Montag, 4. Juli 2005

Google zählt zu den 100 grössten Unternehmen der Welt

SPIEGEL ONLINE - 04. Juli 2005, 11:16
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,363556,00.html
Ranking

Google zählt zu den 100 größten Unternehmen der Welt

Seit dem Börsengang kennt die Google-Aktie nur eine Richtung: nach oben. Gemessen an der Marktkapitalisierung schließt die Suchmaschine nun zu Großkonzernen wie Microsoft oder Exxon Mobil auf.

Hamburg - Innerhalb von drei Monaten schoss das Unternehmen von Platz 279 der "FT Global 500" auf den 95. Platz, berichtete die "Financial Times". Die Zeitung hat in ihrem Ranking im Quartal bis zum 30. Juni die Unternehmen mit dem höchsten Aktienmarktwert ermittelt.

Damit gehört Google zur Gruppe der Firmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 42 Milliarden Euro. Auf dem ersten Platz der Liste hielt sich erneut General Electric , gefolgt von Exxon Mobil , Microsoft und Citigroup .

In den vergangenen Tagen hat die Aktie des Internetdienstleisters erneut zugelegt. Die Marke von 300 Dollar hat das Papier inzwischen zeitweise übersprungen. Google ist damit der am höchsten bewertete Internettitel der Welt.

Google war am 19. August 2004 erstmals mit rund 85 Dollar an der Börse notiert worden. Seit dem Börsengang hat sich der Kurs der Aktie somit weit mehr als verdreifacht.

Donnerstag, 30. Juni 2005

WM 2006: Heino will Hymne singen

SPIEGEL ONLINE - 30. Juni 2005, 09:13
URL: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,362948,00.html
Fußball-WM

Heino will Hymne singen

Volksmusik-Star Heino will beim Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft am 9. Juni 2006 in München die deutsche Nationalhymne singen. "Es wäre der krönende Abschluss meiner Karriere", erklärte der Sänger in einem Interview.

Der blonde Barde hatte 1977 als erster deutscher Sänger die Nationalhymne auf Schallplatte eingesungen. Der "Bild"-Zeitung sagte er jetzt: "Ich habe dafür Schimpf und Schande geerntet. Heute maßt sich jeder an, die Hymne zu singen", so der 66-Jährige.

Erst Anfang Juni hatte die Delmenhorster Sängerin Sarah Connor ihre große Chance verspielt: Beim zweiten Eröffnungsspiel in der Münchner Allianz-Arena dichtete sie die Nationalhymne vor lauter Aufregung um und sang statt "Blüh im Glanze" wenig nachvollziehbar "Brüh im Lichte dieses Glückes". Nachdem sie Hohn und Spott geerntet hatte, entschuldigte sich die Chanteuse überschwänglich dafür, das "Lied der Deutschen" verunstaltet zu haben.

Heino war da erfolgreicher. 1996 hatte er zuletzt die Hymne gesungen - vor dem Abschiedskampf von Box-Profi Henry Maske in der Münchner Olympiahalle. Nicht nur, dass er fehlerfrei sang, er begeisterte auch die Massen: "Es war ergreifend. 16.000 Menschen stimmten damals mit ein", erinnert sich der Musiker, der jetzt auf eine neue Chance hofft.

Montag, 27. Juni 2005

...

Strategie
Fünf Schritte, um "reich" zu werden
Von Amey Stone, Business Week Online


27. Juni 2005 Haben Sie es sehr eilig, reich zu werden? Verständlich. Die Kluft zwischen reich und arm wächst, viele Amerikaner wollen in materiellen Dingen mit den Nachbarn mithalten, spüren aber zugleich den Druck, beruflich weiter zu kommen, Rücklagen für das Alter zu bilden und ihre Kinder auf einen erfolgreichen Weg zu bringen.


Die amerikanische Gesellschaft ist so unbarmherzig wie nie, und man muß nicht nur gebildet und geschickt sein, um voran zu kommen, sondern auch bereit, ein paar Abkürzungen zu nehmen. Dies sagt David Callahan, promovierter Autor des Buches „The Cheating Culture” (Die Betrugskultur). „Wie soll man langsam reich werden, wenn ein einfaches Haus in Westchester schon 600.000 Dollar kostet?”, fragt Callahan.

Die Wahrheit ist, daß man heute wesentlich leichter zu Reichtum kommt - und diesen auch erhält -, wenn man es langsam angeht, statt sich an einen der Ratschläge „Wie man schnell reich wird” zu klammern. Die Bestsellerlisten sind von Ratgebern überschwemmt, wie man „spät beginnen und reich werden” kann oder „der Millionär nebenan” werden kann. Aber die meisten Ratschläge lassen sich im Kern auf ein paar einfache Regeln reduzieren.

Hier sind fünf Schritte, um langsam die finanzielle Sicherheit zu erreichen, von der die meisten nur träumen:

1. Unter seinen Verhältnissen leben

Das ist leichter gesagt als getan, wenn 75 Prozent der amerikanischen Wirtschaft auf Konsumnachfrage beruhen und sowohl die kulturellen Normen als auch die Kreditmöglichkeiten die Menschen ermutigen, zu kaufen, was sie wollen, beobachtet Peter Cohan, Autor und Anleger aus Marlborough, Massachusetts. Unter seinen Verhältnissen zu leben vermeidet aber unnötige Schulden. Christopher Zook, Vorsitzender von CAZ Investments aus Houston, empfiehlt eine Kreditaufnahme nur zu Zwecken das Hauskaufs oder der Ausbildungsfinanzierung.

Regel 1 heißt zugleich, einen Teil der Einnahmen zu sparen. Hier ist eine einfache Lösung: einfach einen Anlageplan mit einem Investmentfond abschließen, so daß automatisch monatlich ein Teil des Gehalts - zum Beispiel 10 Prozent - direkt vom Konto abgezogen wird. Wichtig ist dabei der Dauerauftrag, rät David Bach, der unter anderem den Bestseller „Automatisch Millionär” verfaßt hat.

2. Kalkuliertes Risiko eingehen

Um eine Menge Geld zu machen, muß man ein gewisses Risiko eingehen. Das könnte ein berufliches Risiko sein - beispielsweise die Selbständigkeit. Weniger riskant - und dem eigenen Charakter eher entsprechend - könnte aber das Anlagerisiko sein.

Tom Taulli, einer der Gründer von CurrentOfferings.com, nennt als Anleger mit den höchsten Erträgen diejenigen mit einigen kleinen Investitionen in winzige Startup-Unternehmen, die sie dann vergaßen. „Wenn ein oder zwei Ideen erfolgreich sind, kann das große Auswirkungen auf eine Anlagerendite haben”, sagt Taulli. „Darum geht es ja bei Risikokapital.”

3. Diversifizieren

Indem man in eine Mischung von Anlagen investiert und diese durch Marktzyklen hindurch hält, kann man genug Risiko eingehen, um tatsächlich eine anständige Rendite zu erzielen - und gleichzeitig nicht zu hart von Verlusten einzelner Titel oder Anlageformen getroffen werden. Der aktuelle Investment-Guide von BusinessWeek enthält einige Vorschläge für alternative Anlagen.

