Wagniskapital bleibt Mangelware
Investitionen
Wagniskapital bleibt Mangelware
16. Februar 2005 Auf dem deutschen Wagniskapitalmarkt ist die erhoffte Trendwende trotz einzelner Lichtblicke nicht gelungen. So sind im vergangenen Jahr die Risikokapital-Investitionen um 7 Prozent auf 501 Millionen Euro zurückgegangen, ergab eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young und des Analyseinstituts Venture-One. Im Vergleich zum Boomjahr 2000 sanken die Investitionen sogar um 85 Prozent. Zudem hinkte der deutsche Markt dem europäischen abermals hinterher, denn auf dem gesamten Kontinent gingen die Investitionen im Jahr 2004 nur um ein Prozent auf 3,49 Milliarden Euro zurück.
Deutschland sei im Vergleich zu den angelsächsischen Märkten in der Wagnisfinanzierung noch ein „Schwellenland”, urteilt Götz Hoyer von der auf Beteiligungskapital spezialisierten Beratung Mackewicz & Partner. Besonders ausgetrocknet ist hierzulande die Finanzierung von Gründungsunternehmen und noch nicht etablierten Geschäftsmodellen (Seed- oder Frühphasenfinanzierung). „Die Beteiligungsunternehmen vertrauen vor allem auf das Wachstum reifer und bereits etablierter Unternehmen. Jüngere Unternehmen, deren Entwicklung mit größeren Risiken behaftet ist, haben es nach wie vor schwerer, Investoren zu überzeugen”, kommentiert Ernst-&-Young-Partnerin Julie Teigland diesen Trend. Mit nur 34 sogenannten Seed- und Erstrundenfinanzierungen seien diese auf den niedrigsten Stand der vergangenen fünf Jahre gefallen.
Schlechte Erfahrungen
Viele Wagniskapitalgeber haben sich in der Hochphase der New Economy an nicht ausgereiften Geschäftsmodellen die Finger verbrannt und neigen nun dazu, sich mit ersten Umsätzen auf etablierte Unternehmen zu konzentrieren. Für neugegründete Unternehmen bleiben die sogenannten Business Angels, von denen es in Deutschland im internationalen Vergleich allerdings zuwenig gibt, und staatliche Geldgeber. Hier sollte in diesem Jahr eigentlich neues Geld sprudeln, da die Bundesregierung einen eigenen Frühphasen-Fonds im Volumen von 200 Millionen Euro geplant hatte. Doch die Finanzierung hängt von der im Vermittlungsausschuß steckengebliebenen Abschaffung der Eigenheimzulage ab.
Anlaß zur Hoffnung geben aber die deutschen Beteiligungsgesellschaften, die im vergangenen Jahr erstmals wieder mehr investierten als in den Vorjahren. Laut dem „Venture Capital-Panel” der Beratung Mackewicz & Partner investierten die deutschen Wagniskapitalgeber 469 Millionen Euro und damit mehr als 100 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Zudem stiegen die neu abgeschlossenen Beteiligungen von 74 auf 94 und „signalisieren eine deutliche Belebung der Branche”, heißt es in der Studie. Der aktivste Investor war im Jahr 2004 die Münchener Techno Venture Management (TVM), die knapp 90 Millionen Euro neu investierte (siehe Grafik). Darauf folgte die börsennotierte 3i-Gruppe, die 67 Millionen Euro für neue Beteiligungen ausgab. Investitionsschwerpunkte waren abermals die Biotechnologie- und Pharmaindustrie sowie die Softwarebranche.
„Ich bin nicht optimistisch”
Lebenszeichen hatte die deutsche Risikokapitalszene jüngst auch durch neu aufgelegte Fonds von sich gegeben. So meldeten die Branchenführer TVM und Wellington erste Erfolge beim Einsammeln der Gelder. Nach Einschätzung des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) werden in diesem Jahr rund 30 Wagniskapitalfirmen neue Fonds auflegen. Viele werden es aber wohl nicht schaffen: „Ich bin da nicht optimistisch”, sagte Thomas Kühr, Vorstandschef des BVK. Problematisch ist die große Zurückhaltung deutscher Fondsinvestoren. So kam auch bei Wellington und TVM das Gros der Investoren aus dem Ausland. Dabei ist der Einstiegszeitpunkt in Deutschland laut einer Studie von Mackewicz & Partner derzeit günstiger denn je, da die Unternehmensbeteiligungen für wenig Geld zu haben sind. Außerdem habe sich der deutsche Wagniskapitalmarkt in den vergangenen fünf Jahren professionalisiert.
