." - Der Passus blieb unbeachtet.

Eine Rede auf dem 3. Programmforum der SPD am 13. April im Willy-Brandt-Haus in Berlin, bei der die Presse zugegen war, enthielt dann den Sachkern seiner Kapitalismuskritik in eingehend fundierter und verschärfter Fassung, allerdings ohne das Bild der Heuschreckenschwärme. Auch hier scheint die erste Wirkung verpufft zu sein. Man ging, wird berichtet, auseinander in dem Gefühl, es sei eine gute, aber nicht besonders auffällige Rede gewesen.



IG-Metall-Zeitschrift: Suggestives Insektenbild
Vor allem das Interview der "Bild am Sonntag" bewirkte die Initialzündung. Die Rede vom 13. April war eine sachlich begründete Analyse gewesen, jetzt, im Interview, wechselt Müntefering den Sprachtyp. Wir erleben ein Drama, eine Geschichte. Ein Einzelner wettert gegen die "wachsende Macht des Kapitals", wehrt sich gegen "Leute aus der Wirtschaft und den internationalen Finanzmärkten, die sich aufführen, als gäbe es für sie keine Schranken und Regeln mehr" und wendet sich gegen Investoren, die "keinen Gedanken an die Menschen" verschwenden, "deren Arbeitsplätze sie vernichten". Ein Einzelner kämpft, ist empört, urteilt und visualisiert sein Gegenüber: "Sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter. Gegen diese Form von Kapitalismus kämpfen wir." - Woher die Wirkung?

Das Bild erlaubt eine Gestaltwahrnehmung. Abstrakte und komplizierte Vorgänge, denen der Akteur und eine Sinnrichtung zunächst zu fehlen scheinen, werden als Geschehen und Handlung vorstellbar und griffig. Man übersieht sie mit einem Blick, in einem Wort, und versteht: Heuschreckenschwärme vernichten unsere Arbeitsplätze. Die alte dem Bild zugeschriebene Funktion, dem, der nicht genug Verstand besitzt, die Wahrheit durch ein Bild zu sagen, erfüllt sich.

Eine zweite Seite der Sache: Das Bild wirkt wie ein Argument. Wir nehmen ihm ab, was es sagt - und zwar im doppelten Sinn. Wir erschließen es aus dem Bild und folgen ihm, zumindest eine Strecke.

Die dritte Wirkung betrifft das Gebiet der Gefühle. Alles ist plausibel sichtbar und eingebettet in Gefühle und Wertungen. Anschauung und Gefühl hängen aufs engste zusammen. Wer intensiv etwas wünscht oder gereizt ist, neigt dazu, seinem Gefühl einen Anhalt, dem Gegner einen Umriss zu geben. Das Wort "Feindbild" ist ein sehr richtiger Ausdruck; der Feind ist nur in Bildern zu fassen.



DPA
Heuschrecken-Plage (Fuerteventura, 2004): Bildspender für archaische Wortfigur
Man kann diese trübsinnige Geschichte durch die Jahrhunderte verfolgen, auch ihre komische Seite. Als der junge Parzival auf der Gralsburg die Frage versäumt hat, die Anfortas von seinem Leiden erlöst hätte, wird er von der Gralsbotin Cundrie gescholten; "Natternzahn" nennt sie ihn und, offenbar das Äußerste des Äußersten: "Anglerfliege".

Die Geschichte des Christentums, die seiner Kriege mit den Ungläubigen, ist von Tiervergleichen begleitet. Im deutschen "Rolandslied" (um 1170) werden die Heiden, die an Mohammed glauben, mit heulenden, vertriebenen Hunden verglichen und auf der Flucht "sam daz vihe" - wie das Vieh - getötet. Der Vergleich der Gottlosen mit Hunden und Schweinen hat im Neuen Testament, in dem 2. Brief des Petrus, eine Quelle: Es seien unvernünftige Tiere, "die von Natur dazu geboren sind, dass sie gefangen und geschlachtet werden". Im "Wilhelm"-Epos des Wolfram von Eschenbach, auch dies eine Kreuzzugsdichtung (um 1220), widerspricht der Dichter ausdrücklich seinem rigorosen Vorgänger. Er nennt das Kriegsgeschehen dreimal "Mord" und erklärt es für große Sünde, die Fliehenden wie das Vieh zu erschlagen. Sie seien alle Gottes Handarbeit ("hantgetât"), die 72 Völker, die er habe.

Ein fataler, ihre Adressaten brutal erniedrigender Assoziationsraum sind die Feindbilder der NS-Zeit, die Bilder von Parasiten, Maden, Ungeziefer und die zu ihnen gehörenden Tätigkeitswörter: ausmerzen, vertilgen, vernichten. Mit Recht gilt die Grenze vor dieser Sprachwelt als unüberschreitbar.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukehren: Wo liegt der Vergleichspunkt, das Tertium Comparationis, das gemeinsame Dritte, wenn eine in Deutschland neue Investorengruppe als "Heuschreckenschwarm" bezeichnet wird? Ist es die Kleinheit der Agenten? Doch wohl kaum. Ist es ihre Unzahl? Das scheint eher gemeint gewesen zu sein. Dem Bild der verheerenden Heuschreckenwolke verdankt der Vergleich einen erheblichen Teil seiner Wirkung. Ob es zutrifft auf die am Ende kleine Liste der Gemeinten, ist eine ganz andere Frage. Sind es die Kauwerkzeuge, der Kahlfraß? Daran vor allem war ausdrücklich gedacht, an das Abgrasen und Liegenlassen; hier bedürfte es aber eingehender Beweisführung. Ist es der biblische Zusammenhang? Investoren als Plage und als Strafe Jehovas? - Kommt nicht in Frage.

Der Einbruch einer gedankenlosen, blinden Naturgewalt? - Der Vergleich hinkt auf mehr als zwei Beinen, an dieser Stelle wird ein grundfalscher Begriff erzeugt. Die Ökonomie ist keine Natur-, sondern eine Kulturgewalt. Sie folgt nicht einer blinden, sondern ihrer eigenen Logik, ihren Spielregeln. Das Kernproblem ist, dass diese Spielregeln sich zwar für die Sozietät günstig auswirken können, aber nicht müssen. Sie sind von Haus aus keine Sozialwerkzeuge und können schaden. Zwischen der Räson der Ökonomie, insbesondere der Weltökonomie, und der Räson des Nationalstaats ist eine sich rasch vertiefende Kluft entstanden. Dafür, für die soziale Verantwortung und Bindung der Ökonomie, fehlt ein Rezept, fehlen vielleicht sogar praktikable Vorschläge. Umso schiefer der Vergleich!