4. Eine weiße Weste behalten

Heute versuchen zu viele Menschen, im Leben voranzukommen, indem sie eine Abkürzung nehmen - bei einem Examen betrügen, Bilanzen frisieren, Ideen von Kollegen klauen, sagt Callahan. Trotz einiger aktueller Fälle, bei denen Topmanager auf frischer Tat beim Unternehmensbetrug ertappt und verurteilt wurden, ist das Risiko, erwischt zu werden, ziemlich gering. Das ist nach Callahans Ansicht einer der Gründe, weswegen Wirtschaftskriminalität so weit verbreitet ist.

„Das wirkliche Risiko ist, seine Seele zu verlieren”, sagt Callahan. „Die Leute denken, man könne seine Werte später nachholen. Aber Betrug kann Glatteis sein, und Du wirst es vielleicht bereuen, auch wenn es Dich nicht in ganz große Schwierigkeiten bringt.”

5. Auf den Preis achten

Suchen wir am Ende nicht vielmehr das Glück als den Reichtum? Immer mehr wissenschaftliche Forschungen zeigen, daß das Glück des Einzelnen im Allgemeinen mit einer Einkommenssteigerung nicht zunimmt.

Robert Frank, Professor an der Johnson Graduate School of Management an der Cornell Universität begründete dies im Frühjahr 2004 in einem Artikel in Daedalus, der Zeitschrift der American Academy of Arts, damit, daß Menschen mit steigendem Reichtum ihr Geld für Dinge wie größere Häuser und teurere Autos ausgeben, die ihre Lebensqualität nicht verbessern.

Frank schlägt statt dessen vor, daß die Amerikaner ihr Einkommen verwenden sollten, um „unscheinbare Güter” zu erwerben - wie die Freiheit, ohne einen langen Weg zur Arbeit oder ohne eine stressigen Job zu leben. Dies ist ein Ziel, das man auf seinem Weg zum Reichtum im Auge behalten sollte - je langsamer desto besser.


aus: FAZ.net

Donnerstag, 23. Juni 2005

Internetnutzung in Deutschland

SPIEGEL ONLINE - 22. Juni 2005, 18:07
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,361675,00.html
Internetnutzung

Schrumpfender Zuwachs

Nach wie vor wächst der Anteil der Deutschen, die das Internet nutzen. Das Wachstum ist allerdings nicht mehr so dramatisch wie in den vergangenen Jahren. In der Altersgruppe zwischen 50 und 60 Jahren entdecken aber immer mehr Menschen das Netz für sich. 55 Prozent sind insgesamt online.



Internetnutzer: Die Kurve wird flacher
Seit dem vergangenen Jahr stieg der Anteil der Internet-Anwender nur um 2,4 Prozentpunkte auf 55,1 Prozent, wie das Marktforschungsinstitut TNS Infratest mit der am Mittwoch in Berlin vorgestellten Studie "(N)Onliner Atlas 2005" ermittelte. Von 2003 bis 2004 war der Anteil noch um 2,6 Prozent und im Jahr zuvor um 8,4 Prozent gewachsen. Zugleich schrumpft der Anteil derjenigen, die den Einstieg ins Internet planen, von 6,6 Prozent im vergangenen Jahr auf 6,3 Prozent. Die erste Ausgabe der Studie 2001 verzeichnete noch 10,4 Prozent.

Die Entwicklung lasse den Schluss zu, dass der Markt sich seiner Sättigungsgrenze nähere, sagte der Vorstandsvorsitzende der Initiative D21, Thomas Ganswindt. Senioren, Frauen, Geringverdiener und Menschen mit niedrigerem Bildungsabschluss seien aber nach wie vor unterdurchschnittlich stark unter den Internet-Nutzern vertreten. 25 Millionen Menschen in Deutschland seien nach wie vor offline und beabsichtigten auch nicht, sich in Zukunft mit dem Internet auseinander zu setzen.

Unter den Bundesländern liegen die beiden Stadtstaaten Berlin und Hamburg vorn. In Berlin sind der Untersuchung zufolge bereits 64 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre online, in Hamburg sind es 61 Prozent. Schlusslichter sind Sachsen-Anhalt und das Saarland mit einem Internetnutzer-Anteil von 48 Prozent. Mecklenburg-Vorpommern steht mit 49 Prozent nur unwesentlich besser dar.

Die über 50-Jährigen strömen ins Netz

In der Generation der über 50-Jährigen wird das Internet zunehmend beliebter. Gegenüber dem Vorjahr wuchs die Internetnutzung in den Altersgruppen 50 bis 59 Jahre und 60 bis 69 Jahre um jeweils drei Prozent auf 53 beziehungsweise 29 Prozent. Das Durchschnittsalter der Internetnutzer blieb mit 39 Jahren gleich. Das Durchschnittsalter der Offliner kletterte seit 2004 um 1,3 auf 60,3 Jahre.

Weiterhin nutzen weit mehr Männer als Frauen die Angebote im Internet: Während 63 Prozent der Männer bundesweit online sind, sind es nicht einmal die Hälfte der Frauen. Die Differenz ist den Angaben zufolge zudem größer geworden: Während die Männer seit 2001 bei der Internetnutzung um 19 Prozent zulegten, betrug der Zuwachs es bei den Frauen nur 17 Prozent.

Eine andere Studie wure im Auftrag der European Interactive Advertising Association (EIAA), dem europäischen Branchenverband der Online-Vermarkter, durchgeführt. Sie ergab, dass besonders Jugendliche zwischen 14 und 24 das Netz immer stärker nutzen. Diese Gruppe verbringt nach Angaben der EIAA europaweit rund ein Viertel ihrer Mediennutzungszeit online (24 Prozent), und damit deutlich mehr als damit, Zeitungen (10 Prozent) oder Zeitschriften (8 Prozent) zu lesen.

Der durchschnittliche Europäer investiert demnach ein Fünftel (20 Prozent) seiner Mediennutzungszeit ins Internet. Unter den 15- bis 24-Jährigen hält das Fernsehen mit 31 Prozent weiter den Spitzenplatz. Das Radio liegt dagegen mit 27 Prozent nur noch knapp vor dem Internet.

WM 2006 aufgepasst: Wer wenig denkt, schiesst viele Tore!

SPIEGEL ONLINE - 22. Juni 2005, 21:27
URL: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,361722,00.html
Studie

Wer wenig denkt, schießt viele Tore

Das Geheimnis für den Erfolg vor dem gegnerischen Gehäuse scheint gelüftet. Laut einer Studie der Universität Mainz zeichnet einen guten Torjäger besonders eine Fähigkeit aus: Das Abschalten des Gehirns zum richtigen Zeitpunkt. Ein Paradebeispiel für diese Unbekümmertheit sei der Kölner Lukas Podolski.

Der Sportwissenschaftler Oliver Höner von der Universität Mainz hat herausgefunden, dass Torjäger-Qualitäten beim Fußball auch mit "frühzeitigem Ausschalten des Kopfes" zusammen hängen. Mit Hilfe von Videoanalysen und praktischen Tests stellte Höner fest, dass "Bedenkenträger seltener Tore schießen", berichtet "Die Zeit".

Ein Beispiel für die hilfreiche "Unbekümmertheit" sei der Kölner Lukas Podolski. "Der redet direkt und philosophiert nicht herum", sagt Höner. Spielmacher grübelten vergleichsweise lange über Alternativen zu ihren Spielzügen. Dennoch hätten gute Entscheidungen beim Fußball nichts mit Intelligenz zu tun. Demnach hindert ein schlichtes Gemüt einen Fußballer nicht daran, Qualitäten eines Spielmachers zu entwickeln.