Text: da., F.A.Z., 17.02.2005, Nr. 40 / Seite 23
Wagniskapital bleibt Mangelware
16. Februar 2005 Auf dem deutschen Wagniskapitalmarkt ist die erhoffte Trendwende trotz einzelner Lichtblicke nicht gelungen. So sind im vergangenen Jahr die Risikokapital-Investitionen um 7 Prozent auf 501 Millionen Euro zurückgegangen, ergab eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young und des Analyseinstituts Venture-One. Im Vergleich zum Boomjahr 2000 sanken die Investitionen sogar um 85 Prozent. Zudem hinkte der deutsche Markt dem europäischen abermals hinterher, denn auf dem gesamten Kontinent gingen die Investitionen im Jahr 2004 nur um ein Prozent auf 3,49 Milliarden Euro zurück.
Deutschland sei im Vergleich zu den angelsächsischen Märkten in der Wagnisfinanzierung noch ein „Schwellenland”, urteilt Götz Hoyer von der auf Beteiligungskapital spezialisierten Beratung Mackewicz & Partner. Besonders ausgetrocknet ist hierzulande die Finanzierung von Gründungsunternehmen und noch nicht etablierten Geschäftsmodellen (Seed- oder Frühphasenfinanzierung). „Die Beteiligungsunternehmen vertrauen vor allem auf das Wachstum reifer und bereits etablierter Unternehmen. Jüngere Unternehmen, deren Entwicklung mit größeren Risiken behaftet ist, haben es nach wie vor schwerer, Investoren zu überzeugen”, kommentiert Ernst-&-Young-Partnerin Julie Teigland diesen Trend. Mit nur 34 sogenannten Seed- und Erstrundenfinanzierungen seien diese auf den niedrigsten Stand der vergangenen fünf Jahre gefallen.
Schlechte Erfahrungen
Viele Wagniskapitalgeber haben sich in der Hochphase der New Economy an nicht ausgereiften Geschäftsmodellen die Finger verbrannt und neigen nun dazu, sich mit ersten Umsätzen auf etablierte Unternehmen zu konzentrieren. Für neugegründete Unternehmen bleiben die sogenannten Business Angels, von denen es in Deutschland im internationalen Vergleich allerdings zuwenig gibt, und staatliche Geldgeber. Hier sollte in diesem Jahr eigentlich neues Geld sprudeln, da die Bundesregierung einen eigenen Frühphasen-Fonds im Volumen von 200 Millionen Euro geplant hatte. Doch die Finanzierung hängt von der im Vermittlungsausschuß steckengebliebenen Abschaffung der Eigenheimzulage ab.
Anlaß zur Hoffnung geben aber die deutschen Beteiligungsgesellschaften, die im vergangenen Jahr erstmals wieder mehr investierten als in den Vorjahren. Laut dem „Venture Capital-Panel” der Beratung Mackewicz & Partner investierten die deutschen Wagniskapitalgeber 469 Millionen Euro und damit mehr als 100 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Zudem stiegen die neu abgeschlossenen Beteiligungen von 74 auf 94 und „signalisieren eine deutliche Belebung der Branche”, heißt es in der Studie. Der aktivste Investor war im Jahr 2004 die Münchener Techno Venture Management (TVM), die knapp 90 Millionen Euro neu investierte (siehe Grafik). Darauf folgte die börsennotierte 3i-Gruppe, die 67 Millionen Euro für neue Beteiligungen ausgab. Investitionsschwerpunkte waren abermals die Biotechnologie- und Pharmaindustrie sowie die Softwarebranche.
„Ich bin nicht optimistisch”
Lebenszeichen hatte die deutsche Risikokapitalszene jüngst auch durch neu aufgelegte Fonds von sich gegeben. So meldeten die Branchenführer TVM und Wellington erste Erfolge beim Einsammeln der Gelder. Nach Einschätzung des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) werden in diesem Jahr rund 30 Wagniskapitalfirmen neue Fonds auflegen. Viele werden es aber wohl nicht schaffen: „Ich bin da nicht optimistisch”, sagte Thomas Kühr, Vorstandschef des BVK. Problematisch ist die große Zurückhaltung deutscher Fondsinvestoren. So kam auch bei Wellington und TVM das Gros der Investoren aus dem Ausland. Dabei ist der Einstiegszeitpunkt in Deutschland laut einer Studie von Mackewicz & Partner derzeit günstiger denn je, da die Unternehmensbeteiligungen für wenig Geld zu haben sind. Außerdem habe sich der deutsche Wagniskapitalmarkt in den vergangenen fünf Jahren professionalisiert.
Text: da., F.A.Z., 17.02.2005, Nr. 40 / Seite 23
junge - 17. Feb, 11:11
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