Ein Reiz kann eine Debatte fördern, sogar erst hervorbringen. Man sollte das Einzelwort als Größe nicht überschätzen, es kommt auf den Kontext an. Vielleicht waren die Heuschreckenschwärme nur als Reizvokabel, als Tabubrecher gemeint? Nicht ungefährlich - doch nichts wäre nutzloser als eine Bilderstarre. Aber wenn die Tierchen als Türöffner wirkten, wäre viel gewonnen.

Mehr: Heuschreck.com

Montag, 9. Mai 2005

Wie sehr beherrscht uns Google?

SPIEGEL ONLINE - 09. Mai 2005, 12:18
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,355222,00.html
Identitätsklau und Serverausfall

Wie sehr beherrscht uns Google?

Der Serverausfall vom Wochenende und ein Bericht über Datenschutzlücken im neuen Beschleuniger von Google verunsichern die Internet-Gemeinde. Fragt die Suchmaschine zu viele persönliche Daten ab?



Das Image von Google hat neue Kratzer bekommen. Am Wochenende fielen die Server der Suchmaschine für 15 Minuten aus. Surfer weltweit wunderten sich, als sie am Samstag kurz vor Mitternacht (MESZ) plötzlich eine Fehlermeldung sahen oder auf andere Suchmaschinen umgeleitet wurden. Es gab Spekulationen, ob dahinter ein gezielter Angriff stehen könnte. Google wies dies jedoch zurück. "Es war kein Hackerangriff und auch kein Sicherheitsproblem", sagte Sprecher David Krane. Vielmehr habe es Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Domainnamens in eine IP-Adresse gegeben.

15 Minuten ohne Google - vor allem in den USA, wo der Ausfall am nachmittags passierte, wurde vielen Internet-Benutzern klar, wie abhängig sie bereits von der Suchmaschine sind.

Ein weiteres Google-Problem machte ein Forumsbenutzer ebenfalls am Wochenende publik. Er war mit der neuen Software Web Accelerator im Netz unterwegs, die das Surfen beschleunigen soll, als er plötzlich feststellte, dass er in einem Forum unter einem fremden Namen angemeldet war.

Das Brisante dabei: Der Surfer hatte sich zuvor auf anderen Webseiten mit Name und Passwort eingeloggt - die Daten könnten möglicherweise bereits in fremde Hände gelangt sein. Googles Web Accelerator beschleunigt den Zugriff auf häufig besuchte Webseiten, indem das Programm Kopien der Seiten auf Google-Servern ablegt. Es arbeitet wie ein Proxy-Server. Wenn der Zugriff über die Google-Server schneller vonstatten geht als über die eigentlichen Server der Website, dann wird das Surfen tatsächlich schneller.

Das Problem des Web Accelerators besteht offensichtlich darin, dass nicht nur Webinhalte sondern auch Cookies der Surfer gespeichert werden, die wiederum häufig zur Identifizierung auf Webseiten dienen. Nach der Anmeldung mit Name und Passwort legen viele Server Cookies auf dem Benutzer-PC ab, um bei einem späteren Besuch der Seite ein automatisches Login zu ermöglichen. Mit einem fremden Cookie, der vom Google-Server stammt, bekommt man auch eine fremde Identität.

Datenschutzprobleme beschäftigen Google nicht zum ersten Mal. Vor einem Jahr war das Unternehmen in die Kritik geraten, weil es die E-Mails seiner Kunden nach Stichworten durchsucht, um passend zum Kontext Werbung platzieren zu können. Datenschützer erklärten, das kostenlose Gmail-Angebot genüge nicht dem deutschen Recht und verstoße eventuell sogar gegen das Fernmeldegeheimnis.

Auch den neue Dienst "My Search History" halten Privacy-Wächter für problematisch. Der neue Dienst ist ein persönliches Archiv für alle jemals gestarteten Suchanfragen und ihre Ergebnisse. Gespeichert werden diese Informationen bei Google.

Google als Beherrscher des Internet?

Was Google bei Gmail schon praktiziert, das automatisierte Beobachten seiner E-Mail-Kunden, ist mit dem Web Accelerator nun prinzipiell auch bei Surfern möglich. Die Proxy-Server speichern häufig besuchte Seiten - so erfährt Google, welche Seiten tatsächlich angesurft werden und welche nur dank geschicktem Suchmaschinenmarketing in die Trefferlisten kommen und in Wirklichkeit Spam darstellen. Außerdem kann Google das Surfverhalten genau analysieren: Wer die Seite A besucht, klickt häufig auf B und so weiter - wertvolle Informationen für die Vermarktung von Online-Werbung.

Sollte Googles Webbeschleuniger sich durchsetzen, dann könnte der Suchmaschinenbetreiber seine Macht über das Internet entscheidend ausbauen, das befürchten zumindest manche Surfer. Tatsächlich wäre zumindest die Infrastruktur des Netzes stärker unter Google-Kontrolle - statt dezentraler Verteilung liefe viel Traffic über Google-Server. Wer das Netz überwachen wollte, hätte es leichter.

Allerdings ist niemand gezwungen, den Internet-Beschleuniger zu benutzen. Ob er tatsächlich Geschwindigkeitsvorteile bringt, muss sich im Praxistest zeigen. Um sicher zu gehen, dass die eigene Webidentität nicht geklaut werden kann, sollten Benutzer des Web Accelerators alle Seiten mit Cookie-Identifikation für das Programm sperren. Die URLs und Cookies werden dann nicht an den Google-Server übertragen.

Holger Dambeck

Sonntag, 8. Mai 2005

Google und Yahoo setzen auf Tempo und Musik

SPIEGEL ONLINE - 08. Mai 2005, 14:24
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,354896,00.html
Suchmaschinen

Google und Yahoo setzen auf Tempo und Musik

Sowohl Google als auch Yahoo arbeiten an technischen Erweiterungen ihres Angebotes. Google will das Surfen mit einem eigens entwickelten Werkzeug beschleunigen, Yahoo bastelt nach Insiderinformationen an einer Musik-Suchmaschine.