Das ideale Maß sowohl an kognitiven Fähigkeiten als auch an Entschlusskraft auf dem Rasen besitzt nach Ansicht des Wissenschaftlers ein Deutscher. "Michael Ballack halte ich für den komplettesten Spieler der Welt", sagt Höner. Der DFB-Kapitän besitze die seltene Fähigkeit, sowohl in schwierigen Situationen die Übersicht zu behalten, als auch viele Tore zu schießen.

Dienstag, 21. Juni 2005

Manager verhalten sich wie Paviane

Verhaltensmuster
"Manager können von Affen viel lernen"


21. Juni 2005 Als Zoologe hat der Schweizer Robert Keller über Jahre die Kommunikation der Mantelpaviane untersucht. Seine These: Die Verhaltensweisen der Tiere lassen sich mit Abläufen in Wirtschaftsunternehmen vergleichen. Im Interview verrät er Details über die Rolle der Weibchen.


Herr Keller, was können Manager von Affen lernen?

Affen können zumindest Ideen liefern, wie man es in Unternehmen besser machen könnte.

Sie haben zuerst im Zoo und dann in den Chefetagen von Konzernen gearbeitet. Gibt es da tatsächlich Parallelen?


Vorbild Mantelpavian
Als ich vor 23 Jahren den Beruf gewechselt habe, von der Verhaltensforschung im Tiergarten in ein Unternehmen, da ist mir schnell aufgefallen, wie erstaunlich ähnlich alles ist. In den Büros trifft man oft auf Verhaltensweisen wie bei Tieren, die nicht besonders gut gehalten werden.

Wodurch fallen die auf?

Durch Stereotypen, übermäßiges Aggressionsverhalten, übermäßiges Eßverhalten. Nehmen Sie den Tiger, der im Käfig auf und ab geht. Wenn ich bei meinem Vorgesetzten ins Büro ging, stand der auf und marschierte genauso auf und ab. Nach einem halben Jahr in dem Konzern habe ich bei einem Meeting des oberen Managements gesagt, mir kommt das hier vor wie in einer Pavianherde.

Die Manager-Kollegen werden sich über den Vergleich gefreut haben.

Natürlich nicht. Aber genetisch ist der Unterschied zu gewissen Affen sehr klein. Warum soll man da nicht mit gleichen Methoden arbeiten? Man kann damit sehr schnell aufzeigen, welche Faktoren über Erfolg des Individuums und der Gruppe entscheiden, nach welchen Regeln die Beziehungen zwischen Managern und in Teams ablaufen.

Die Untergebenen scharwenzeln um den Chef - in der Affenherde wie im Unternehmen?

Die Parallelen sind nicht zu leugnen: Wie werden Ränge zur Schau gestellt? Wie demonstrieren Ranghohe, daß sie ranghoch sind? Wie erkennen Niedere das an? Bei den Pavianen nähern sich rangtiefe Tiere relativ vorsichtig, manchmal sogar mit dem Hinterteil voran. Beim Menschen gibt es Ähnliches, vom Knicks in früheren Tagen bis zur japanischen Praxis, sich vor Höheren auf den Boden zu legen - alles Zeichen der Unterwerfung wie in der Tierwelt. Dort erkennt man ranghohe Tiere am aufrechten Gang, sie sehen meist gesünder und kräftiger aus - alles beim Menschen sehr ähnlich. Wenn Sie in gewisse Büros reingehen, können Sie gleich sagen: Ah, hier habe ich es mit einem Ranghohen zu tun.

Im Konzern geht es darum, wer wird CEO. Beim Affen-Clan wer wird Harems-Chef. Ähneln sich die Mechanismen des Aufstiegs?

Beidesmal geht es über die Verfügungsgewalt über Mitarbeiter, nur ist das im Unternehmen geschlechtsneutral. Je mehr Mitarbeiter, um so höher rangiere ich in der Organisation. Das gilt für viele Unternehmen wie für Paviane. Je mehr Damen ich habe, desto ranghöher bin ich.

Bei Mensch wie Tier gilt: Entscheidend ist die Hierarchie.

Der Pavian-Chef beherrscht seine Gruppe, seinen Harem. Er sagt, was gut ist und was nicht. Er bestraft Weibchen, wenn sie sich falsch verhalten. Rangtiefe Weibchen können sich in gewissen Situationen aber gegen ranghohe Weibchen durchsetzen, zum Beispiel durch gesicherte Drohung.

Wie sieht die aus?

Das rangtiefe Weibchen kehrt dem Männchen das Hinterteil zu und signalisiert ihm so seine Unterwerfung. Gleichzeitig provoziert es den Blickkontakt zu einem anderen Weibchen. Weil dieses Tier nun zwangsläufig auch das Männchen direkt anschaut, wird es von ihm dafür mit einem Nackenbiß bestraft. Der Clan-Chef zeigt: So nicht!

Daraus lernen wir: Wer sich auf dem Weg nach oben gegen Rivalen durchsetzen will, muß sich erst des Rückhalts des Höchsten versichern.

So ist das zu interpretieren. Wenn ich als rangtiefer zu gewissen Ressourcen Zugang haben möchte, etwa zu Investitionsgeldern für ein Projekt, dann versuche ich den übergeordneten Chef so weit zu bringen, daß er den anderen androht, nicht mich.

Absolute Loyalität zum Obersten zahlt sich für die Karriere aus.

So ist es. Bei Pavianen liefert das rangniedere Weibchen Ehrerbietung und Zuwendung - wenn Sie wollen einen added value, für das Männchen sehr angenehm. Wie das in der Unternehmenswelt zugeht, da schweigt des Sängers Höflichkeit. Die Mechanismen sind vergleichbar.

Und in welchen Bereichen haben uns die Affen etwas voraus?

Bei der Nachfolgeplanung zum Beispiel. Die machen Unternehmen häufig schlecht. Man sendet Headhunter aus, man selektioniert innerhalb der Firma. Am Ende stellt sich trotzdem die Frage: Warum erhält nicht die viel besser geeignete Person die Stelle? Offensichtlich weil andere Dinge eine viel wichtigere Rolle spielen als meine Fähigkeiten: Allianzen, Netze, Partner. Diese Willkür habe ich oft erlebt.

Bei Pavianen dagegen gewinnt der Bessere und Klügere?

Die Entscheidungsfindung läuft viel objektiver, viel transparenter. Der ganze Pavian-Clan sieht: Wer macht die besten Vorschläge zur Nahrungsversorgung, und bei wem bleiben wir hungrig? Wer eine schlechte Lösung präsentiert, dessen Stimme ist über längere Zeit gesehen weniger wert. Es spielt nicht nur die Rangordnung und die Stärke eine Rolle, sondern die Qualität der Vorschläge zum Wohl der Gruppe.

Woran wird das gemessen? Was ist das Unternehmensziel des Pavian-Clans?

Hauptziel der Unternehmung Pavian-Gruppe ist es, zu überleben und sich möglichst gut fortzupflanzen, damit möglichst viele Gene weiterkommen. Dazu gibt es verschiedene Parameter: Ein guter Schlaf-Felsen in der Halbwüste, der vor Feinden schützt. Eine gute Route zum Futter, ein gutes Wasserloch. Daran wird der zukünftige Harems-Chef gemessen, bei schlechten Entscheidungen suchen sich die Weibchen andere Männchen. Weiter sind für diese Männchen Allianzen mit ranghohen Männchen schwieriger. Übertragen auf das Unternehmen: Wird der falsche Chef gewählt, suchen sich die besten Mitarbeiter eine andere Firma.

