Hans-Rudolf Wöhrl will Plympic Airlines retten
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,341936,00.html
Neues Abenteuer: Airline-Liebhaber Wöhrl an Olympic interessiert
Von Matthias Streitz
Bald zwei Jahre ist es her, dass der Luftfahrt-Fan Hans-Rudolf Wöhrl für einen symbolischen Euro die Krisen-Airline Deutsche BA kaufte - nun ist er bereit für neue Wagnisse. Der Nürnberger traut sich zu, die völlig marode griechische Staatsairline Olympic zu sanieren.
Risiko-Liebhaber Wöhrl: Neuer Einsatzort Athen?
Hamburg - Sprecher der dba bestätigten am Abend gegenüber SPIEGEL ONLINE, dass Wöhrl kürzlich nach Athen gereist sei und mit der dortigen Regierung über die geplante Privatisierung der Fluggesellschaft gesprochen habe. Wöhrl sei interessiert daran, bei dieser Privatisierung eine Rolle zu spielen.
Nach Auskunft der Sprecher ist die dba selbst nicht direkt involviert. Von einer Olympic-Übernahme durch die dba, von der das "Handesblatt" in seiner Mittwochsausgabe berichtet, könne also keine Rede sein. Wöhrl handle vielmehr in seiner Rolle als Chef und Gesellschafter der Beteiligungs- und Beratungsgesellschaft Intro GmbH.
Keine Auskunft gaben die Sprecher zu der Frage, ob Wöhrl eine alleinige Übernahme von Olympic anstrebe oder andere Modelle wie etwa eine Beteiligung und eine Lösung mit mehreren Partnern möglich seien.
Titanische Aufgabe
Die Sanierung des Griechenfliegers wäre Wöhrls bisher wohl schwierigste Prüfung: Olympic Airlines, früher Olympic Airways, gilt als Dauerkrisenfall unter den staatlichen Carriern in Europa und wäre ohne vielfache Hilfe der Athener Regierung längst bankrott. Mehrere bisherige Privatisierungsversuche sind gescheitert.
Im Jahr 2003 hatte der Staatsflieger bei nur 64 Millionen Euro Umsatz einen Verlust von gut 23 Millionen gemacht - die Zahlen für 2004 liegen noch nicht vor. Der griechische Verkehrsminister Michael Liapis hatte gewarnt, der schnelle Verkauf sei die letzte Chance für Olympic. Immerhin: Neben Wöhrls Intro soll es noch sechs weitere Interessenten geben.
Wöhrl, 58, ist Erbe und Miteigentümer der Modekette Wöhrl, begeistert sich aber seit seiner Jugend für die Luftfahrt und ist ausgebildeter Pilot. Schon 1974 gründete er den Nürnberger Flugdienst NFD, der später in Eurowings aufging. Wöhrl wurde so zum Pionier des Regionalflugverkehrs in Deutschland.
Baustellen auch in München
Für Furore sorgte er, als er im Juni 2003 ebenfalls über die Intro GmbH die chronisch verlustreiche Deutsche BA für einen symbolischen Euro von der überforderten Mutter British Airways übernahm. Wöhrl hat die inzwischen in dba umgetaufte Airline zur Überraschung vieler Skeptiker bisher erfolgreich saniert - im Geschäftsjahr 2004/2005, das am 31. März endet, soll sie erstmals auf ein ausgeglichenes Ergebnis oder einen kleinen Profit kommen. Wöhrl hat die dba bis April 2004 selbst geführt und sich dann in den Aufsichtsrat zurückgezogen.
Über den Berg ist die Airline aber noch nicht: Mit zuletzt 14 Maschinen ist sie ein kleiner Player auf dem europäischen Flugmarkt, der durch die Expansion von Ryanair und easyJet und immer neue Billigairline-Gründungen durcheinandergewirbelt wird. Die Münchner Fluglinie denkt daher über eine engere Kooperation mit Germania Express (gexx) nach. Nach Aussage von Germania-Eigentümer Heinrich Bischoff ist sogar eine Fusion der beiden Firmen nicht ausgeschlossen.