DPA
Google: Web Accelerator fürs schnelle Surfen
Die großen Suchmaschinenbetreiber fechten einen heftigen Kampf um die Vorherrschaft auf dem Markt aus. Microsoft hat seinen eigenen Suchdienst vor wenigen Monaten erst gestartet und damit den Wettbewerb nochmals verschärft. Die bisherigen Platzhirsche Google und Yahoo arbeiten nun fieberhaft an zusätzlichen Funktionen, um die Nutzer noch stärker an sich zu binden.

Nach Informationen des IT-Informationsdienstes Cnet entwickelt man bei Yahoo im Augenblick eine eigene Musiksuchmaschine. Sie soll es möglich machen, das Internet etwa mit dem Namen eines Künstlers zu durchsuchen und so alle verfügbaren Stücke aufzufinden, ebenso wie Plattenkritiken und zusätzliche Informationen von der Yahoo-eigenen Musikseite. Die Information stammt laut News.com von einem Yahoo-Insider. Jeff Karnes, der bei dem Suchmaschinenbetreiber für "Media Search" zuständig ist, wollte die Meldung allerdings nicht kommentieren.

Der neu entwickelte Suchdienst für Video-Files bei Yahoo hat jetzt die Testphase hinter sich. Mit mehreren Fernsehsendern, darunter Bloomberg, MTV und der Discovery Channel, wurden Kooperationen geschlossen. Die Web-Inhalte dieser Sender können jetzt mit dem neuen Tool nach Videofiles durchsucht werden.



AP
Yahoo: Gerüchte über Musik-Suchmaschine
Google versucht unterdessen, bei seinen Nutzern Punkte zu machen, indem es das Internet-Surfen beschleunigt. Ein neues Werkzeug namens Web Accelerator steht seit heute auf der Google-Labs-Seite zum Betatest bereit. Es soll den Seitenaufruf beschleunigen, indem es URLs über spezielle, Google-eigene Server leitet.

Das System speichert Kopien von Seiten, die ein bestimmter Nutzer häufig aufruft. Es soll dann automatisch neue Daten erfassen, die auf diesen Seiten auftauchen. Der Browser soll so nur ein Update dieser Seiten machen müssen, wenn sie erneut aufgerufen werden. Auf einigen verschlüsselten Seiten werde der Service allerdings nicht funktionieren. Er sei auch nicht geeignet, das Herunterladen von Multimedia-Dateien zu beschleunigen.

Um Sorgen um die Privatsphäre von vorneherein zu begegnen, sagte ein Google-Sprecher, der neue Service speichere nur Informationen, die dem jeweiligen Service Provider ohnehin vorlägen. Zudem könne die Search History des Werkzeugs schnell und einfach gelöscht werden, der Service sei jederzeit ohne großen Aufwand wieder abzuschalten.

Freitag, 6. Mai 2005

It's a flat world, after all

April 3, 2005
It's a Flat World, After All
By THOMAS L. FRIEDMAN

n 1492 Christopher Columbus set sail for India, going west. He had the Nina, the Pinta and the Santa Maria. He never did find India, but he called the people he met ''Indians'' and came home and reported to his king and queen: ''The world is round.'' I set off for India 512 years later. I knew just which direction I was going. I went east. I had Lufthansa business class, and I came home and reported only to my wife and only in a whisper: ''The world is flat.''

And therein lies a tale of technology and geoeconomics that is fundamentally reshaping our lives -- much, much more quickly than many people realize. It all happened while we were sleeping, or rather while we were focused on 9/11, the dot-com bust and Enron -- which even prompted some to wonder whether globalization was over. Actually, just the opposite was true, which is why it's time to wake up and prepare ourselves for this flat world, because others already are, and there is no time to waste.

I wish I could say I saw it all coming. Alas, I encountered the flattening of the world quite by accident. It was in late February of last year, and I was visiting the Indian high-tech capital, Bangalore,

working on a documentary for the Discovery Times channel about outsourcing. In short order, I interviewed Indian entrepreneurs who wanted to prepare my taxes from Bangalore, read my X-rays from Bangalore, trace my lost luggage from Bangalore and write my new software from Bangalore. The longer I was there, the more upset I became -- upset at the realization that while I had been off covering the 9/11 wars, globalization had entered a whole new phase, and I had missed it. I guess the eureka moment came on a visit to the campus of Infosys Technologies, one of the crown jewels of the Indian outsourcing and software industry. Nandan Nilekani, the Infosys C.E.O., was showing me his global video-conference room, pointing with pride to a wall-size flat-screen TV, which he said was the biggest in Asia. Infosys, he explained, could hold a virtual meeting of the key players from its entire global supply chain for any project at any time on that supersize screen. So its American designers could be on the screen speaking with their Indian software writers and their Asian manufacturers all at once. That's what globalization is all about today, Nilekani said. Above the screen there were eight clocks that pretty well summed up the Infosys workday: 24/7/365. The clocks were labeled U.S. West, U.S. East, G.M.T., India, Singapore, Hong Kong, Japan, Australia.

''Outsourcing is just one dimension of a much more fundamental thing happening today in the world,'' Nilekani explained. ''What happened over the last years is that there was a massive investment in technology, especially in the bubble era, when hundreds of millions of dollars were invested in putting broadband connectivity around the world, undersea cables, all those things.'' At the same time, he added, computers became cheaper and dispersed all over the world, and there was an explosion of e-mail software, search engines like Google and proprietary software that can chop up any piece of work and send one part to Boston, one part to Bangalore and one part to Beijing, making it easy for anyone to do remote development. When all of these things suddenly came together around 2000, Nilekani said, they ''created a platform where intellectual work, intellectual capital, could be delivered from anywhere. It could be disaggregated, delivered, distributed, produced and put back together again -- and this gave a whole new degree of freedom to the way we do work, especially work of an intellectual nature. And what you are seeing in Bangalore today is really the culmination of all these things coming together.''

At one point, summing up the implications of all this, Nilekani uttered a phrase that rang in my ear. He said to me, ''Tom, the playing field is being leveled.'' He meant that countries like India were now able to compete equally for global knowledge work as never before -- and that America had better get ready for this. As I left the Infosys campus that evening and bounced along the potholed road back to Bangalore, I kept chewing on that phrase: ''The playing field is being leveled.''

