Capitol-Blick, Durchblick?
SEC-Kommissare rangeln um Büros
Der Blick auf das Kapitol ist in Washington ein Statussymbol/Umzug in die neue Zentrale
nks. NEW YORK, 17. Februar. Die fünf Kommissionsmitglieder der amerikanischen Börsenaufsicht SEC hatten in den vergangenen Jahren wahrlich richtungweisende Entscheidungen zu treffen. Es ging um verschärfte Bilanzierungsregeln, die Kontrolle milliardenschwerer Hedge Fonds oder die Höhe der Strafe für Investmentbanken, deren Geschäftspraktiken zu wünschen übrigließen. Schon dabei herrschte innerhalb der Kommission selten Einigkeit. Unter der Ägide des derzeitigen SEC-Vorsitzenden William Donaldson wurden nur 1,5 Prozent der Entscheidungen einstimmig getroffen.
Bei ihrem jüngsten Disput deutet sich auch keine Einstimmigkeit der Kommissare an, obwohl das Thema auf eine gewisse Weise ebenfalls richtungweisend ist. Es geht nämlich um die Blickrichtung ihrer eigenen Büros. Die SEC zieht innerhalb Washingtons um, und in der neuen Zentrale wird nicht mehr jeder Kommissar ein Büro mit Blick auf das Kapitol besitzen.
Chairman Donaldson hat gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg eingeräumt, daß der Umzug eine heikle Angelegenheit ist. "Wer jemals einen Büroumzug mitgemacht hat, weiß, daß es zum heißen Thema wird. Wir werden keine Ausnahme sein", hatte Donaldson Ende Januar gesagt. Bis jetzt ist bei der SEC immer noch keine Entscheidung darüber gefallen, hieß es. Der Umzug steht im März an.
Die SEC zieht um, obwohl das neue Gebäude noch nicht ganz fertiggestellt ist. Dort wird Donaldson ein standesgemäßes Eckbüro im zehnten Stock beziehen. Daneben gibt es ein weiteres Büro, das für ein Kommissionsmitglied vorgesehen ist. Beide Zimmer haben Kapitol-Blick und teilen sich eine Terrasse. Den drei Kommissaren, die das Nachsehen haben werden, wird für eine Übergangszeit von sieben Monaten dagegen ein Blick auf Eisenbahngleise zugemutet - freilich von Büros aus, die eine eigene Toilette und Dusche aufweisen. Nach dem Umzug in ihre permanenten Arbeitszimmer haben sie dann Ausblick auf eine Wohngegend.
Der Streit verläuft nicht entlang der üblichen parteipolitischen Gräben innerhalb der SEC-Kommissare, die vom Präsidenten berufen werden. Der Demokrat Roel Campos und die Republikanerin Cynthia Glassman bestehen beide auf KapitolBlick. Und Glassmans Parteigenosse Paul Atkins, trotz gleicher Parteizugehörigkeit einer der schärfsten Kritiker von Chairman Donaldson, findet es grundsätzlich unfair, wenn einer der normalen Kommissare ein besseres Büro erhalten sollte. Glassman hat schon ihr Dienstalter in die Waagschale geworfen, weil sie 2002 als erste der derzeit amtierenden Kommissare vereidigt wurde. Der einzige, der keine Ansprüche auf das Büro mit Kapitol-Blick angemeldet hat, ist Harvey Goldschmid. Goldschmid wird die Behörde aber im August verlassen.
James Cox, ein Professor für Wertpapierrecht an der Duke-Universität, macht die Bauplaner für den Konflikt verantwortlich. "Die Architekten haben einen erstaunlichen Mangel an Sensibilität gegenüber der Politik und den Persönlichkeiten von Leuten erwiesen, die vom Präsidenten ernannt werden", meint Cox. Die Größe des Büros gehöre zu wichtigen Anreizen für Leute, die hohe Gehälter in der Privatwirtschaft aufgeben, um für eine Behörde zu arbeiten. Ein gemeiner SEC-Kommissar erhält 140300 Dollar im Jahr. Der Chairman verdient 149200 Dollar.
Die einzigen, die schon eine Lösung für ihre Büroverteilung gefunden haben, sind die 3000 gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter der SEC. Die wählen ihre Büros nach Betriebszugehörigkeit aus, erläuterte Gewerkschaftsfunktionär Michael Clampitt gegenüber "Bloomberg". Die Gewerkschaftsmitglieder seien angesichts der latenten Terrorbedrohung aber vor allem an der Sicherheit des Gebäudes interessiert. Clampitt: "Wir befassen uns nicht so sehr mit dem Blick auf das Kapitol, wir machen uns eher Sorgen, daß wir neben dem Kapitol in die Luft gejagt werden."