Wer entscheidet über die Strategie, über den richtigen Weg zum Wasserloch?

Die jungen Männchen schlagen vor, die Höheren urteilen - ähnlich wie im Unternehmen. Die Jungen gehen einige Schritte in die Richtung, die sie für den Marsch zum Wasserloch vorschlagen. Dann setzen sie sich und drehen sich zum Alphatier um. Ist es einverstanden, bewegt es sich auch ein paar Meter in diese Richtung. Wenn nicht, schaut es weg. So stehen immer wieder zwei, drei Männchen auf und gehen ein paar Schritte, während alle anderen zuschauen. Und irgendwann entscheiden sich alle - per Mehrheitsvotum, wenn man so will.

Empfehlen Sie diese Basisdemokratie Unternehmen?

Das Problem jeder Organisation, egal ob Affenherde oder Unternehmen, ist, daß alle in eine Richtung marschieren müssen. Die Paviane beginnen ihre Futtersuche in kleinen Teams, sehen und hören sich stundenlang nicht mehr - und treffen sich am Ende doch am selben Wasserloch. Weil sie wissen, warum sie dort hingehen, weil sie die Entscheidungsfindung beobachtet haben. Bei Unternehmen ist dies häufig nicht der Fall. Entscheidungen fallen hinter verschlossenen Türen. Mitarbeiter haben keine Ahnung von dem strategischen Ziel oder interpretieren es falsch, da sie nur die Hälfte der Information bekommen. Und dann staunt das Management, daß nicht alle in die gleiche Richtung ziehen.

Kennen Affen auch taktische Spielchen unter Führungskräften?

Das kann sich der Pavian nicht leisten. Er muß jeden Tag an sein Wasser, er muß jeden Tag sein Futter haben. Beim Menschen spielen mehr soft factors, die schwer zu durchschauen sind, eine Rolle. Es geht auch nicht um Leben und Tod, sondern um mehr oder weniger Gewinn. Der Mitarbeiter kann in die nächste Firma, wenn seine nicht mehr läuft. Der Pavian kann das nicht. Entweder frißt ihn der Leopard oder nicht. Die Selektionsfaktoren sind viel härter, viel klarer, sie greifen viel tiefer ein ins Leben des Individuums und der Gruppe.

Wollen Sie damit sagen: Je härter es in einem Konzern zugeht, um so erfolgreicher ist er?

Ich würde meinen ja, solange die Unternehmenskultur fair und human ist. Zumindest fallen Entscheidungen schneller. Unternehmen, denen es gutgeht, haben große Mühe, etwas zu ändern - auch wenn sie durch Markt- oder Kundenanalysen genau wissen, daß dies notwendig wäre. Wie Tiere schaffen wir es oft nicht, vorausschauend zu handeln.

Woran liegt das?

Offensichtlich spielt uns das biologische Erbe einen Streich. Es gibt die extreme These, der Mensch ist nur das Vehikel, damit sich Gene fortpflanzen. Es ist nicht zu übersehen, daß gewisse Herrscher alles nur für ihre Genfortpflanzung machen und dabei vergessen, was links und rechts ist. Noch immer zählen die Attribute, die früher Voraussetzung für Kinder waren: Macht und Geld.

Wie egoistisch dürfen Manager sein, ohne dem Unternehmen zu schaden?

Prinzipiell ist es nicht schlecht, wenn ein Manager egoistisch versucht seine Meinung durchzusetzen. Er muß nur schauen, daß die aufbaut auf gewissen Erfahrungen seiner Mitarbeiter und diese entsprechend motiviert. Längerfristig führt das sonst zum Bankrott. Ein Pavian-Chef kann nicht sagen: Weil ich Egoist bin, weil ich einen internen Konkurrenten ausschalten will, suchen wir heute kein Wasserloch, anderes nützt mir mehr. Bei Affen geht das nicht. Solche Verhaltensweisen sehe ich aber bei Managern.


Da Gespräch führte Georg Meck

Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19.06.2005, Nr. 24 / Seite 37

Samstag, 18. Juni 2005

Blogfreiheit im Wahlkampf

Wahlkampf
Die Blogfreiheit der deutschen Politik
Von Stefan Niggemeier


18. Juni 2005 Ein paar Wochen noch, dann stehen sie wieder vor den Supermärkten, Gartencentern und Fitneßstudios in Bad Oeynhausen und Oer-Erkenschwick, drücken Wählerinnen Rosen in die Hand, Wählern Kugelschreiber und zukünftigen Wählerinnen und Wählern Lutscher. Wenn sie Glück haben, nehmen ein paar Passanten eine Wahlbroschüre und werfen sie zu Hause ungelesen weg. Abends werden sie erschöpft nach Hause kommen, die Wahlkämpfer, aber was soll man sonst machen, um mit dem Wähler zu kommunizieren, in Deutschland, im Sommer 2005.


Bei manchen von ihnen wird, während sie auf dem Kundenparkplatz einen frischen Karton Kulis auspacken, im Büro ein Mann wie Nico Lumma anrufen und nachfragen, ob der Chef sich nicht mit Beiträgen an einem Weblog beteiligen oder selbst eins führen will. Und wenn die Antwort darauf nicht lautet „Was ist ein Weblog?”, dann mit Sicherheit: „Nein, dafür hat der Herr Politiker wirklich keine Zeit, was soll er denn noch alles?”

Lieber Kulis als Dialog mit Tausenden?

Nico Lumma ist IT-Manager der Internetfirma New Media Management und nennt sich „Chief Executive Blogger” des Weblog-Portals blogg.de. Er hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, daß es ihm gelingen könnte, einen bekannten Politiker von jeder Partei davon zu überzeugen, daß sie etwas nicht verstanden haben, wenn sie glauben, daß es sinnvoller ist, die Zeit mit Kulis vor einem Supermarkt zu verbringen, anstatt die Möglichkeiten zu nutzen, die Blogs bieten, mit Tausenden Menschen ins Gespräch zu kommen.

Blogs? Also gut: In einem Weblog, kurz: Blog, kann jeder ohne Online-Fachkenntnisse Inhalte aller Art im Internet publizieren. Oft sind es öffentliche Tage- oder Notizbücher, die zur Kommunikation einladen: Fremde oder Bekannte kommentieren die Einträge; was interessant ist, wird von anderen Bloggern diskutiert und verlinkt. Blogs sind der Medienhype der Saison. Mehrere zehntausend dürfte es in Deutschland geben. Anders als etwa in den Vereinigten Staaten oder Frankreich, wo die Blogger inzwischen als publizistische Macht wahrgenommen werden, gibt es allerdings bislang kaum deutsche Blogs von politischer Relevanz.

Die Sabinechristianisierung nervt

Die Neuwahlen wären ein guter Anlaß, das zu ändern. „Immer mehr Leute sind genervt von der Sabinechristiansenisierung der Politik”, sagt Lumma. „Dämliches Gelaber” versteht er darunter, Diskussionen, in denen keiner auf den anderen eingehe, und „Placebo-Themen”. Eigentlich wollte Lumma Anfang nächsten Jahres damit anfangen, zu versuchen, die deutsche Weblog-Szene zu politisieren. „Fein säuberlich” vor der Wahl 2006 sollte das geschehen. Nun muß es etwas schneller gehen. Ende Mai machte er in seinem eigenen Blog einen Aufruf. Er suchte: „zehn bis zwanzig Teilnehmer, mit vielfältigen politischen Meinungen”, die darüber schreiben und streiten, wo es langgehen soll in Deutschland und welche Themen gerade zu kurz kommen, die Fakten überprüfen und Meinungen austauschen. Drei Tage später war das „Wahlblog” geboren.