''What Nandan is saying,'' I thought, ''is that the playing field is being flattened. Flattened? Flattened? My God, he's telling me the world is flat!''

Here I was in Bangalore -- more than 500 years after Columbus sailed over the horizon, looking for a shorter route to India using the rudimentary navigational technologies of his day, and returned safely to prove definitively that the world was round -- and one of India's smartest engineers, trained at his country's top technical institute and backed by the most modern technologies of his day, was telling me that the world was flat, as flat as that screen on which he can host a meeting of his whole global supply chain. Even more interesting, he was citing this development as a new milestone in human progress and a great opportunity for India and the world -- the fact that we had made our world flat!

This has been building for a long time. Globalization 1.0 (1492 to 1800) shrank the world from a size large to a size medium, and the dynamic force in that era was countries globalizing for resources and imperial conquest. Globalization 2.0 (1800 to 2000) shrank the world from a size medium to a size small, and it was spearheaded by companies globalizing for markets and labor. Globalization 3.0 (which started around 2000) is shrinking the world from a size small to a size tiny and flattening the playing field at the same time. And while the dynamic force in Globalization 1.0 was countries globalizing and the dynamic force in Globalization 2.0 was companies globalizing, the dynamic force in Globalization 3.0 -- the thing that gives it its unique character -- is individuals and small groups globalizing. Individuals must, and can, now ask: where do I fit into the global competition and opportunities of the day, and how can I, on my own, collaborate with others globally? But Globalization 3.0 not only differs from the previous eras in how it is shrinking and flattening the world and in how it is empowering individuals. It is also different in that Globalization 1.0 and 2.0 were driven primarily by European and American companies and countries. But going forward, this will be less and less true. Globalization 3.0 is not only going to be driven more by individuals but also by a much more diverse -- non-Western, nonwhite -- group of individuals. In Globalization 3.0, you are going to see every color of the human rainbow take part.

''Today, the most profound thing to me is the fact that a 14-year-old in Romania or Bangalore or the Soviet Union or Vietnam has all the information, all the tools, all the software easily available to apply knowledge however they want,'' said Marc Andreessen, a co-founder of Netscape and creator of the first commercial Internet browser. ''That is why I am sure the next Napster is going to come out of left field. As bioscience becomes more computational and less about wet labs and as all the genomic data becomes easily available on the Internet, at some point you will be able to design vaccines on your laptop.''

Andreessen is touching on the most exciting part of Globalization 3.0 and the flattening of the world: the fact that we are now in the process of connecting all the knowledge pools in the world together. We've tasted some of the downsides of that in the way that Osama bin Laden has connected terrorist knowledge pools together through his Qaeda network, not to mention the work of teenage hackers spinning off more and more lethal computer viruses that affect us all. But the upside is that by connecting all these knowledge pools we are on the cusp of an incredible new era of innovation, an era that will be driven from left field and right field, from West and East and from North and South. Only 30 years ago, if you had a choice of being born a B student in Boston or a genius in Bangalore or Beijing, you probably would have chosen Boston, because a genius in Beijing or Bangalore could not really take advantage of his or her talent. They could not plug and play globally. Not anymore. Not when the world is flat, and anyone with smarts, access to Google and a cheap wireless laptop can join the innovation fray.

When the world is flat, you can innovate without having to emigrate. This is going to get interesting. We are about to see creative destruction on steroids.

ow did the world get flattened, and how did it happen so fast?

It was a result of 10 events and forces that all came together during the 1990's and converged right around the year 2000. Let me go through them briefly. The first event was 11/9. That's right -- not 9/11, but 11/9. Nov. 9, 1989, is the day the Berlin Wall came down, which was critically important because it allowed us to think of the world as a single space. ''The Berlin Wall was not only a symbol of keeping people inside Germany; it was a way of preventing a kind of global view of our future,'' the Nobel Prize-winning economist Amartya Sen said. And the wall went down just as the windows went up -- the breakthrough Microsoft Windows 3.0 operating system, which helped to flatten the playing field even more by creating a global computer interface, shipped six months after the wall fell.

The second key date was 8/9. Aug. 9, 1995, is the day Netscape went public, which did two important things. First, it brought the Internet alive by giving us the browser to display images and data stored on Web sites. Second, the Netscape stock offering triggered the dot-com boom, which triggered the dot-com bubble, which triggered the massive overinvestment of billions of dollars in fiber-optic telecommunications cable. That overinvestment, by companies like Global Crossing, resulted in the willy-nilly creation of a global undersea-underground fiber network, which in turn drove down the cost of transmitting voices, data and images to practically zero, which in turn accidentally made Boston, Bangalore and Beijing next-door neighbors overnight. In sum, what the Netscape revolution did was bring people-to-people connectivity to a whole new level. Suddenly more people could connect with more other people from more different places in more different ways than ever before.

No country accidentally benefited more from the Netscape moment than India. ''India had no resources and no infrastructure,'' said Dinakar Singh, one of the most respected hedge-fund managers on Wall Street, whose parents earned doctoral degrees in biochemistry from the University of Delhi before emigrating to America. ''It produced people with quality and by quantity. But many of them rotted on the docks of India like vegetables. Only a relative few could get on ships and get out. Not anymore, because we built this ocean crosser, called fiber-optic cable. For decades you had to leave India to be a professional. Now you can plug into the world from India. You don't have to go to Yale and go to work for Goldman Sachs.'' India could never have afforded to pay for the bandwidth to connect brainy India with high-tech America, so American shareholders paid for it. Yes, crazy overinvestment can be good. The overinvestment in railroads turned out to be a great boon for the American economy. ''But the railroad overinvestment was confined to your own country and so, too, were the benefits,'' Singh said. In the case of the digital railroads, ''it was the foreigners who benefited.'' India got a free ride.

The first time this became apparent was when thousands of Indian engineers were enlisted to fix the Y2K -- the year 2000 -- computer bugs for companies from all over the world. (Y2K should be a national holiday in India. Call it ''Indian Interdependence Day,'' says Michael Mandelbaum, a foreign-policy analyst at Johns Hopkins.) The fact that the Y2K work could be outsourced to Indians was made possible by the first two flatteners, along with a third, which I call ''workflow.'' Workflow is shorthand for all the software applications, standards and electronic transmission pipes, like middleware, that connected all those computers and fiber-optic cable. To put it another way, if the Netscape moment connected people to people like never before, what the workflow revolution did was connect applications to applications so that people all over the world could work together in manipulating and shaping words, data and images on computers like never before.