Text: F.A.Z., 18.02.2005, Nr. 41 / Seite 25
Der Blick auf das Kapitol ist in Washington ein Statussymbol/Umzug in die neue Zentrale
nks. NEW YORK, 17. Februar. Die fünf Kommissionsmitglieder der amerikanischen Börsenaufsicht SEC hatten in den vergangenen Jahren wahrlich richtungweisende Entscheidungen zu treffen. Es ging um verschärfte Bilanzierungsregeln, die Kontrolle milliardenschwerer Hedge Fonds oder die Höhe der Strafe für Investmentbanken, deren Geschäftspraktiken zu wünschen übrigließen. Schon dabei herrschte innerhalb der Kommission selten Einigkeit. Unter der Ägide des derzeitigen SEC-Vorsitzenden William Donaldson wurden nur 1,5 Prozent der Entscheidungen einstimmig getroffen.
Bei ihrem jüngsten Disput deutet sich auch keine Einstimmigkeit der Kommissare an, obwohl das Thema auf eine gewisse Weise ebenfalls richtungweisend ist. Es geht nämlich um die Blickrichtung ihrer eigenen Büros. Die SEC zieht innerhalb Washingtons um, und in der neuen Zentrale wird nicht mehr jeder Kommissar ein Büro mit Blick auf das Kapitol besitzen.
Chairman Donaldson hat gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg eingeräumt, daß der Umzug eine heikle Angelegenheit ist. "Wer jemals einen Büroumzug mitgemacht hat, weiß, daß es zum heißen Thema wird. Wir werden keine Ausnahme sein", hatte Donaldson Ende Januar gesagt. Bis jetzt ist bei der SEC immer noch keine Entscheidung darüber gefallen, hieß es. Der Umzug steht im März an.
Die SEC zieht um, obwohl das neue Gebäude noch nicht ganz fertiggestellt ist. Dort wird Donaldson ein standesgemäßes Eckbüro im zehnten Stock beziehen. Daneben gibt es ein weiteres Büro, das für ein Kommissionsmitglied vorgesehen ist. Beide Zimmer haben Kapitol-Blick und teilen sich eine Terrasse. Den drei Kommissaren, die das Nachsehen haben werden, wird für eine Übergangszeit von sieben Monaten dagegen ein Blick auf Eisenbahngleise zugemutet - freilich von Büros aus, die eine eigene Toilette und Dusche aufweisen. Nach dem Umzug in ihre permanenten Arbeitszimmer haben sie dann Ausblick auf eine Wohngegend.
Der Streit verläuft nicht entlang der üblichen parteipolitischen Gräben innerhalb der SEC-Kommissare, die vom Präsidenten berufen werden. Der Demokrat Roel Campos und die Republikanerin Cynthia Glassman bestehen beide auf KapitolBlick. Und Glassmans Parteigenosse Paul Atkins, trotz gleicher Parteizugehörigkeit einer der schärfsten Kritiker von Chairman Donaldson, findet es grundsätzlich unfair, wenn einer der normalen Kommissare ein besseres Büro erhalten sollte. Glassman hat schon ihr Dienstalter in die Waagschale geworfen, weil sie 2002 als erste der derzeit amtierenden Kommissare vereidigt wurde. Der einzige, der keine Ansprüche auf das Büro mit Kapitol-Blick angemeldet hat, ist Harvey Goldschmid. Goldschmid wird die Behörde aber im August verlassen.
James Cox, ein Professor für Wertpapierrecht an der Duke-Universität, macht die Bauplaner für den Konflikt verantwortlich. "Die Architekten haben einen erstaunlichen Mangel an Sensibilität gegenüber der Politik und den Persönlichkeiten von Leuten erwiesen, die vom Präsidenten ernannt werden", meint Cox. Die Größe des Büros gehöre zu wichtigen Anreizen für Leute, die hohe Gehälter in der Privatwirtschaft aufgeben, um für eine Behörde zu arbeiten. Ein gemeiner SEC-Kommissar erhält 140300 Dollar im Jahr. Der Chairman verdient 149200 Dollar.
Die einzigen, die schon eine Lösung für ihre Büroverteilung gefunden haben, sind die 3000 gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter der SEC. Die wählen ihre Büros nach Betriebszugehörigkeit aus, erläuterte Gewerkschaftsfunktionär Michael Clampitt gegenüber "Bloomberg". Die Gewerkschaftsmitglieder seien angesichts der latenten Terrorbedrohung aber vor allem an der Sicherheit des Gebäudes interessiert. Clampitt: "Wir befassen uns nicht so sehr mit dem Blick auf das Kapitol, wir machen uns eher Sorgen, daß wir neben dem Kapitol in die Luft gejagt werden."
Text: F.A.Z., 18.02.2005, Nr. 41 / Seite 25
junge - 18. Feb, 14:58
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