Es ist ein Anfang, nicht mehr und nicht weniger. Viel „halbgares Geblogge”, wie Lumma selbst meint, aber auch viele Kommentare - was genau der Charme sei, weil es dem Ansatz des „Marktplatzes der Ideen” am nächsten komme: „Widerspruch, aber auch Zustimmung generieren, aber gemeinsam mit dem Leser die Ideen vorantreiben.” Ein paar Journalisten sollten noch mitwirken, aber die wollen meistens Geld, und ein paar Politiker, aber die muß er noch überreden. Wenn alles gutgeht, sollen Wahlblogger auch von Parteitagen und Wahlveranstaltungen berichten, live, im Internet, in der ganz eigenen, subjektiven, unverstellten, unprofessionellen Art.

Junge Politiker schreiben selbst

Lumma ist nicht der einzige, der an solchen Anfängen bastelt. „Focus Online” hat gerade damit begonnen, Prominente bloggen zu lassen, darunter vier Politiker. Geplant gewesen sei das schon vor der Ankündigung der Neuwahlen, sagt Chefredakteur Jürgen Marks, und er berichtet, es sei „erstaunlich einfach gewesen, die zu begeistern: Wir haben nicht eine Absage bekommen.” Vielleicht lag das an der Auswahl der Kandidaten: Der grüne Exot Oswald Metzger, SPD-Vorzeigefrau Andrea Nahles, FDP-Allesmitmacherin Silvana Koch-Mehrin, CDU-Übermutter Ursula von der Leyen. „Interessante Leute, die nicht das Wahlprogramm herunterbeten”, sagt Marks. Bedingung von „Focus Online” sei gewesen, daß die Teilnehmer möglichst jeden Tag etwas bloggen und daß sie es selber tun. Geld bekommen sie nicht. Auch wenn noch Coaching und die Ermutigung zu Lockerheit dazugehört - Marks ist euphorisiert von dem neuen Medium: „Müntefering hat mit seiner Ankündigung von Neuwahlen die Blogger aufgeweckt.”

Für die „Focus Online”-Leser, die sonst schlichteste Texte und halbnackte Frauen gewöhnt sind, ist es ein ziemlicher Kulturschock. Einmal hat Frau Nahles aufgeschrieben, wie sie aus einem harmlosen Grund aus dem Kanzleramt kam und in der aufgeheizten Atmosphäre in den Nachrichten gleich von einer Zufällig-aus-dem-Kanzleramt-Herauskommenden zur wichtigen Beim-Kanzler-Gewesenen wurde. Ein andermal erzählte Herr Metzger von seinen Hoffnungen, wieder aufgestellt zu werden. In beiden Fällen empörten sich Leser in den Kommentaren, was für unangenehme Selbstdarstellung das doch sei - sie haben nicht verstanden, daß diese persönlichen, weder von PR-Beraten noch von Journalisten gefilterten Geschichten den Reiz der Politiker-Tagebücher ausmachen. Natürlich kann man als Politiker auch die üblichen Versatzstücke hier noch einmal hineinkopieren. Wie Frau Koch-Mehrin, die unter dem Titel „Mein Programm heißt Freiheit” mit dem Bekenntnis überraschte: „Was wir brauchen, ist mehr Freiheit. Freiheit statt staatlicher Bevormundung. Freiheit für den Bürger, Ausbildung, Partner, Job, Versicherung zu wählen.” Und so weiter.

Blogger sein, heißt ...

Daß ein Text in einem Blog steht, macht ihn noch nicht spannend. „SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter und Grünen-Chefin Claudia Roth sprachen sich ebenfalls für einen harten, aber fairen Wahlkampf aus”, meldet „Wahlblog05”, das angeblich erste Weblog zur Bundestagswahl. Es sucht gerade per Pressemitteilung Autoren und wirbt mit dem erschütternden Satz: „Blogger sein, heißt heutzutage 'in‘ sein.” Was Blogger sein wirklich heißt, erfährt man anderswo: Auf den Seiten von Markus Schlegel zum Beispiel, einem gerade verzweifelnden WASG-Mitglied: „Welch ein unerfreulicher Tag”, schrieb er am Donnerstag. „Die PDS setzt ihren Namen durch, und es sieht so aus, als wäre da noch eine Menge mehr Ungemach, das unseres Weges ist. (...) Man darf auf den Landesparteitag in NRW gespannt sein. Daß wahrscheinlich keine Notwendigkeit besteht, die Stühle am Boden festzuschrauben, um ihren Einsatz als Wurfprojektile zu verhindern, dürfte nur an der ausgesprochen diszipliniert-müden Art von WASG-Parteitagen liegen.”

Eigentlich müßte dieser verkürzte Kampf vor einer scheinbar entschiedenen Wahl ideal sein, um politische Menschen im Netz aktiv werden zu lassen. Vor der Nordrhein-Westfalen-Wahl war es nicht zuletzt das Gefühl, ohnehin nichts verlieren zu können, das ein SPD-NRW-Blog motivierte, in dem Menschen frei von Einflußnahme schreiben konnten. Hochtrabend gesagt: Wenn der Ausgang ohnehin klar ist, könnte man die nächsten Monate wenigstens nutzen, etwas für die politische Kultur zu tun, Offenheit und Ehrlichkeit demonstrieren, über Inhalte streiten. Während in Frankreich die höchst persönlichen Blogs von Politikern wie Dominique Strauss-Kahn, Sozialisten-Hoffnung und ehemaliger Finanzminister, und dem früheren Premier Alain Juppé Furore machen, haben es in Deutschland noch nicht einmal die Ehemaligen, Außenseiter und Nichts-mehr-werden-Wollenden unter den Politikern ins Netz geschafft. Anscheinend ist die Angst zu groß. Nico Lumma wünschte sich von einem Politiker, daß er mit einem Fotohandy in einem „Moblog” einen Tag in seinem Leben dokumentieren würde. Dessen Berater lehnte ab - aus Sorge, der Politiker könnte dabei nicht gut aussehen.

Latente Technikfeindlichkeit der Eliten

„Es gibt eine latente Technikfeindlichkeit der herrschenden Eliten in Deutschland”, meint Lumma. Zusammen mit der Angst vor dem Kontrollverlust und der deutschen Diskussionskultur, in der man sich am Stammtisch mit Gleichgesinnten auseinandersetzt statt mit anderen Meinungen, erkläre das, warum hierzulande die Politik so zögernd ins Netz findet.


Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19.06.2005

Donnerstag, 16. Juni 2005

Yahoo durchsucht geschlossene Angebote

SPIEGEL ONLINE - 16. Juni 2005, 11:37
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,360711,00.html
Suchmaschinen

Yahoo durchsucht "geschlossene" Angebote

Was nichts kostet, taugt auch nichts, heißt es. Auch im Web sind viele der verlässlichsten, exklusivsten und besten Quellen nur gegen Zahlung oder für Passwortinhaber zu haben - und verborgen für die Suchmaschinen. Das, dachte sich Yahoo, ist doch ideal, um gegen Google zu punkten.