Indeed, this breakthrough in people-to-people and application-to-application connectivity produced, in short order, six more flatteners -- six new ways in which individuals and companies could collaborate on work and share knowledge. One was ''outsourcing.'' When my software applications could connect seamlessly with all of your applications, it meant that all kinds of work -- from accounting to software-writing -- could be digitized, disaggregated and shifted to any place in the world where it could be done better and cheaper. The second was ''offshoring.'' I send my whole factory from Canton, Ohio, to Canton, China. The third was ''open-sourcing.'' I write the next operating system, Linux, using engineers collaborating together online and working for free. The fourth was ''insourcing.'' I let a company like UPS come inside my company and take over my whole logistics operation -- everything from filling my orders online to delivering my goods to repairing them for customers when they break. (People have no idea what UPS really does today. You'd be amazed!). The fifth was ''supply-chaining.'' This is Wal-Mart's specialty. I create a global supply chain down to the last atom of efficiency so that if I sell an item in Arkansas, another is immediately made in China. (If Wal-Mart were a country, it would be China's eighth-largest trading partner.) The last new form of collaboration I call ''informing'' -- this is Google, Yahoo and MSN Search, which now allow anyone to collaborate with, and mine, unlimited data all by themselves.

So the first three flatteners created the new platform for collaboration, and the next six are the new forms of collaboration that flattened the world even more. The 10th flattener I call ''the steroids,'' and these are wireless access and voice over Internet protocol (VoIP). What the steroids do is turbocharge all these new forms of collaboration, so you can now do any one of them, from anywhere, with any device.

The world got flat when all 10 of these flatteners converged around the year 2000. This created a global, Web-enabled playing field that allows for multiple forms of collaboration on research and work in real time, without regard to geography, distance or, in the near future, even language. ''It is the creation of this platform, with these unique attributes, that is the truly important sustainable breakthrough that made what you call the flattening of the world possible,'' said Craig Mundie, the chief technical officer of Microsoft.

No, not everyone has access yet to this platform, but it is open now to more people in more places on more days in more ways than anything like it in history. Wherever you look today -- whether it is the world of journalism, with bloggers bringing down Dan Rather; the world of software, with the Linux code writers working in online forums for free to challenge Microsoft; or the world of business, where Indian and Chinese innovators are competing against and working with some of the most advanced Western multinationals -- hierarchies are being flattened and value is being created less and less within vertical silos and more and more through horizontal collaboration within companies, between companies and among individuals.

Do you recall ''the IT revolution'' that the business press has been pushing for the last 20 years? Sorry to tell you this, but that was just the prologue. The last 20 years were about forging, sharpening and distributing all the new tools to collaborate and connect. Now the real information revolution is about to begin as all the complementarities among these collaborative tools start to converge. One of those who first called this moment by its real name was Carly Fiorina, the former Hewlett-Packard C.E.O., who in 2004 began to declare in her public speeches that the dot-com boom and bust were just ''the end of the beginning.'' The last 25 years in technology, Fiorina said, have just been ''the warm-up act.'' Now we are going into the main event, she said, ''and by the main event, I mean an era in which technology will truly transform every aspect of business, of government, of society, of life.''

s if this flattening wasn't enough, another convergence coincidentally occurred during the 1990's that was equally important. Some three billion people who were out of the game walked, and often ran, onto the playing field. I am talking about the people of China, India, Russia, Eastern Europe, Latin America and Central Asia. Their economies and political systems all opened up during the course of the 1990's so that their people were increasingly free to join the free market. And when did these three billion people converge with the new playing field and the new business processes? Right when it was being flattened, right when millions of them could compete and collaborate more equally, more horizontally and with cheaper and more readily available tools. Indeed, thanks to the flattening of the world, many of these new entrants didn't even have to leave home to participate. Thanks to the 10 flatteners, the playing field came to them!

It is this convergence -- of new players, on a new playing field, developing new processes for horizontal collaboration -- that I believe is the most important force shaping global economics and politics in the early 21st century. Sure, not all three billion can collaborate and compete. In fact, for most people the world is not yet flat at all. But even if we're talking about only 10 percent, that's 300 million people -- about twice the size of the American work force. And be advised: the Indians and Chinese are not racing us to the bottom. They are racing us to the top. What China's leaders really want is that the next generation of underwear and airplane wings not just be ''made in China'' but also be ''designed in China.'' And that is where things are heading. So in 30 years we will have gone from ''sold in China'' to ''made in China'' to ''designed in China'' to ''dreamed up in China'' -- or from China as collaborator with the worldwide manufacturers on nothing to China as a low-cost, high-quality, hyperefficient collaborator with worldwide manufacturers on everything. Ditto India. Said Craig Barrett, the C.E.O. of Intel, ''You don't bring three billion people into the world economy overnight without huge consequences, especially from three societies'' -- like India, China and Russia -- ''with rich educational heritages.''

That is why there is nothing that guarantees that Americans or Western Europeans will continue leading the way. These new players are stepping onto the playing field legacy free, meaning that many of them were so far behind that they can leap right into the new technologies without having to worry about all the sunken costs of old systems. It means that they can move very fast to adopt new, state-of-the-art technologies, which is why there are already more cellphones in use in China today than there are people in America.

If you want to appreciate the sort of challenge we are facing, let me share with you two conversations. One was with some of the Microsoft officials who were involved in setting up Microsoft's research center in Beijing, Microsoft Research Asia, which opened in 1998 -- after Microsoft sent teams to Chinese universities to administer I.Q. tests in order to recruit the best brains from China's 1.3 billion people. Out of the 2,000 top Chinese engineering and science students tested, Microsoft hired 20. They have a saying at Microsoft about their Asia center, which captures the intensity of competition it takes to win a job there and explains why it is already the most productive research team at Microsoft: ''Remember, in China, when you are one in a million, there are 1,300 other people just like you.''