Nichts braucht eine Marke so sehr wie ihren "unique selling proposition", kurz "USP". Hinter dem kryptischen Kürzel verbirgt sich der "einzigartige Kaufgrund", nämlich das, was eine Ware eindeutig von der Konkurrenz unterscheidet. Konsumenten kennen solche USPs als "wäscht weißer", "schmeckt besser", "macht reicher, schöner, jünger"-Claims aus der Werbung. Wenn sich so etwas nicht finden lässt, weil eigentlich alle Produkte am Markt mehr oder minder das Gleiche bieten, erfindet die Industrie neue Elemente, esoterische Wirkmechanismen oder hanebüchene, schwer zu widerlegende Behauptungen.

Auf dem hart umkämpften Markt der Suchmaschinen funktioniert das nicht so recht. Anders als bei Waschmitteln oder angeblich irgendwie "wirkaktiven" Molkeprodukten sieht der Nutzer direkt, was die Ware taugt: Entweder, ein Suchdienst funktioniert, oder er tut es nicht. Das Vergleichsprodukt wartet nur einen Klick entfernt.

Rund fünf Jahre lang teilte sich das Feld der Suchdienstanbieter in zwei Ligen: In der ersten spielte Google, in der zweiten der Rest. Seit einigen Monaten versuchen Anbieter wie Yahoo oder MSN nun, Google nahe zu kommen und hier und da zu überbieten.

Yahoo wittert diese Chance im "Deep Web", wie die Firmen-PR stolz verkündet. Darunter versteht man die Bereiche des Internet, die von den Suchmaschinen gar nicht oder nur unzureichend durchforstet werden. Dazu gehören Datenbanken, Archive, persönliche Seiten und Dokumente, passwortgeschützte Angebote und Zahlbereiche - insgesamt soll dieser "Webraum" Schätzungen zufolge bis zu 500 Mal so groß sein, wie das von den Suchmaschinen erfasste Web.

Wer da hineingräbt, könnte sich wirklich auszeichnen: Das gilt vor allem für die Bereiche der oft zahlungspflichtigen, als sehr verlässlich, exklusiv oder erschöpfend geltenden Info-Angebote. Insgesamt soll es mehrere Hundertausend Websites unterschiedlicher Qualität geben, die von Google und Co kaum oder gar nicht erfasst werden.

Daran ändert auch Yahoo kaum etwas

Gerade einmal sieben von diesen verborgenen Seiten wird Yahoo künftig erschließen, drei weitere sollen folgen. Das hat mit einer echten Erschließung des Deep Web ungefähr so viel zu tun, wie Schnorcheln in der Badewanne mit Tiefseetauchen, dürfte aber eine sowohl gegenüber den Web-Nutzern wie auch den Info-Anbietern gut vermarktbare Dienstleistung darstellen. Und was könnte sich ein Suchmaschinenbetreiber besseres wünschen, als ein neues Geschäftsfeld, das sich gegenüber den Kunden werbewirksam als neuer USP und Kundendienst anpreisen lässt?

Und der sieht so aus: Abonnenten der "geschlossenen" Angebote (u.a. "Wall Street Journal", "Financial Times", "Forrester Research") wird Yahoo zunächst in den USA und Großbritannien die Möglichkeit bieten, die Datenbestände der abonnierten Dienste in die Recherche aufzunehmen. Die Fundstücke werden in einer herkömmlichen Ergebnisliste serviert. Zugang zu den Dokumenten erhält aber nur der, der auch über eine entsprechende Zugangsberechtigung verfügt.

Yahoo "leiht" sich also die Zugangsberechtigungen seiner Nutzer: Die dürfte daran freuen, dass sie ihre Recherchen nicht bei mehreren Anbietern wiederholen müssen, sondern von einer einzigen Schnittstelle aus erledigen können. Vergleichbar wird hier auch die Performance verschiedener kommerzieller Anbieter. Deren Motivation für die Teilnahme an "Yahoo Subscription Search" liegt zweifelsohne in der Hoffnung, neue Nutzer zugeführt zu bekommen.

Yahoo-Marketer Tim Mayer kündigt bereits an, dass es solche Services künftig noch mehr geben könne. Das alles klingt nach sehr viel Wind um sehr wenig Nutzwert, hat für Yahoo aber sicherlich einen nicht zu unterschätzenden strategischen Wert: Der Wert der Dienstleistung wird hier durch die Zielgruppe bestimmt.

Die dürfte eher klein, aber fein sein. Zu den nächsten, angedachten Deep-Web-Angeboten, die Yahoo erschließen möchte, gehört beispielsweise der Datenbankanbieter Lexis-Nexis. Der hält zahlreiche spezialisierte Datenbanken für Profis bereit. Je nachdem, wo man da nach was sucht, kostet das 75 bis 250 Dollar pro Nutzungswoche, oder 1 bis 12 Dollar pro gefundenem Dokument. Im Vergleich zu den Abo-Preisen aus Vor-Web-Zeiten sind das Schnäppchenpreise, denn alle großen Datenbankanbieter leiden unter der Konkurrenz des Webs.

Eine Erhöhung des "Traffics" durch Einbindung der Suchschnittstellen in einen Webdienst wie Yahoo dürfte da auch für die Betreiber kommerzieller Dienste höchst interessant sein. Die Bedingungen, unter denen Yahoo geschlossene Angebote in den Suchdienst mit aufnimmt, verhandelt das Unternehmen mit den Betreibern direkt.

Frank Patalong

Zusammenleben mit Robotern

SPIEGEL ONLINE - 16. Juni 2005, 09:57
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,359842,00.html
Interview mit Zukunftsforscher Steinmüller

"Wir werden mit Robotern zusammenleben"

Der Berliner Physiker Steinmüller blickt im Auftrag von Unternehmen in die Zukunft. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE prophezeit er das Verschwinden der Mittelschicht und eine Spaltung der Gesellschaft in Luxus- und Billig-Konsumenten. Im Jahr 2050 werden die Menschen mit technischen Wesen ganz selbstverständlich umgehen.

SPIEGEL ONLINE: Als Zukunftsforscher, der in diesem Jahr 55 wird, können Sie entspannt Visionen ersinnen. Ob diese tatsächlich eintreffen, werden Sie kaum noch selbst erleben.

Karlheinz Steinmüller: Typischerweise haben die Projekte, an denen wir arbeiten, einen Zeithorizont von 10, 15 Jahren. Einen ganzen Teil davon werden wir durchaus erleben. Zukunftsforscher zu sein, ist schon etwas risikoreich, weil man von Auftraggebern immer wieder nach Referenzen gefragt wird. Wir werben aber nicht damit, dass wir 1992 mal eine gute Prognose gemacht haben.

SPIEGEL ONLINE: Wann ist Ihnen denn eine gute Prognose geglückt?

Steinmüller: Prognosen machen wir ganz selten. Wir haben da eher den Spruch von Mark Twain verinnerlicht: 'Vorhersagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.' Die Zukunft ist für uns ein Möglichkeitsraum. Das heißt, es gibt nicht die eine Prognose. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die man nach ihrer Wahrscheinlichkeit gewichten kann. Wir würden uns nie anmaßen zu sagen, die Zukunft wird genau so sein. Das Ziel der Zukunftsforschung ist, heute bessere Entscheidungen zu treffen.