The other is a conversation I had with Rajesh Rao, a young Indian entrepreneur who started an electronic-game company from Bangalore, which today owns the rights to Charlie Chaplin's image for mobile computer games. ''We can't relax,'' Rao said. ''I think in the case of the United States that is what happened a bit. Please look at me: I am from India. We have been at a very different level before in terms of technology and business. But once we saw we had an infrastructure that made the world a small place, we promptly tried to make the best use of it. We saw there were so many things we could do. We went ahead, and today what we are seeing is a result of that. There is no time to rest. That is gone. There are dozens of people who are doing the same thing you are doing, and they are trying to do it better. It is like water in a tray: you shake it, and it will find the path of least resistance. That is what is going to happen to so many jobs -- they will go to that corner of the world where there is the least resistance and the most opportunity. If there is a skilled person in Timbuktu, he will get work if he knows how to access the rest of the world, which is quite easy today. You can make a Web site and have an e-mail address and you are up and running. And if you are able to demonstrate your work, using the same infrastructure, and if people are comfortable giving work to you and if you are diligent and clean in your transactions, then you are in business.''

Instead of complaining about outsourcing, Rao said, Americans and Western Europeans would ''be better off thinking about how you can raise your bar and raise yourselves into doing something better. Americans have consistently led in innovation over the last century. Americans whining -- we have never seen that before.''

ao is right. And it is time we got focused. As a person who grew up during the cold war, I'll always remember driving down the highway and listening to the radio, when suddenly the music would stop and a grim-voiced announcer would come on the air and say: ''This is a test. This station is conducting a test of the Emergency Broadcast System.'' And then there would be a 20-second high-pitched siren sound. Fortunately, we never had to live through a moment in the cold war when the announcer came on and said, ''This is a not a test.''

That, however, is exactly what I want to say here: ''This is not a test.''

The long-term opportunities and challenges that the flattening of the world puts before the United States are profound. Therefore, our ability to get by doing things the way we've been doing them -- which is to say not always enriching our secret sauce -- will not suffice any more. ''For a country as wealthy we are, it is amazing how little we are doing to enhance our natural competitiveness,'' says Dinakar Singh, the Indian-American hedge-fund manager. ''We are in a world that has a system that now allows convergence among many billions of people, and we had better step back and figure out what it means. It would be a nice coincidence if all the things that were true before were still true now, but there are quite a few things you actually need to do differently. You need to have a much more thoughtful national discussion.''

If this moment has any parallel in recent American history, it is the height of the cold war, around 1957, when the Soviet Union leapt ahead of America in the space race by putting up the Sputnik satellite. The main challenge then came from those who wanted to put up walls; the main challenge to America today comes from the fact that all the walls are being taken down and many other people can now compete and collaborate with us much more directly. The main challenge in that world was from those practicing extreme Communism, namely Russia, China and North Korea. The main challenge to America today is from those practicing extreme capitalism, namely China, India and South Korea. The main objective in that era was building a strong state, and the main objective in this era is building strong individuals.

Meeting the challenges of flatism requires as comprehensive, energetic and focused a response as did meeting the challenge of Communism. It requires a president who can summon the nation to work harder, get smarter, attract more young women and men to science and engineering and build the broadband infrastructure, portable pensions and health care that will help every American become more employable in an age in which no one can guarantee you lifetime employment.

We have been slow to rise to the challenge of flatism, in contrast to Communism, maybe because flatism doesn't involve ICBM missiles aimed at our cities. Indeed, the hot line, which used to connect the Kremlin with the White House, has been replaced by the help line, which connects everyone in America to call centers in Bangalore. While the other end of the hot line might have had Leonid Brezhnev threatening nuclear war, the other end of the help line just has a soft voice eager to help you sort out your AOL bill or collaborate with you on a new piece of software. No, that voice has none of the menace of Nikita Khrushchev pounding a shoe on the table at the United Nations, and it has none of the sinister snarl of the bad guys in ''From Russia With Love.'' No, that voice on the help line just has a friendly Indian lilt that masks any sense of threat or challenge. It simply says: ''Hello, my name is Rajiv. Can I help you?''

No, Rajiv, actually you can't. When it comes to responding to the challenges of the flat world, there is no help line we can call. We have to dig into ourselves. We in America have all the basic economic and educational tools to do that. But we have not been improving those tools as much as we should. That is why we are in what Shirley Ann Jackson, the 2004 president of the American Association for the Advancement of Science and president of Rensselaer Polytechnic Institute, calls a ''quiet crisis'' -- one that is slowly eating away at America's scientific and engineering base.

''If left unchecked,'' said Jackson, the first African-American woman to earn a Ph.D. in physics from M.I.T., ''this could challenge our pre-eminence and capacity to innovate.'' And it is our ability to constantly innovate new products, services and companies that has been the source of America's horn of plenty and steadily widening middle class for the last two centuries. This quiet crisis is a product of three gaps now plaguing American society. The first is an ''ambition gap.'' Compared with the young, energetic Indians and Chinese, too many Americans have gotten too lazy. As David Rothkopf, a former official in the Clinton Commerce Department, puts it, ''The real entitlement we need to get rid of is our sense of entitlement.'' Second, we have a serious numbers gap building. We are not producing enough engineers and scientists. We used to make up for that by importing them from India and China, but in a flat world, where people can now stay home and compete with us, and in a post-9/11 world, where we are insanely keeping out many of the first-round intellectual draft choices in the world for exaggerated security reasons, we can no longer cover the gap. That's a key reason companies are looking abroad. The numbers are not here. And finally we are developing an education gap. Here is the dirty little secret that no C.E.O. wants to tell you: they are not just outsourcing to save on salary. They are doing it because they can often get better-skilled and more productive people than their American workers.

These are some of the reasons that Bill Gates, the Microsoft chairman, warned the governors' conference in a Feb. 26 speech that American high-school education is ''obsolete.'' As Gates put it: ''When I compare our high schools to what I see when I'm traveling abroad, I am terrified for our work force of tomorrow. In math and science, our fourth graders are among the top students in the world. By eighth grade, they're in the middle of the pack. By 12th grade, U.S. students are scoring near the bottom of all industrialized nations. . . . The percentage of a population with a college degree is important, but so are sheer numbers. In 2001, India graduated almost a million more students from college than the United States did. China graduates twice as many students with bachelor's degrees as the U.S., and they have six times as many graduates majoring in engineering. In the international competition to have the biggest and best supply of knowledge workers, America is falling behind.''

We need to get going immediately. It takes 15 years to train a good engineer, because, ladies and gentlemen, this really is rocket science. So parents, throw away the Game Boy, turn off the television and get your kids to work. There is no sugar-coating this: in a flat world, every individual is going to have to run a little faster if he or she wants to advance his or her standard of living. When I was growing up, my parents used to say to me, ''Tom, finish your dinner -- people in China are starving.'' But after sailing to the edges of the flat world for a year, I am now telling my own daughters, ''Girls, finish your homework -- people in China and India are starving for your jobs.''