SPIEGEL ONLINE: Was sehen sie denn als den wichtigsten Trend der nächsten zehn Jahre?

Steinmüller: Es gibt nicht den einen wichtigsten Trend. Wir haben eine Trenddatenbank aufgebaut, da sind 240 Trends aufgelistet. Davon sind einige zentral. Für uns in Deutschland ist die altbekannte Unterjüngung nach wie vor der wichtigste Trend. Der schlägt durch bis auf den Arbeitsmarkt, dessen Probleme sich zu einem großen Teil mit der demographischen Entwicklung erklären lassen. Und dann natürlich die stärkere Interaktion zwischen den Weltregionen - unsere Bezeichnung für den politischen Kampfbegriff Globalisierung. Die geistigen Austauschprozesse verlaufen schneller. Für uns interessant dabei: Innovationen kommen plötzlich nicht mehr nur aus Japan, den USA und den Tigerstaaten. Für Umweltinnovationen muss man vielleicht künftig in den Nahen Osten schauen.

SPIEGEL ONLINE: Stichwort Globalisierung. Europa und Asien sind ja heute geteilt in Japan und das relativ wohlhabende Westeuropa sowie aufstrebende Billiglohnländer. Wie wird sich diese Konstellation verändern?

Steinmüller: Wir haben ja einen erfreulichen Aufstieg von ehemaligen Billiglohnländern zu fortschrittlichen Industriestaaten in Südostasien erlebt. Man sieht, dass auch andere diese Chancen bekommen. China und Indien sind die Schwergewichte dabei. Es scheint so zu sein, dass sich eine Art globale Mittelschicht herausbildet mit guter Bildung und vergleichsweise hohem Einkommen, die Träger von Demokratisierungsprozessen werden kann - durchaus hoffnungsvolle Aussichten. Bei uns gerät die Mittelschicht dagegen stark unter Druck. Es zeichnet sich eine Spaltung in Luxus und Billig beim Konsumverhalten und in sozial schlechter Ausgestattete und Besserverdienende ab.

SPIEGEL ONLINE: In den sechziger Jahren wurden in Büchern verrückte Visionen über das Jahr 2000 verbreitet. Warum entwirft heute kaum noch jemand Bilder der Welt im Jahr 2050?

Steinmüller: Der seriösere Teil der Zukunftsforschung schreckt etwas vor so langen Zeiträumen zurück. Da weiß man, dass man nur spekulieren kann. Man kann einige wenige Dinge extrapolieren, etwa die Bevölkerungsentwicklung. Bei der Technologieentwicklung geht das nicht mehr. Wir haben den naiven Prognoseglauben aus den sechziger, siebziger Jahren verloren, nachdem sich sehr viele Prognosen als falsch erwiesen haben. Wir sind zwar zum Mond geflogen, auf die Mondstation warten wir aber bis heute, ebenso auf die kontrollierte Kernfusion. Aber es ist erstaunlich, wie viele überzogene Zukunftsvisionen auch heute verbreitet sind. Ich denke nur an den ominösen Nano-Roboter, der durch unser Blut schwimmt und den Kalk von den Arterien klopft. Der ist völlig unrealistisch - er ist die Mondstation von heute.

SPIEGEL ONLINE: Welche in Zukunft wichtigen Technologien werden nach Ihrer Meinung heute unterschätzt?

Steinmüller: In der gesamten Breite der Nanotechnologie steckt schon eine Menge Musik drin, und zwar in Kombination mit Biotechnologie. Was von der Öffentlichkeit nicht hinreichend wahrgenommen wird das sind die Entwicklungen der sogenannten Cognitive Sciences, der Hirnforschung. Da hat sich in den letzten zehn Jahren, der Dekade des Gehirns, sehr viel getan. Wir verstehen nicht nur besser, wie sich neurodegenerative Krankheiten herausbilden und was man dagegen tun kann. Wir verstehen auch Lernprozesse besser. Und vielleicht gehen davon ja auch Impulse in die Pädagogik aus. Wir lernen, das Denken zu verstehen - das ist eine ganz spannende Sache.

SPIEGEL ONLINE: Wird es künstliche Intelligenz tatsächlich geben?

Steinmüller: Wir leben ja in einer Welt, in der alle möglichen Dinge intelligent genannt werden.

SPIEGEL ONLINE: Die in Wirklichkeit dumm sind.

Steinmüller: Ja, ja. Aber künstliche Dummheit ist genauso schwierig zu erzeugen wie künstliche Intelligenz. Es sind zwei Aspekte: Zum einen glaube ich nicht, dass wir auf absehbare Zeit, schon gar nicht bis 2050, so etwas wie ein maschinelles Bewusstsein hinbekommen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in dieser Zeit technische Wesen, entweder nur aus Software, also Avatare, oder vielleicht auch Roboter als Agenten wahrnehmen, also als handelnde Systeme, mit denen wir auf quasi menschliche Weise kommunizieren und vielleicht sogar zusammenleben. Das heißt, wir werden neben den Tieren technische Wesen bekommen, mit denen wir ganz selbstverständlich umgehen. Das wird unsere Gesellschaft wahnsinnig verändern. Wir übertragen ja heute schon eine Menge Emotionen auf Haustiere und technische Geräte. Wir projizieren in diese so eine Art Seelenleben hinein. Wenn technische Wesen hinreichend komplexe Reaktionsmuster entfalten, dann ist der Drang noch sehr viel stärker, da so etwas hineinzusehen. Möglicherweise werden wir also mit Dingen, die nicht bewusst sind, umgehen, als wären sie bewusst.

Das Interview führte Holger Dambeck

Mittwoch, 1. Juni 2005

Paris - Bielefeld

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Dienstag, 31. Mai 2005

Deutsche kaufen online ein

Artikel URL: http://de.news.yahoo.com/050531/12/4k9rw.html


Dienstag 31. Mai 2005, 04:48 Uhr
Computer & Cyberspace Hamburger und Nürnberger kaufen am meisten im Internet ein
Frankfurt/Main (AP) Die Hamburger und Nürnberger liegen beim Online-Shopping in Deutschland auf Platz eins und zwei. Danach folgen die Bewohner der Postleitzahlbezirke 14 (Berlin/Potsdam), 22 (Hamburger Umland) und 63 (Offenbach mit Umland). Dies ist das Ergebnis einer Auswertung von 20 Millionen Internet-Bestellungen, die im vergangenen Jahr über die Firma Pago eTransaction Services GmbH abgewickelt wurden.

Noch nicht einmal jede siebte Bestellung von Waren und Dienstleistungen im Internet kommt aus Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen. Der Anteil der ostdeutschen Online-Shopper sank im vergangenen Jahr von 22 auf 13,5 Prozent - bei einem ostdeutschen Bevölkerungsanteil von 16,4 Prozent. «Dieser Rückgang entspricht recht genau dem Verlust an Kaufkraft in den neuen Bundesländern», heißt es im Pago-Report 2005.

Der durchschnittliche Wert des Warenkorbs bei einer Internet-Bestellung blieb in Deutschland mit 54,54 Euro (2003: 54,89 Euro) weitgehend unverändert. Nach Regionen unterschieden lagen auch hier die Bewohner Nordwestdeutschlands an der Spitze: Bestellungen aus Orten, deren Postleitzahl mit einer 2 anfängt, hatten einen Warenwert von durchschnittlich 122,90 Euro. Ihrem Ruf als sparsame Schwaben wurden die Bewohner der Region zwischen Heilbronn und dem Bodensee gerecht - in den Orten mit einer 7er Postleitzahl erreichte der durchschnittliche Warenwert lediglich 27,43 Euro. Die Pago-Analytiker merken allerdings an, dass in diesen Wert übermäßig viele Transaktionen der Telekommunikationsbranche mit besonders niedrigen Beträgen eingingen.