I repeat, this is not a test. This is the beginning of a crisis that won't remain quiet for long. And as the Stanford economist Paul Romer so rightly says, ''A crisis is a terrible thing to waste.''


Thomas L. Friedman is the author of ''The World Is Flat: A Brief History of the Twenty-First Century,'' to be published this week by Farrar, Straus & Giroux and from which this article is adapted. His column appears on the Op-Ed page of The Times, and his television documentary ''Does Europe Hate Us?'' will be shown on the Discovery Channel on April 7 at 8 p.m.

Freitag, 29. April 2005

Macht und ökonomisches Gesetz

Kommentar
Macht und ökonomisches Gesetz
Von Patrick Welter


28. April 2005 Die Kapitalismusschelte des Franz Müntefering steht für mehr als den Versuch des SPD-Vorsitzenden, die Wahl in Nordrhein-Westfalen noch herumzureißen. Sie steht ebenso für die Panik, die Politiker angesichts der Wachstumsschwäche erfaßt hat.


Sie steht für die Verzweiflung, die sich in der Bevölkerung angesichts der zunehmend freien Weltmärkte ausbreitet. Und sie steht für die Furcht vor 74 Millionen Menschen in den neuen EU-Staaten, vor 1,1 Milliarden Indern und vor 1,3 Milliarden Chinesen, die nichts sehnlicher erhoffen, als durch den Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen ihr karges Leben zu verbessern.

Kampf gegen das ökonomische Gesetz ...

"Wir wollen nicht zusehen, wie Geld die Welt regiert." In diesem Satz von Müntefering kristallisiert sich das Gefühl, der Globalisierung ohnmächtig gegenüberzustehen. Diese Sorge treibt die Versuche der Bundesregierung, mit Mindestlöhnen, mit der Behinderung der Dienstleistungsfreiheit in der EU und mit Quoten für chinesische Textilprodukte den Wettbewerb auszuschalten. All diese Schritte dienen einem Ziel: das Primat der Politik über den Markt zu sichern. Den Kampf gegen das ökonomische Gesetz aber kann die Politik nicht gewinnen - und sie hat ihn bei näherer Betrachtung auch noch nie gewonnen.

Am Beispiel der Verteilung des Volkseinkommens zwischen Arbeit und Kapital stellte der österreichische Ökonom und Finanzminister Eugen von Böhm-Bawerk schon 1914 die Frage: "Macht oder ökonomisches Gesetz?" Seine Antwort ist heute noch gültig. Wenn "soziale Macht" sich gegen den Markt stellt, verliert sie immer. Den Versuch, die natürliche Verzinsung des Kapitals zugunsten der Arbeiterschaft oder des Staates zu schmälern, bestraft der Markt mit weniger Produktion, Investition und Beschäftigung. Die Politik kann die ökonomischen Gesetze abstreiten, sie kann aber nur im Rahmen der ökonomischen Verhältnisse handeln. Akzeptiert sie dies nicht, ruiniert sie eine Volkswirtschaft - zuerst unmerklich, dann mit voller Wucht.

... mit verheerenden Folgen

Zu beobachten ist ebendies in Deutschland. Die Wachstumsschwäche ist nicht Folge einer schwachen Konjunktur. Sie ist Folge einer über Jahrzehnte aufgebauten Massenarbeitslosigkeit, verursacht durch das politische Verlangen nach Steuergeldern und Umverteilung und durch das noch zur Zeit der deutschen Einheit herrschende Lohndiktat der straff organisierten westdeutschen Arbeiterschaft. Das Trendwachstum läge nicht bei magerem einem, sondern bei soliden zwei oder drei Prozent, ließen Bundesregierung und Gewerkschaften den Arbeitslosen die Chance, sich zu niedrigeren Löhnen Arbeit zu suchen.

Die politisch gewollte Integration der neuen EU-Staaten, Indiens und Chinas in die Weltwirtschaft hat die ökonomischen Verhältnisse grundlegend verändert. Arbeit ist reichlicher vorhanden, und Kapital ist knapper geworden. Unvermeidbar steigt der Kapitalzins im Verhältnis zum Lohn. Die Gewinne der Unternehmen steigen, die Löhne fast gar nicht mehr. Der Versuch, sich dagegen mit Mindestlöhnen oder der teilweisen Schließung der Grenzen zu wehren, bedeutet den Verzicht auf mehr Wohlstand hierzulande.

Offene Märkte

Die Deutschen wären nicht so wohlhabend, wie sie es trotz aller Probleme noch sind, hätten ihnen andere Länder nicht nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Märkte geöffnet - und hätten sie ihre Märkte nicht für andere geöffnet. Deutschland profitiert auch heute von der internationalen Arbeitsteilung. Der Außenhandel ist das einzige, was läuft. Real hätten die Deutschen erheblich weniger im Portemonnaie, gäbe es keine Autos aus Rumänien, Kleidung aus China und Computerprogramme aus Indien und würden Rumänen, Inder und Chinesen nicht deutsche Waren kaufen. Weder moralisch noch ökonomisch, weder im eigenen noch im Interesse anderer ist es zu rechtfertigen, sich dem Handel mit Waren, Diensten und Kapital zu versperren.

Vorgetäuschte Ohnmacht

Die Ohnmacht der Politik ist vorgetäuscht. Das Potential an Deregulierung, Subventionsabbau und weniger staatlicher Bevormundung ist noch lange nicht ausgereizt. Eine kluge Wirtschaftspolitik erleichtert die Anpassung an wirtschaftliche Verhältnisse, sie stellt sich ihr nicht in den Weg. Die Bevölkerung fühlt sich zu Recht ohnmächtig, weil für viele das Realeinkommen fällt und die Arbeitslosigkeit drückt. Die Kritik am Markt aber richtet sich an die falsche Adresse.