Bei der Art der Zahlungsmittel habe es die Kreditkarte in Deutschland weiter schwer, sagte Pago-Geschäftsführer Rüdiger Trautmann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Sie kommt nur bei 28,7 Prozent aller Bestellungen von deutschen Online-Shoppern zum Einsatz, nachdem es 2003 noch fast 35 Prozent waren. Trotz des höheren Risikos für den Händler wickeln nahezu 64 Prozent der deutschen Online-Shopper ihre Bestellungen über das elektronische Lastschriftverfahren ab. Dabei seien Bestellungen mit einer Lastschrift ohne Deckung auf dem Konto die häufigste Betrugsform beim Online-Einkauf, erklärte Trautmann. «Der Anreiz, sich irgendetwas umsonst zu besorgen, ist sehr hoch.»

Hingegen ist die Kreditkarte in Großbritannien fast das alleinige Zahlungsmittel. Dort verdoppelte sich der Wert je Online-Bestellung im vergangenen Jahr auf 114,38 Euro. Dabei bestellen die deutschen Internet-Nutzer zu rund 96 Prozent nur bei Online-Shops im eigenen Land, während die britischen Online-Shops auch viele internationale Käufer anlocken. Die Angebote deutscher Online-Shops seien für Internet-Nutzer im Ausland nicht attraktiv genug, heißt es in der Studie.

Freitag, 20. Mai 2005

Das Google-Buch

Google
Leben mit der Suchmaschine
Von Eberhard Rathgeb


20. Mai 2005 Das Wort „googeln” steht schon im Duden. Die Wendung „Ich google dir eine” im bekannten Sinne von „Ich semmel' dir eine” ist nicht geläufig. Googeln ist damit erst einmal eine ganz friedliche Handlung - so, wie „im Katalog nachschlagen” ja auch nicht in der Bedeutung von „im Katalog nachsemmeln” auftritt.


Früher, als der lernende Mensch noch vor den Bücherbergen saß und sich auf dem Weg in die ferne Gelehrsamkeit durch diese Massen hindurchlesen mußte, konnte es einem Adepten auf den gut gefüllten und sortierten Kopf passieren, daß er beim Eintritt in eine Klosterbibliothek, die mit alten und meistens in den weitgehend vergessenen Sprachen Latein oder Griechisch geschriebenen Büchern bis an die hohen Decken vollgestopft war, mit den hingehauchten Worten in Ohnmacht fiel: Nicht zu schaffen, das schaffe ich beim besten Willen nicht.

Mediale Menschenfreundlichkeit

Vor Google aber ist noch kein Benutzer, soweit aus der Google-Welt zu erfahren war, in dem bedrückenden, ja vernichtenden Gefühl zusammengebrochen, seine Lebenszeit werde nicht ausreichen, alle Einträge anzuklicken. Das spricht für Google. Das deutet auf eine neue mediale Menschenfreundlichkeit hin. Abgesehen davon, daß googeln in den meisten Fällen wesentlich bequemer ist, als in Katalogen oder dicken Wälzern nachzuschlagen. Das angesammelte Wissen haut heute einen Googler nicht um. Er schaut in die Masse des Wissens, die Google ihm eröffnet, und - klickt.

Google ging im Herbst des letzten Jahres an die Börse. Google beschäftigt dreitausend Mitarbeiter. Google verfügt über einhunderttausend Server. Der Anteil von Google auf dem amerikanischen Markt liegt bei achtundvierzig Prozent, in Deutschland liegt er bei achtzig Prozent. Google ist nicht Gott, sondern eine Suchmaschine. Google ist kein traditionelles Medienunternehmen. Keiner käme heute auf den Gedanken, auf die Straße zu gehen und lauthals zu fordern: Enteignet Google, so, wie vor rund vierzig Jahren junge kritische Gemüter auf die Straße gingen und lauthals „Enteignet Springer” forderten.

Die Linken heute sind anders

Damals wurde mir nichts, dir nichts ein kleiner Strukturwandel der Öffentlichkeit inszeniert und eine Gegenöffentlichkeit mit Flugblättern und Broschüren, Diskussionsveranstaltungen und linken Buchläden eröffnet und am Laufen gehalten. Das alles brauchen die Linken heute nicht mehr dringend. Der antikapitalistische Geist organisiert sich im Netz, so, wie ja auch zum Beispiel der Bundeskanzler im Netz steht und um Aufmerksamkeit winkt. Die einen findet man unter www.indymedia.org, den anderen unter www.bundeskanzler.de.

Das „www” ist heute so etwas wie das Kaufhaus in den deutschen Wirtschaftswunderjahren: Hier konnte man tatsächlich alles finden, was man brauchte. An die Stelle des freundlichen und nur im geheimen sich die Hände reibenden Verkäufers, der einen durch die Welt der Angebote in die gesuchte Abteilung und vor die begehrte Ware führte, ist die freundliche und sich nur im geheimen die Hände reibende Suchmaschine Google getreten.

Es gibt eben alles

Wer etwas über Google und die Welt mit Google erfahren möchte, kann bei Google nachschauen - oder in dem Buch „Die Google-Gesellschaft” herumlesen. Das Buch ist informativ und bietet Einblick in allerlei Gegenden, die manchen vielleicht nicht geläufig sind: Online-Forschung, Online-Beratung, Online-Journalismus, Foren der Gegenöffentlichkeit, Erläuterungen zum Google-Geschäft, Lernwelten und so weiter. Es gibt eben alles: Blusen, Schuhe, Handwerkerbedarf, Küchengeräte, Sportausrüstung.

Für den finanziell potenten Warenkonsumenten war die Eröffnung des Kaufhauses ein einschneidendes seelisches Erlebnis. Die Vorstellung, daß in einem großen Betonkasten alles zu haben war, rumorte in seinem Innern weiter und bereitete den nächsten Besuch vor. Den Googlern ergeht es nicht anders, ein Leben ohne Google wäre kein reiches Leben mehr, wenn Leben denn bedeutet: an der Welt teilzunehmen - indem man sich Wissen über was, wann, wo, wie, wer, womit, wohin, weshalb verschafft.

Ob wir deshalb schon gleich in einer Google-Gesellschaft leben? Erst gab es die Nachkriegsgesellschaft (Schweigen und Zukunft bauen), dann kam die Warengesellschaft (Kapitalismus ist Konsumterror), später die Risikogesellschaft (Wollen wir heiraten?), noch später kam die Erlebnisgesellschaft (Was machen wir denn heute abend?), noch viel später kam die Wissensgesellschaft (Wer nichts weiß, rückt zurück auf Los) und nun - die Google-Gesellschaft (Googler aller Länder, vergoogelt euch). Das ist uns etwas zu vollmundig.


Kai Lehmann, Michael Schetsche (Hrsg.): „Die Google-Gesellschaft”. Vom digitalen Wandel des Wissens. transcript Verlag, Bielefeld 2005. 408 S., br., 26,80 [Euro].

Text: F.A.Z., 20.05.2005, Nr. 115 / Seite 43
Bildmaterial: AP

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