Ausgehöhlte Marktwirtschaft

Jahrzehntelang sind die Einkommen in Deutschland gestiegen. Das half darüber hinwegzusehen, daß die Politik die Marktwirtschaft aushöhlte. Sie finanzierte die Verheißung der sozialen Absicherung zunehmend auf Pump. Sie gab den Deutschen das Gefühl, Soziale Marktwirtschaft bedeute die Kontrolle des Marktes durch das Soziale. Das hatte Ludwig Erhard nicht gemeint. Das Soziale an der Sozialen Marktwirtschaft war ihm, daß die Menschen in einer freiheitlichen Ordnung sich selbst Wohlstand erarbeiten können. Der Staat sollte sie dabei nicht stören. Seine Fürsorgepflicht besteht nur für diejenigen, die für sich selbst nicht sorgen können. Mit umfassenden sozialen Zwangsversicherungen, mit staatlichen Eingriffen in die Preissetzung am Arbeitsmarkt und mit protektionistischem Mauerbau hat eine Soziale Marktwirtschaft nichts gemein - weil dies Millionen Menschen die Möglichkeit nimmt, selbst für sich zu sorgen.

Unbegründete Angst

Der internationale Wettbewerb reißt nun das Kartenhaus des deutschen Wohlfahrtsstaats ein. Er legt offen, daß die Politik nur verteilen kann, was am Markt erwirtschaftet wurde. Die Angst der Deutschen vor der Veränderung ist verständlich. Sie ist aber unbegründet. Je eher die Politik lernt, daß politische Macht gegen den Markt nichts ausrichten kann, desto schneller findet Deutschland zur Sozialen Marktwirtschaft und zu früherer Wachstumskraft zurück - und desto schneller finden Erwerbslose wieder Arbeit.


Text: F.A.Z., 29.04.2005, Nr. 99 / Seite 13

Mittwoch, 27. April 2005

Flugmedizin: Hälfte der Passagiere leidet unter Sauerstoffmangel

SPIEGEL ONLINE - 27. April 2005, 13:17
URL: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,353687,00.html
Flugmedizin

Hälfte der Passagiere leidet unter Sauerstoffmangel

Würden sie sich in einem Krankenhaus befinden, würde mehr als die Hälfte der Flugpassagiere von ihrem Arzt zusätzlichen Sauerstoff verordnet bekommen. So sehr sackt der Sauerstoffgehalt des Blutes während eines Fluges ab, ergab eine irische Studie. Dabei ist es egal, ob eine Lang- oder Kurzstrecke geflogen wird.

Startendes Flugzeug: Passagiere mit Herz- oder Lungenproblemen sollten ihren Arzt befragen
Belfast - Vor dem Abheben lag der Sauerstoffgehalt im Blut der Testpersonen bei durchschnittlich 97 Prozent, während des Fluges sank er jedoch auf im Schnitt 93 Prozent, berichteten Forscher des Belfast City Hospitals. Bei 54 Prozent der Passagiere sank der Gehalt sogar um mehr als sechs Prozent, so dass sie eigentlich mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden müssten. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe von "Anaesthesia", dem Journal der Association of Anaesthetists of Great Britain and Ireland, veröffentlicht worden.

Verkehrsflugzeuge sind auf einer Höhe von 9000 bis 12.000 Metern unterwegs. In diesen Höhen ist der Luftdruck für Menschen viel zu niedrig. So erzeugen die Maschinen in der Druckkabine aus technischen Gründen einen Luftdruck, der dem in rund 2500 Meter Höhe entspricht. Dementsprechend weniger Sauerstoff ist in der Kabinenluft vorhanden, was gesunde Personen mit einem Anstieg der Herzfrequenz ausgleichen können. So hat für sie eine kurzfristige Reduktion des Sauerstoffgehalts keine nachteiligen Auswirkungen, erklärte Studienleiterin Susan Humphreys, doch für herz- und lungenkranke Patienten könnte dies ein mögliches Gesundheitsrisiko bergen.

In der Studie untersuchten die Forscher die Sauerstoffwerte von insgesamt 84 Passagieren von 0 bis 78 Jahren auf Langstreckenflügen (über zwei Stunden) und auf Kurzstreckenflügen. Überraschend zeigte sich, dass die Ergebnisse beinahe identisch waren. "Wir denken, dass die reduzierten Sauerstoffwerte in Kombination mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Dehydrierung, Immobilität und geringer Luftfeuchtigkeit zu Erkrankungen während und nach eines Fluges führen können", sagte Humphreys.

Patienten mit Atemwegs-, Lungen- oder Herzkreislauferkrankungen, Blutarmut oder grünem Star sollten daher den Arzt befragen, ob Bedenken gegen das Fliegen bestehen, empfiehlt auch die Deutsche Lungenstiftung auf ihrer Internet-Seite. Bei chronisch Kranken könne der herabgesetzte Sauerstoffgehalt in der Kabine zu schweren Komplikationen führen. Außerdem rät die Stiftung davon ab, 24 Stunden vor einem Flug zu tauchen. Der niedrigere Luftdruck könne nach tiefen Tauchgängen zu schweren Dekompressionszuständen führen.

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Urlaubstips: ferium.de

Dienstag, 26. April 2005

ferium.de Relaunch

Das Online Reisebüro ferium.de hat sein Aussehen und die Benutzerführung komplett umgestellt.

Um Lastminute- und Pauschalreisen zu buchen, kann der Nutzer verschiedene Kriterien (Parameter) auswählen und ausgehend von diesen das Urlaubsangebot zunehmend einschränken, bis die auf seine Bedürfnisse passenden Reiseangebote übrigbleiben.

Beispielsweise sucht ein Nutzer nach Urlaubshotels mit Famileinzimmern, da er mit 2 Kindern verreisen möchte und auf jeden Fall ein separates Zimmer für die Kinder haben möchte. Als nächstes Kriterium wählt er die Region aus; z.B. Fuerteventura. Dann schränkt er auf Basis seines Reisebudgets den Reisepreis auf 499 Euro pro Person ein.

Als Ergebnis erhält er Reiseangebote für maximal 499 Euro pro Person auf Fuerteventura im Familienzimmer: Reiseangebote mit Familienzimmer auf Fuerteventura bis 499 €

Diese neuartige Form der Benutzerführung ist anfangs gewöhnungsbedürftig und dauert auch etwas länger, als wenn man alle seine Reiseangaben in einem Formular einträgt. Auf der anderen Seite wird so ein viel besseres Bild über das Reiseangebot vermittelt, da man nach Herzenslust mit den Kriterien spielen kann und am Ende exakt das Reiseangebot erhält, das man sich wünscht.

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